Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1005 - Im Bann des alten Königs

1005 - Im Bann des alten Königs

Titel: 1005 - Im Bann des alten Königs
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
werden.
    Notfälle traten in diesem Ort nur äußerst selten auf. Es sei denn, John Sinclair trudelte ein. Der brachte immer Unruhe nach Lauder mit. Dann war eine Welt des Unheimlichen in die kleine Stadt hineingeweht, an der sich kaum jemand, der normal dachte und handelte, erfreuen konnte.
    Jetzt lagen seine Eltern tot im Anbau. Bull fröstelte. Er wartete schon jetzt darauf, daß die Toten endlich abgeholt wurden. Dann hatte er seine Ruhe. Das heißt, nicht ganz, denn auch dieser Suko mußte Lauder noch verlassen haben. Erst dann würden sich die Dinge wieder normalisieren. Für Bull gab es nichts Schlimmeres, als eine aus dem Ruder laufende Normalität. Normal war auch sein Hunger. Er strich über seinen Bauch, als könnte er ihn durch diese Geste stoppen. Etwas Eßbares fand er nicht mehr. Der Platz neben dem Bildschirm wurde wieder von der Rätselzeitung eingenommen, denn Terence war ein Rate-Fan. Er löste jedes Kreuzworträtsel, das ihm in die Finger geriet, und er hatte schon überlegt, ob er nicht an irgendwelchen Meisterschaften teilnehmen sollte.
    Er kam nicht dazu, seinen Blick auf das Rätselheft zu richten, denn Geräusche an der Tür ließen ihn hochschauen. Schritte hatte er nicht gehört, aber er schaute zu, wie die Tür nach innen gedrückt wurde.
    Wenig später hatte Ellie, seine Frau, die kleine Polizeistation betreten. Sie war ein mütterlicher Typ. Rund und gesund, wie Bull immer sagte. Selbst wenn sie krank war, zeichneten sich auf ihren Wangen noch die rosigen Stellen ab.
    Er lächelte ihr zu. Vor allen Dingen deshalb, weil sie eine volle Beuteltasche mitgebracht hatte. Das sah nach einer guten Portion aus.
    Bull erhob sich, als seine Frau den Schreibtisch erreicht und die Tasche abgestellt hatte. Er klappte sie auf und mußte sich eine spitze Bemerkung anhören.
    »Hast du so einen großen Hunger?«
    »Habe ich, Ellie.«
    »Dann ist es ja gut, daß ich gekommen bin.«
    »Und ob.« Terence ließ sich nicht stören. Er holte zuerst die Thermoskanne mit dem Kaffee hervor. Saft hatte Ellie ihm auch noch mitgebracht, und ihre Schinkenklopse hatte sie in Fettpapier eingewickelt. Selbst eine Schale mit Pudding entdeckte Terence.
    »Sehr gut«, sagte er. »Das wird reichen.«
    Ellie holte sich einen Stuhl und setzte sich. »Wie lange muß es denn reichen?«
    Er hob die Schultern. »Das weiß ich auch nicht genau. Slim hat mir keine Zeit für seine Rückkehr genannt. Außerdem kommt es nicht nur auf ihn an, sondern auch auf Suko.«
    »Du meinst den Chinesen?«
    »Wen sonst?«
    »Was hat er denn damit zu tun?«
    »Er hält sich noch in Lauder auf.«
    »Bei den Sinclairs?«
    »Nein, jetzt bei Dr. Quinn.«
    Ellie war immer neugierig, was den Beruf ihres Mannes anging.
    »Ach – was will er denn dort?«
    »Keine Ahnung.«
    Das glaubte sie ihm nicht. »Du willst es mir nur nicht sagen, Terence.«
    »Egal wie. Es ist meine Arbeit.«
    »Nimm sie nur nicht so wichtig.«
    Bull gab keine Antwort. Er wußte genau, daß Ellie ihn auch provozieren konnte, wenn sie ihre Bemerkungen losließ, aber an diesem Tag hatte sie keine Chance. Da war sein Hunger einfach zu groß geworden. Er schaute auf die noch eingepackten Klopse und lächelte.
    »Sind die frisch?«
    »Ja.«
    »Möchtest du auch einen?«
    Ellie schüttelte den Kopf. »Ich habe schon gegessen«, erklärte sie, »aber ich bleibe noch ein paar Minuten.«
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    Ellie hatte ihren Mantel nur aufgeknöpft, aber nicht ausgezogen.
    Sie schlug die Beine übereinander und schaute zu, wie ihr Mann Kaffee in den Becher kippte. Er trank die ersten Schlucke, war zufrieden und beschäftigte sich danach mit dem Schinkenklops. Nach dem ersten Bissen schon verdrehte er die Augen und erklärte, wie gut ihm diese Frikadelle tat.
    Ellie kümmerte sich nicht darum. Sie saß noch immer auf dem Stuhl, aber den Kopf hatte sie vorgeschoben, schnupperte und bewegte dabei auch ihre Nasenflügel.
    Bull fiel das Verhalten seiner Frau zunächst nicht auf. Erst als sie nicht aufhörte und ihn auch die Geräusche störten, sprach er sie an.
    »Hast du was?«
    »Nicht direkt.«
    »Aber du hast so komisch geschnüffelt.« Bull schaute auf seinen Fleischklops und dann auf seine Frau. »Was hast du denn?«
    »Ich habe etwas gerochen.«
    »Was denn?«
    »Hier stinkt es.«
    »Bitte.« Bulls rechte Hand sank nach unten. Er legte sein Essen wieder auf das Papier.
    »Ja, hier stinkt es. Aber wonach?«
    »Hier stinkt nichts.«
    »Doch!«
    Terence kannte den Tonfall seiner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher