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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)
Autoren: Unbekannt
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nun gerade so dastand und sich wunderte, fiel sein Blick auf zwei Gräber. Er näherte sich und sah, dass auf beiden Gräbern Marmorplatten mit eingravierten Inschriften in indischen Schriftzeichen lagen. Es waren Worte, die er nicht verstand.
    Er nahm sie genauer in Augenschein, und was sah er da? Zwischen den beiden Gräbern leuchtete ihm eine eiserne Platte entgegen mit einem Ring aus Silber daran. «Unter diesem Deckel ist bestimmt ein Gang, der ins Freie führt», freute er sich . «Ganz gewiss ist das der Grund, warum sie mir verboten hat, hier hineinzukommen.»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die sechste Nacht

    So spricht Faharâyis, der Philosoph:
    Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mit dem Mädchen bis zu der bewussten Zeit.
    Da rief Danisad: ~ Ach, meine Schwester! Ach, Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!
    ~ Einverstanden, erwiderte sie. ~ Und so, mein Gebieter, geht die Geschichte weiter:
    Der junge Mann trat also an die Platte heran, ergriff den Ring und begann ihn hin und her zu ziehen und zu rütteln. Endlich ließ sich der Ring drehen, und der Deckel hob sich. Darunter entdeckte er eine Treppe. «Ich werde da hinuntersteigen», sprach er zu sich selbst. «V ielleicht finde ich ja von dort aus dem Schloss heraus.» Langsam stieg er die Stufen hinunter. Doch was war das? Mit einem Mal klappte der Deckel hinter ihm zu, und um ihn herum wurde es ganz dunkel. Er kehrte um und tappte zurück zu der Platte, doch fand er sie verschlossen und verriegelt. Sosehr er auch schob und stieß, die Platte bewegte sich nicht. Da war er sich sicher, dass er sterben würde. «Hier also komme ich zu Tode, und das hier wird mein Grab», seufzte er und bereute, was er getan hatte.
    Dann stieg er die Treppe weiter hinab bis zur letzten Stufe. Plötzlich befand er sich in einer geräumigen Halle. Er durchschritt sie, und da er von ferne Lichter leuchten sah, ging er auf diese zu. Dabei hörte er ein dauerndes Hallen und Dröhnen. Schließlich hatte er die Höhle ganz durchquert und war an den Höhlenausgang gelangt. Von dort aus konnte er auf eine Wiese blicken, die Moschusduft verströmte. Er ging über die Wiese und erblickte ein Flusstal wie ein unberührtes Stück Natur, reich an Früchten und Bäumen. Er schaute auf den Fluss und sah Boote, in denen Mädchen gleich Vollmonden saßen, die hielten in den Händen Pandoren, Lauten und Leiern sowie Fingerzimbeln. Die Mädchen tanzten mit offenen Haaren. Sie trugen die vielfältigsten Gewänder aus bunter, golddurchwirkter Seide. Am Flussufer stand ein Zelt aus weißem Seidenstoff, mit Zeltstricken aus weißer und roter Seide und Zeltpflöcken aus purem Gold.
    Auf einmal wurden die Zipfel des Zelttuchs gehoben, und darunter wurde ein Bett sichtbar, auf dem ein Mädchen saß, die war schöner als alles, was jemals auf zwei Beinen wandelte. Um sie herum standen vierzig Mädchen, die trugen allesamt ähnliche Gewänder, bestickt mit Figuren und Bildern, und hatten ihre Haare gelöst. Auf dem Kopf des Mädchens aber saß eine mit Rubinen besetzte Krone.
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die siebente Nacht

    So spricht Faharâyis, der Philosoph:
    Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mit dem Mädchen bis zu der bewussten Zeit.
    Da rief Danisad: ~ Ach, meine Schwester! Ach, Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!
    ~ Mein Gebieter, sagte sie. ~ Und so geht die Geschichte weiter:
    Als die Mädchen den jungen Mann aus der Höhle kommen sahen, erhob sich ein Geschrei auf dem ganzen Gelände, und die Mädchen flüchteten sich zu den Booten und nahmen Kurs auf die andere Seite des Flusses. Dort am jenseitigen Ufer lag eine Stadt, die aus gesägtem Tuffstein und behauenem Marmor erbaut war. Der junge Mann betrachtete von ferne jene Stadt, und wie er so dastand und schaute, war er plötzlich von vierzig Sklaven in weißen Roben und mit goldbeschlagenen Gürteln umzingelt. «He, du! Wer bist du?», herrschten
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