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1014 - Der Seelenkompaß

1014 - Der Seelenkompaß

Titel: 1014 - Der Seelenkompaß
Autoren: Jason Dark
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ich cool, obgleich ich mich schon auf einen Angriff gefaßt machte. Ich ging davon aus, daß der Seelenfresser auf eine günstige Gelegenheit wartete, aber die Zeit davor wollte ich nutzen, und deshalb schob ich den gefesselten Phil Warren näher an den Seelenkompaß heran.
    Für mich war ein derartiges Gerät neu. Ich hatte noch nie von ihm gehört, geschweige denn etwas von ihm gesehen. Er erinnerte mich tatsächlich an einen Globus, bei dem nur die Ringe vorhanden waren. Er stand auf einem schmalen Untergestell, schimmerte golden, und mehrere von unten nach oben verlaufende Ringe wurden in der Mitte von einem Querring gehalten.
    Die Lücken dazwischen waren groß genug, um hindurchschauen zu können. Von unter her ragte ein gedrechselter Stab in die Höhe. Er sah aus wie ein starrer goldener Zopf.
    Warrens Augen leuchteten, als er so dicht an den Seelenkompaß herangetreten war. Wenn er gekonnt hätte, hätte er ihn sicherlich gern berührt, aber die auf dem Rücken gefesselten Hände erlaubten ihm das nicht.
    Wir standen uns gegenüber. Der Seelenkompaß befand sich zwischen uns. Wegen der zahlreichen Lücken konnte ich Phil Warren unter Kontrolle halten, der sich nicht mehr regte und wohl einzig und allein mit seinen Gedanken beschäftigt war.
    »Wo kann ich Kam-El-Baad finden?«
    »Überall.«
    »Auch hier im Kompaß?«
    »Ja.«
    »Zeigen Sie ihn mir!« forderte ich ihn auf.
    »Nein, das ist nicht möglich. Er läßt sich nichts befehlen. Er kommt von allein. Wenn er will, dann wird er alles in die Wege leiten, um sich die neuen Seelen zu holen. Das muß man schon ihm überlassen. Da können Sie nichts tun, Sinclair.«
    Sicher war ich mir da nicht. Ich wollte auch nicht warten, bis es dem Seelenfresser einfiel, etwas zu unternehmen. Aus dem Hintergrund des Kellers löste sich Jane Collins. Mit schußbereiter Waffe kam sie auf uns zu, bewegte ihren Kopf, schaute mal nach links, dann wieder nach rechts, aber auch sie entdeckte keine Spur. Und der ungewöhnliche Himmel über uns blieb ebenfalls ruhig.
    Jane hielt in der linken Hand einen Gegenstand, den ich leider nicht erkennen konnte. Sie hatte damit irgend etwas vor, und sie schleuderte ihn plötzlich in die Höhe. Ein Test, denn auch die Detektivin kam mit der Decke nicht zurecht. Sie wollte wissen, ob die Decke vorhanden war oder über uns tatsächlich ein weiter, klarer Nachthimmel schwebte.
    Sie hatte einen Stein oder ein Stück Holz in die Luft geschleudert - und mußte sich ducken, als der Gegenstand wieder nach unten fiel, weil er an ein Hindernis geprallt war.
    Also doch keine freie Bahn. Über uns befand sich eine Decke, die wohl bemalt worden war.
    Bei Janes Aktion war Warren zusammengezuckt. Vielleicht hatte er sich erschreckt. Möglicherweise war ihm auch eine Illusion genommen worden. Er stand da und stöhnte auf. Über seinen Rücken rannen Schauer, und sein Gesicht verzerrte sich.
    »Es ist kein Himmel«, erklärte Jane. »Es ist eine Decke, eine völlig normale Decke.«
    Das wollte der Mann nicht akzeptieren. »Es ist sein Reich!« keuchte er. »Ihr werdet es erleben, wenn er erscheint und sich um eure Seelen kümmert. Ihr habt ihn erschreckt. Ihr habt einen schlimmen Frevel begangen. Glaubt nur nicht, daß ihr seiner Rache entfliehen könnt, glaubt es nicht!«
    Keiner von uns wußte, was wir von seinen Worten halten sollten. Wenn ich nicht selbst Zeuge gewesen und auch nicht selbst angegriffen worden wäre, dann hätte ich die Dinge einfach als Spielerei abgetan. Aber es gab diesen Geist, diesen Schatten - und es gab das Feuer.
    Urplötzlich war es da. Von allein hatte es sich entzündet, und es tanzte innerhalb des Kompasses.
    Mehrere Flammenarme schossen in die Höhe. Unwillkürlich zuckten Jane und ich zurück, weil wir uns vor der Hitze schützen wollten. Es war nicht nötig. Das Feuer strahlte keine Hitze aus. Zumindest für mich war das nicht verwunderlich, denn schon des öfteren hatte ich das kalte, dämonische Feuer erlebt, das nicht mit Wasser zu bekämpfen war, sondern allein durch Magie.
    Für Phil Warren war die Welt wieder in Ordnung. Er stand nahe der züngelnden Flammen, sein Gesicht war eine einzige Offenbarung der tief empfundenen Freude. Er strahlte Glück aus. Er lächelte breit, und seine Augen leuchteten.
    »Das ist das Zeichen!« rief er der Decke entgegen. »Ja, das ist sein Zeichen. Kam-El-Baad ist da. Er wird uns zeigen, wohin der Weg führt. Er wird sich eine Seele aussuchen. Er ist Herr über die magischen Flammen,
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