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1004 - Das Phantom in der Fremde

1004 - Das Phantom in der Fremde

Titel: 1004 - Das Phantom in der Fremde
Autoren: Jason Dark
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sein.
    In meinem Zustand war es gefährlich, mich weiterhin ablenken zu lassen. Wichtig war einzig und allein die Lade. Wenn ich sie aus dem Blick verlor und alles vergaß, war ich umsonst gekommen.
    Mein Zustand würde sich auf keinen Fall bessern.
    Vor mir standen die Männer.
    Ich sah ihre Rücken.
    Sie wurden ebenfalls von Nebelschwaden umtanzt wie bei einer Geisterbeschwörung. Die Körper bewegten sich leicht. Es gab einen Rhythmus, und ich mußte daran denken, daß König David einmal einen Tanz um die Lade aufgeführt hatte. So zumindest stand es in der Bibel zu lesen.
    Ich stieß mich von der Säule ab. Zwar kam ich voran, es war trotzdem nicht gut gewesen, denn es dauerte einige Sekunden, bis ich den richtigen Halt gefunden hatte. Ich schwebte in der Luft und wunderte mich, daß ich in der Lage war, tatsächlich einige Schritte zu gehen. Ich hatte gedacht, die Männer und damit auch eine Lücke zu erreichen, das stellte sich als Irrtum heraus. Sie waren doch weiter entfernt. Der Nebel hatte die Entfernungen schrumpfen lassen.
    Die Ketten an den Weihrauchgefäßen klirrten. Wie Engelsgeläut hörte es sich an. Ich strengte meine Augen wahnsinnig an, um in den Schwaden überhaupt etwas erkennen zu können. Das eigentliche Zentrum, verborgen unter einem Tuch.
    Die Lade hatte ich bereits gesehen, aber noch war sie zu weit entfernt.
    Die Lücke war da.
    Aber sie war nicht groß genug.
    Ich hatte gedacht, sie zu durchschreiten und somit an die Lade herankommen zu können. Das stellte sich als Wunschtraum heraus, denn ich stieß mit der rechten Schulter gegen einen rechts neben mir stehenden Priester.
    Er hatte auf mich wie eine Säule gewirkt. Jetzt aber war sie durch meinen Stoß in Bewegung geraten und hatte Mühe gehabt, sich wieder zu fangen. Auch andere Männer waren in Mitleidenschaft gezogen worden, denn der Körper war gegen den Nebenmann gefallen, und der wiederum hatte diesen Stoß weitergegeben.
    Die Kettenreaktion löste für einen Moment Verblüffung aus. Da wurden keine Kessel mit Weihrauch mehr geschwungen, auch die Musik verstummte.
    Überraschte Laute, beinahe schon leise Schreie drangen an meine Ohren. Das war mir jetzt egal. Ich wollte nur durch. Die Lade war der Magnet, ich das Eisen, und ich wurde von ihr stark angezogen.
    Ich ging, das spürte ich. Schritt für Schritt kam ich vor. Die Lade war mein Ziel. Sie war so groß, denn in dieser Intensität hatte ich sie mir nicht vorgestellt. Ihre Maße waren doch andere, das wußte ich ebenfalls. In diesen Augenblicken ließ ich mich einfach zu sehr von den Äußerlichkeiten ablenken. Ich registrierte nicht mehr, daß die Lade auf einem Tragepodest stand und bereits für die Prozession vorbereitet worden war.
    Einmal einen Blick auf sie werfen zu können. Damit würde sich ein Traum erfüllen. Damit waren auch alle Strapazen, die hinter mir lagen, vergessen.
    Das Ziel!
    Endlich!
    Nur Schritte entfernt!
    Ich dachte an nichts anderes mehr. Auch mein Gefühl für Zeit war völlig verschwunden. Der Nebel, die Männer, der Gesang, der Weihrauch, die feierlich-mystische Stimmung – all das hatte für mich keinen Wert mehr, denn es gab nur noch die Bundeslade.
    Ich befand mich in einem wahren Rausch. Daß mein normales Empfinden und auch mein analytisches Denken damit ausgeschaltet worden waren, das kam mir erst gar nicht in den Sinn. Ich mußte weiter. Ich schwebte, ich flog, die Umgebung gab es nicht mehr, sie war hinter Schatten verschwunden, die für eine tiefe Stille gesorgt hatten.
    Stille?
    Ja, ich hörte nichts mehr. Bis auf ein Keuchen, und ich wunderte mich, daß es in meiner unmittelbaren Umgebung erklang. Es dauerte eine Weile, bis ich darauf kam, daß ich es gewesen war, der hier keuchte.
    Und plötzlich war der Riß da!
    Jemand hatte in meinen Kopf hineingesägt. Es war nichts mehr zu hören. Mein Unterbewußtsein reagierte, denn es hatte mir eine Botschaft zugeschickt.
    Ich wußte nicht mal, wie viele Schritte ich gegangen war. Es war mir auch nicht möglich gewesen, sie zu zählen, ich wollte trotzdem weiter.
    Es ging nicht mehr.
    Plötzlich stellte mir jemand ein Bein!
    Etwas klemmte sich zwischen meine Beine. Ich hatte damit nicht gerechnet, und auf einmal konnte ich fliegen.
    Zumindest kam es mir so vor. Ich schwebte auf die Lade zu. Sogar die Arme hatte ich vorgestreckt, die Finger ebenfalls. Engel oder irgendwelche andere Geistwesen brachten mich an die Lade heran, damit ich endlich das Tuch von ihr fortziehen konnte.
    Alles war so
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