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1011 - Laurins Totenwelt

1011 - Laurins Totenwelt

Titel: 1011 - Laurins Totenwelt
Autoren: Jason Dark
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auch?«
    »Si, so ist es.«
    Sheila hob die Schultern. »Da kann man wohl nichts mehr machen. Oder würden Sie ihre Meinung ändern?«
    »Auf keinen Fall.«
    »Aber daß Hände morden, haben Sie noch nicht erlebt. Oder gehörte es dazu?«
    »Niemals.«
    »Sehr gut.«
    »Warum sagen Sie das, Herr Conolly?«
    »Weil diese Cesare Malfi etwas Außergewöhnliches sein muß. Bei welcher Person morden Hände schon weiter, wenn sie einmal abgehackt worden sind?«
    »Da habe ich keine Ahnung.«
    »Aber Sie haben sich nie in Gefahr gefühlt – oder?«
    »Nein, das habe ich nicht.« Er deutete auf das schlichte, aber ziemlich große Holzkreuz an der Wand. »Durch ihn habe ich immer wieder Vertrauen gefunden.«
    »Ja, das können wir verstehen«, antwortete Sheila und half dem Pfarrer hoch, der sich nach dem langen Sitzen und vorherigen Knien nur mühsam bewegen konnte. »Was haben Sie jetzt vor, Herr Strassel?«
    »Ich werde mich zurückziehen und hinlegen. Ich lebe sehr einfach. In zwei Räumen neben der Sakristei. Ich werde auch beten. Für Täter und Opfer.«
    »Tun Sie das.«
    Der alte Mann lächelte die Conollys gequält an. »Und Ihnen gebe ich den Rat, diesen Ort zu verlassen. Fahren Sie sofort los. Warten Sie den Einbruch der Dunkelheit erst gar nicht ab. Das ist besser. Hören Sie auf meinen Ratschlag.«
    »Das ist zwar nett gemeint«, gab Bill zu. »Aber meinen Sie nicht, daß jemand versuchen sollte, den Spuk zu stoppen?«
    »Sie?« Der Geistliche staunte. Er holte tief Luft und fragte flüsternd: »Ein Mensch?«
    »Wer sonst?«
    »Das kann nur ein Heiliger.«
    Bill verzog die Mundwinkel bei seiner Antwort. »Leider sind die Heiligen heutzutage sehr dünn gesät, Herr Strassel. Damit müssen wir uns leider abfinden. Oder kennen Sie einen?«
    »Ich kenne viele«, flüsterte er, »aber sie sind alle tot, ja, sie sind tot. Heilige, Mystiker – es hat sie gegeben, ich bete auch zu ihnen, ich flehe ihren Schutz an, aber die andere Macht des Laurin ist einfach zu stark. Sie ist der Schatten, sie ist die Mauer, die das Gute abhält.« Er senkte den Kopf. »Wir können nichts dagegen tun. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muß in meine Wohnung.«
    Strassel schaute die Conollys noch einmal an. Dann seufzte er auf und sagte mit leiser Stimme: »Viel Glück Ihnen beiden.«
    »Danke.«
    Sheila und Bill schauten ihm nach, bis ihn die Schatten hinter dem Altar verschluckt hatten. Sie hörten noch, wie eine Tür zuerst geöffnet und dann leise geschlossen wurde.
    Sie waren wieder allein in der kühlen Kirche. Sheila lehnte sich gegen ihren Mann. »Was macht dein Unterleib?«
    »Es brennt noch, aber es läßt nach.«
    »Gut, sehr gut.« Sie streichelte über sein Gesicht hinweg. »Aber was machen wir jetzt?«
    »Na ja – hm. Jedenfalls werden wir den Rat des guten Pfarrers nicht befolgen.«
    »Das hatte ich auch gedacht. Und ich habe nicht vergessen, daß wir zu dritt gekommen sind.«
    »John hat den Friedhof verlassen«, sinnierte Bill. »Ich frage mich, wo er sein könnte und was er vorhat.«
    »Das ist nicht schwer.«
    »Wieso?«
    »Wie ich ihn einschätze, wird er bereits einen Schritt weiter sein und sich auf den Weg zum Ziel gemacht haben.«
    Bill war skeptischer. »Zu diesem Felsengesicht?«
    »Ja.«
    »Dann frage ich mich, was uns noch hier in der Kirche hält. Wir sollten ebenfalls hingehen.«
    »Einverstanden.«
    Schweigend gingen die beiden wieder dem Ausgang entgegen.
    Manchmal erwischte sie das flackernde Kerzenlicht und gab ihnen, wenn es über ihre Körper hinwegstrich, ein unheimliches Aussehen, als wären sie gespenstische Gestalten.
    Bevor Bill die Tür aufzog, sprach er Sheila noch an. »Ich möchte beim Rückweg über den Friedhof gehen. Ist dir das recht?«
    »Warum?«
    »Wir müssen ja irgend jemanden finden, der uns den Weg erklärt. Ich glaube nämlich nicht, daß er ausgeschildert ist. Oder glaubst du daran?«
    »Nein.«
    Bill verließ die Kirche vor Sheila. Die Umgebung, vom Prinzip her düster, kam ihm jetzt heller vor. Beide zwinkerten, weil die Sonne doch sehr hell schien.
    Sheila stellte sich auf die Zehenspitzen und reckte den Hals.
    »Komisch, der Friedhof kommt mir irgendwie leer vor.« Sie drehte den Kopf und blickte Bill an. »Meinst du nicht auch?«
    »Ist doch klar, die Leute sind gegangen. Was sollen sie auch dort?«
    »Wer kümmert sich um den Toten?«
    Bill hob nur die Schultern. »Wenn wir hingehen, werden wir es bestimmt sehen. Ich glaube auch nicht, daß er noch länger dort
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