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1021 - Ich jagte den untoten Engel

1021 - Ich jagte den untoten Engel

Titel: 1021 - Ich jagte den untoten Engel
Autoren: Jason Dark
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schaffen, einen menschlichen Feind aus dem Weg zu räumen, der nicht mehr ist als ein Wurm.«
    Auf eine gewisse Art und Weise hatte er sogar recht, denn in dieser Lage fühlte ich mich wie ein Wurm, der nur noch darauf wartet, zertreten zu werden.
    Zwar konnte ich die Arme bewegen, aber Doriel würde auf keinen Fall zulassen, daß ich nach meinem Kreuz griff. Jane würde ihn schon gewarnt haben, und deshalb zog ich es vor, mich zunächst einmal nicht zu rühren.
    Ich lag in dieser unfreiwilligen Starre. So wie ich mußte sich ein Scheintoter fühlen, der bereits in seinen Sarg gestopft worden war. Keine gute Ausgangsposition für einen Sieg, wobei ich das letzte Wort eigentlich vergessen konnte.
    Um mich herum herrschte Chaos. Ich mußte schon die Augen verdrehen, um es sehen zu können.
    Da war nicht nur der zum Glück stabile Verkaufstresen leergeräumt worden, auch das Dach wies ein Loch auf, durch das der Wind sich seinen Weg bahnte und gegen mein Gesicht schlug.
    Die Dachpfannen waren zerschellt. Ich war von keiner getroffen worden. Einige Sparren oder dünne Balken hingen noch nach unten, auch sie bewegten sich im Wind und gaben dabei Geräusche ab, die mich an das Ächzen einer gequälten Kreatur erinnerten.
    Wenn hier jemand gequält wurde, dann war ich es. Zunächst aber mehr seelisch als körperlich, denn es fiel mir nicht leicht, meine Niederlage zu verdauen und zudem Jane Collins noch als Zuschauerin in der Nähe zu wissen.
    »Ich werde dich umbringen!« versprach Doriel mir »Und ich werde es auf meine Art und Weise tun. Du wirst alle Qualen der Welt erleben, bevor du stirbst, denn ich besitze eine Waffe, der du nichts entgegensetzen kannst. Du kennst meine Zunge nicht…?« Er ließ eine Pause folgen, wahrscheinlich wartete er auf die Antwort.
    Die allerdings verkniff ich mir. Ich zeigte auch keine Angst und schaute ihn nur an.
    Er schüttelte zuerst den Kopf. Dann öffnete er den Mund. Bevor ich zusammenzucken konnte, war die verdammte Zunge schon wie eine Peitsche aus dem Maul hervorgeschnellt und raste auf mich zu. Sie klatschte gegen mein Gesicht, hinterließ ein Brennen auf der Haut, wurde zurückgezogen und verschwand wieder im Maul.
    Doriel freute sich. »Ein erster Vorgeschmack«, sagte er, »auf das, was noch folgt.«
    Ich ekelte mich noch immer. An meiner rechten Wange spürte ich nicht nur das Brennen, sondern auch eine gewisse Feuchtigkeit, die dieser aalartige Gegenstand hinterlassen hatte und die wahrlich nicht von meinem eigenen Blut stammte.
    »Deine Freundin wird zuschauen!«
    »Ich weiß.«
    »Was denkst du dabei?«
    »Um mich geht es nicht. Ich frage mich nur, was du mit Jane Collins vorhast.«
    Er lachte wieder ätzend auf, und sein Maul wurde dabei zu einem breiten Maul. »Ich habe lange nach einer Frau gesucht und sie endlich gefunden. Sie ist nur meinetwegen auf die Insel geschickt worden. Alles andere war ein Vorwand…«
    In meinem Kopf fügte sich einiges zusammen, und der Name drang wie von selbst über meine Lippen. »Morgan Chadwick!«
    »Genau. Er wollte, daß ich befreit werde. Er hatte gehört, daß es auf der Insel jemand gibt, der nicht verwest ist, obwohl er seit zwei Jahren in der Erde lag. Das ließ ihm keine Ruhe, und so sorgte er für meine Befreiung. Er wußte auch, was ich wollte, und schickte deshalb die Frau auf seine Insel. Jane Collins konnte mir gar nicht entwischen, und ich habe sie geholt.«
    »Du wirst sie also mitnehmen?«
    »Auch.«
    »Und weiter?«
    »Ich werde dafür sorgen, daß sie ihr Menschsein vergißt und sich damit abfindet, daß es Wesen gibt, die viel länger auf dieser Erde leben als die jetzigen Menschen.«
    »Aber keine Götter.«
    »Nein. Genauso alt, vielleicht noch älter. Sie haben sich nur gut verstecken können. Unter den Menschen, zwischen ihnen, aber auch bei denjenigen, die Engel genannt werden. Diesen Weg habe ich eingeschlagen und erlebt, welche Macht es mir bringt.«
    Ich hatte zugehört. Sehr genau sogar. Während dieser Worte war mir einiges klargeworden. Ich wußte jetzt, mit wem ich es zu tun hatte. Auf der einen Seite war es Doriel, der untote Engel, auf der anderen hatte er mir indirekt sein wahres Gesicht erklärt.
    Doriel mußte einfach eine Kreatur der Finsternis sein!
    Er sah mir an, daß ich mit meinen Überlegungen an einem bestimmten Punkt angelangt war und fragte deshalb: »Was hast du?«
    »Ich habe nur gedacht.«
    »Und weiter?«
    »Ich weiß, wer du bist.«
    »Wer denn? Niemand…«
    »Es gibt Ausnahmen!« rief
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