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1022 - Der Lockvogel

1022 - Der Lockvogel

Titel: 1022 - Der Lockvogel
Autoren: Jason Dark
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wird weniger. Der Trog ist schon über die Hälfte geleert, und du kannst dir ausrechnen, wann er ganz leer sein wird. Damit wir beide lange etwas davon haben und auch Buddy hin und wieder einen Schluck abbekommt, sollten wir es einteilen und nicht zu gierig sein. Mehr kann ich dir auch nicht sagen. So ist das nun mal.«
    Eddie senkte den Kopf. Er schluckte. Ihm war zum Heulen zumute. Er stand kurz vor dem Zusammenbruch. Das Zittern konnte er nicht vermeiden, und auch der Kloß steckte wieder dick in seiner Kehle. Ihm war beileibe nicht viel gesagt worden, aber auch das Wenige hatte ausgereicht, um ihn fast verzweifeln zu lassen. Es gab keinen Grund, dem anderen nicht zu glauben, und doch war er noch in der Lage, sich Fragen zu stellen. Ihn interessierte einfach, weshalb dies alles hier geschehen war. Wie konnte es nur so weit kommen?
    Und was steckte dahinter?
    Die Frau! Die blonde Polizistin. Oder die falsche Polizistin. Etwas anderes konnte es nicht geben. Diese Person war der Grund, sie war das Motiv, denn sie hatte Eddie niedergeschlagen und abtransportiert.
    »Denkst du an sie?« fragte Glenn flüsternd, als hätte er Eddies Gedanken erraten.
    »Ja, daran denke ich.«
    »Und weiter?«
    »Ich frage mich, ob sie dich auch in die Falle gelockt hat.«
    Obwohl es ihm schwerfiel, mußte Simpson kichern. »Genau sie war es. Die schöne blonde Polizistin. Der teuflische Lockvogel. Sie hat auch mich auf dem Gewissen und dich wahrscheinlich auch, mein Lieber. Uns beide.«
    »Scheiße«, flüsterte Eddie.
    »Das kannst du laut sagen. Auch Buddy ist ihr auf den Leim gegangen.« Glenn prustete los. »Dabei hat er gedacht, sie flachlegen zu können. War aber nicht. Die andere war stärker. Sie hat ihn fertiggemacht, und jetzt hängen wir hier.«
    »Was sollten wir denn tun, verdammt?«
    »Nichts.«
    »Kommen wir hier nicht raus?«
    »Nur bis zur Tür. Ich habe den Keller hier durchsucht. Im Dunklen. Ich kenne mich aus. Das muß wohl mal eine alte Waschküche gewesen sein. An einer Wand gibt es zwei große Bassins. Sind aber leer. Wasser kommt auch nicht mehr aus den Hähnen. Ich weiß gar nicht mehr, wie die Sonne aussieht, Eddie.«
    »Habe ich auch schon vergessen.«
    »Warte ab, mein Freund, warte es nur ab.« Simpson hustete. »Mal eine andere Frage. Hast du Feuer?«
    »Wie?«
    »Ja, Feuer, mein Junge. Feuer bedeutet Licht. Streichhölzer oder so was. Ein Feuerzeug und…«
    »Klar, das habe ich.«
    Glenn ließ Eddie los. »Klasse, ein kleiner Lichtblick. Aber erschrick nicht, wenn du mich siehst. Ich liege schon länger hier und sehe entsprechend aus.«
    »Nein, nein, keine Sorge.« Eddie ärgerte sich, daß er selbst nicht an das Feuerzeug gedacht hatte. Es steckte tief in seiner Hosentasche.
    Er ließ die Hand hineingleiten und holte es hervor. Es war eines dieser Wegwerfdinger, aber es war noch gut gefüllt und würde lange eine Flamme abgeben.
    Er zündete es an. Das Licht war normal hell, aber für beide Männer schon zu hell, denn sie wurden geblendet und drehten ihre Köpfe zur Seite. Besonders Simpson stöhnte, freute sich allerdings auch, daß er wieder Licht gesehen hatte.
    Die Flamme war wieder verloschen.
    »Mach es noch mal an. Dann dreh dich leicht nach rechts, wenn du mich sehen willst.«
    »Ist gut.« Eddies Hände zitterten. Wieder tanzte die Flamme auf.
    Sie bewegte sich, sie malte zuckende Figuren in die Finsternis hinein, schuf Schatten und Licht, und sie ließ auch das Gesicht des Glenn Simpson nicht aus, das wie eine Maske wirkte.
    Schmutzig, bärtig. Eine dicke Nase. Graue, verschmierte Haare, die bis in die Stirn hingen. Ein feuchter, verklebter Mund. Augen, die sich fast geschlossen hatten.
    »Okay, Partner, jetzt weißt du Bescheid.«
    Die Flamme erlosch wieder. Dunkelheit lag wie eine dichte Decke über ihnen.
    Simpson mußte husten. Danach sagte er: »Jetzt weißt du, wie ich aussehe.«
    »Ja.«
    »Gegen Buddy bin ich noch super. Trotzdem kann man sich mit uns auf keiner Party blicken lassen.« Simpson hatte seinen Humor nicht verloren. Wahrscheinlich war es Galgenhumor.
    »Was ist denn mit Buddy?«
    »Er liegt länger hier.«
    »Aber er ist nicht tot?«
    »Noch nicht. Hin und wieder trinkt er was. Aber trinke du nur, wenn du wirklich Durst hast. Wir müssen uns das Wasser einteilen.«
    Eddie ballte beide Hände zu Fäusten. »Scheiße«, sagte er nur, »einteilen. Für wen denn? Für wen sollen wir uns das Wasser einteilen? Kannst du mir das erklären?«
    »Für uns.«
    »Und was hat man mit
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