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1011 - Laurins Totenwelt

1011 - Laurins Totenwelt

Titel: 1011 - Laurins Totenwelt
Autoren: Jason Dark
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Manteltasche.
    »Er hat vor allen anderen den Friedhof verlassen. Er ist nämlich weggelaufen.«
    »Wohin?«
    »Das habe ich nicht genau sehen können. Aber ich wüßte nicht, wo er sonst hinsollte, wenn Sie verstehen.«
    »Klar, wenn er allein lebt.«
    »Das ist so. Er wird auch Angst haben.«
    »Verständlich«, sagte Sheila, »wenn er der Frau die Hände abgehackt hat. Geschah das bei vollem Bewußtsein?«
    »Kann ich nicht sagen. Ich bin nicht dabeigewesen«, erwiderte der Totengräber hastig.
    »Spielt auch keine Rolle.« Bill nickte ihm zu. »Dann schaffen Sie die Leiche endlich weg! Dieser Caprio wird uns schon sagen können, wo wir das Felsengesicht finden.«
    »Das kann ich auch.«
    »Aha, und wo?«
    »Wenn Sie es sich unbedingt antun wollen, dann gehen Sie durch bis zum Dorfende. Nahe des Wildbachs schlängelt sich ein schmaler Pfad hoch in die Berge. Den müssen Sie gehen. Er ist anstrengend, aber es lohnt sich für Sie. Sie werden den Felsen mit Laurins Gesicht nicht übersehen können.«
    Nach diesen Worten drehte sich der Mann um und ging mit samt der Decke davon.
    »Komm«, sagte Bill nur.
    Beide atmeten auf, als sie den Friedhof verlassen hatten. Die Mauer verwehrte ihnen jetzt den Blick auf die Gräber. Sie schlugen die angegebene Richtung ein und waren darüber verwundert, daß der Ort noch immer so ausgestorben wirkte. Die Bewohner mußten sich in die Häuser zurückgezogen haben. Nur zwei Jungen spielten in der Nähe einer blanken Pfütze.
    Die Gegend hatte sich geöffnet. Wie mächtige Mauern standen die Berge vor ihnen. Auf den Gipfeln schimmerte der Schnee an manchen Stellen, als wären die Strahlen der Sonne dort auf große Spiegel gefallen. Weiter unten war es düster. Da nahmen die Schatten zu, und auch die Bäume standen dort dichter.
    »Irgendwo dort oben finden wir des Rätsels Lösung«, erklärte Sheila.
    Bill stimmte ihr zu. »Was denkst du?«
    »Nicht viel.«
    »Aber…«
    »Ich habe Angst, Bill. Eine schlimme Angst, daß uns noch etwas Furchtbares bevorsteht. Und außerdem haben wir von John Sinclair nichts gesehen.«
    »Da muß ich einfach lachen, Sheila.«
    »Wieso?«
    »Weil ich doch unseren alten Freund und Spezi kenne. Ich weiß, daß er denselben Gedanken gehabt hat wie wir. Sollen wir wetten, daß wir ihn oben am Felsengesicht treffen?«
    »Meinst du?«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    Sheila sprang über einen im Weg liegenden Stein hinweg. »Du wirst lachen, ich inzwischen auch.«
    Sie ließen sich trotzdem nicht von ihrem Plan abbringen, zunächst einem gewissen Cesare Caprio einen Besuch abzustatten.
    Sein Haus gehörte tatsächlich zu den letzten bewohnten in Pochavio. Was darum herumstand, waren Schuppen, die Holz und alte Ackergeräte beherbergten. Drei Traktoren waren hier ebenfalls abgestellt worden.
    Vor der Tür blieben sie stehen. Die beiden waren von der Straße her über einen unregelmäßig gepflasterten Weg bis hin zur Haustür gegangen.
    Sheila schaute sich staunend die alte Fassade an. Die Unterlippe hatte sie dabei vorgeschoben. »Ehrlich gesagt, Bill, hier könntest du mir mietfrei etwas anbieten, einziehen würde ich hier auf keinen Fall.«
    »Ich auch nicht. Aber du darfst die Leute hier nicht mit unseren Maßstäben messen.«
    Sheila schaute zu Boden. »Sieht aus, als wären wir nicht die ersten, die dem guten Cesare einen Besuch abstatten. Schau dir die Fußabdrücke an.«
    Bill winkte ab. »Solange es nicht die Abdrücke irgendwelcher Hände sind, lasse ich mir das noch gefallen.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Sie hatten laut gesprochen. Wäre Cesare zu Hause gewesen, dann hätte er sie hören und die Tür öffnen müssen. Aber sie blieb geschlossen, und so tat Bill es selbst.
    Vor ihnen lag ein dunkler Flur, den Bill noch nicht betrat, denn er schnupperte erst.
    »Was hast du denn?«
    »Hier riecht es komisch.«
    »Wonach?« Sheilas Stimme zitterte leicht. Sie rechnete sogar damit, eine vermoderte Leiche zu finden.
    »Kann ich auch nicht sagen. Feucht. Vielleicht nach Kleidung und menschlichen Ausdünstungen.«
    »Caprio wird seine Bude kaum durchlüften.«
    »Das kann auch sein.«
    Der Flur war nicht lang und beherbergte als einziges Möbelstück eine alte Truhe, die ihren Platz an der rechten Wandseite gefunden hatte.
    Dahinter sahen sie eine Tür, während die linke Gangseite völlig leer war und nur aus Stein bestand. Aber es gab am Ende noch, eine Holzstiege, die zum Dach führte. Der Zugang bestand aus einer Luke, die allerdings geschlossen
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