Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1021 - Ich jagte den untoten Engel

1021 - Ich jagte den untoten Engel

Titel: 1021 - Ich jagte den untoten Engel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
durchsichtiger, aber sie blieb.
    Wenn ich das Ufer auf dem direkten Weg erreichen wollte, mußte ich in die Nebelwand hineinfahren. Ich überlegte, ob ich sie umfahren sollte, das hätte mich mehr Zeit gekostet, die die andere Seite durchaus hätte ausnutzen können.
    Deshalb blieb ich bei meinem ersten Vorsatz. Durch den Dunst, ihn zurücklassen und dann weitersehen. Wenn sich das andere Boot noch auf dem See befand, würde ich es auch sehen können.
    Der Nebel kam mir wieder vor wie ein aus Dunst gebauter Container, der auf den Wellen schaukelte, sich dabei nicht von der Stelle bewegte und nur in seinem Innern hin und wieder Lücken aufwies.
    Auf direktem Kurs näherte ich mich dieser grauen Wand, in der es kälter war als außerhalb.
    Sie war im Gegensatz zu meiner ersten Durchfahrt etwas ausgedünnt. Da gab es Lücken, durch die ich schauen konnte, jedoch nicht bis zum normalen Teil des Sees hin.
    Ich blieb so etwas wie ein Gefangener des Nebels. Ich hätte hindurchrasen können, behielt mein normales Tempo jedoch bei. Natürlich drehten sich die Gedanken um das fremde Boot. Ich dachte über seinen Kurs nach, Loch Fannich war groß genug. Da gab es zahlreiche Stellen, die sich für ein normales Anlegen sicherlich eigneten. Ich kannte nur einen Teil des Südufers.
    Die Nebelwand hatte sich bestimmt nicht vergrößert oder verdichtet. Das kam mir wohl nur so vor.
    Meine Psyche hatte sich verändert. Ich stand jetzt wie auf dem Sprung und wartete darauf, daß etwas passierte, obwohl äußerlich nichts zu sehen war. Da verschwamm alles in diesem sich leicht bewegenden Grau.
    Das Ruder war mit einem feuchten Film überzogen. Es lag nicht am Nebel, auf ihm hatte sich mein Schweiß abgesetzt. Ich war einfach zu aufgeregt.
    Mal der Blick nach steuer-, dann der nach backbord. Kein Schatten, kein Angreifer, kein anderes Geräusch.
    Oder doch?
    Ich hielt den Atem an und lauschte angespannt. Der Motor klang nicht lauter. Ich hatte auch nicht das Tempo erhöht. Es war etwas anderes geschehen, das dieses Geräusch verursacht hatte.
    Von der linken Seite her, backbord also.
    Ich drehte den Kopf.
    Da war der Nebel, aber in ihn hinein hatte sich ein Schatten geschoben.
    Größer als mein Boot. Wie ein gewaltiger, monströser Fisch, der aus den Tiefen des Sees aufgetaucht war, um auch die Oberfläche beherrschen zu können.
    Ein Schatten, der eine helle und schaumige Bugwelle vor sich herschob. Der auf mich zukam, der mich rammen wollte.
    Genau das war es!
    Ich mußte etwas tun, bevor es in den nächsten Sekunden zur Katastrophe kam…
    ***
    Jane Collins wußte nicht, wie lange sie es unter Deck in der Kabine ausgehalten hatte und ob sie an Deck willkommen war, aber es gab bei ihr einen Punkt, an dem es ihr einfach nicht mehr möglich war, in der Kabine auszuharren, die für sie wie ein Gefängnis geworden war. Die Kabine war für Jane zu einer Sauna geworden. Ihre Haut fühlte sich an wie eingeölt. Der Geruch des untoten Engels klebte noch immer an den Wänden, sie schmeckte ihn sogar auf ihrer Zunge, dachte aber nicht mehr an die andre, die sie auf ihre Art und Weise liebkost hatte.
    Welchen Kurs sie nahmen, wußte Jane Collins nicht. Wenn sie durch das kleine Fenster schaute, glitt ihr Blick über das Wasser hinweg, das sich schon wie ein Meer ausbreitete, denn ein Ufer war momentan nicht zu sehen.
    Die Tür war zugefallen. Jane öffnete sie. Kühlere Luft strömte ihr von oben her entgegen und streichelte ihr Gesicht. Sie roch das Wasser und den Wind, sie hörte den Motor, aber Doriel sah sie nicht. Erst wenn sie die vor ihr liegenden Metallstufen des Niedergangs hochgeklettert war, würde sie das Ruderhaus betreten können.
    Jane wollte nicht auffallen. Deshalb bewegte sie sich so leise wie möglich. Der Wind fuhr über das Deck und ließ ihre Haare flattern. Sie trug nur das dünne Kleid, das ihr plötzlich nicht mehr warm genug war, obwohl sie vor nicht allzu langer Zeit noch im kalten Wasser des Sees gebadet hatte.
    Doriel wandte ihr den Rücken zu. Er kümmerte sich um das Ruder. Stand breitbeinig davor und hielt es mit seinen kräftigen Händen fest. Das Boot hatte Fahrt aufgenommen und schaukelte über die Wellen. Manchmal wurde es auch mit dem Bug niedergedrückt, als wollte es in ein Tal hineingleiten, aber es stieg sehr schnell wieder in die Höhe.
    Jane hielt sich fest, als sie sich dem Ruderhaus näherte und hinter Doriel stehenblieb, der sich nicht um sie kümmerte, sie aber bemerkt hatte.
    »Du bist da?«
    »Ja,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher