Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1004 - Das Phantom in der Fremde

1004 - Das Phantom in der Fremde

Titel: 1004 - Das Phantom in der Fremde
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
in diesem Kreis. Ich war bei ihnen, als es geschah.«
    »Was habt ihr getan?«
    »Kannst du dir das nicht denken?«
    »Schon, aber es geht mir gegen den Strich. Habt ihr das alte Blut des Königs getrunken?«
    »Nein, das haben wir nicht. Es war nicht nötig. Wir haben es uns spritzen lassen. Jeder von uns bekam einen Teil, und dank Lalibela war dieses Blut noch von der Macht durchtränkt. Die Kraft des alten Königs ging auf uns über, so daß wir seine wirklichen Nachfolger sind.«
    »Welche Kraft war das?«
    Alischa hob die Schultern. »Es gibt viele Spekulationen. Legende und Geschichte überschneiden sich. Die Herkunft des Königs liegt im Dunkel. Einige behaupten, daß er von Menelik abstammt, dem Sohn aus der Verbindung zwischen der Königin von Saba und dem König Salomo. Andere wiederum behaupten, daß er ein Halbbruder des Königs Harbay gewesen sein muß. Wie dem auch sei, es gibt viel zu berichten, und so war der König schon in der Wiege etwas Besonderes, denn es wurde beobachtet, wie ihn die Bienen umschwärmten und ihn als den nächsten König anerkannten. Das war so etwas wie eine Weissagung, und Lalibela bedeutet nichts anderes als ›Der von Bienen umschwärmte‹«
    Suko runzelte die Stirn. »Nett, was ich da zu hören bekommen habe. Aber bringt es mich weiter?«
    »Nein, dich nicht.« Sie sagte es voller Spott. »Aber Lalibelas Halbbruder, König Harbay, hörte von dieser Prophezeiung, war entsetzt, und beschloß, den Säugling töten zu lassen. Mehrere Versuche schlugen fehl, dann aber wurde dem Kleinkind ein Gift verabreicht, das zu einem todesähnlichen Schlaf führte. Drei Tage und drei Nächte soll diese Lähmung angehalten haben. Aber Lalibela starb nicht, denn er hatte mächtige Beschützer.«
    »Wen denn?« fragte Suko.
    »Engel waren da. Sie nahmen ihn mit zu dem Allmächtigen, der Lalibela erklärte, daß er sich nicht zu fürchten brauchte, weil er unter seinem Schutz stand. Sein Leben würde gelenkt werden. Aber er mußte aus Äthiopien fliehen und suchte in Jerusalem Schutz. Später kehrte er dann wieder in seine Heimat zurück. Er wurde ein mächtiger König und erbaute aus Dankbarkeit die zwölf unterirdischen Kirchen, um dort einen großen Schatz zu verwahren.«
    »Die Lade?«
    »Ja.«
    »Und die Kirchen wurden mit Hilfe der Templer-Ritter gebaut«, sagte Suko, »denn ich schätze, daß Lalibela sie in Jerusalem kennengelernt hat und ihn die Templer dann auch zurück in seine Heimat begleiteten oder später nachgekommen sind.«
    »So kann man es sehen«, sagte die Frau.
    »Sehr schön.« Suko lächelte sie kalt an. »Wenn ich mir deine Worte so durch den Kopf gehen lassen, dann war Lalibela so etwas wie ein Heiliger.«
    »Er ist es gewesen!« rief sie. »Und in mir strömt das Blut eines Heiligen.«
    »Seit wann sind Heilige denn Mörder?«
    »Wenn die Geheimnisse gewahrt bleiben müssen, gehen wir jeden Weg.«
    »Ja, wie die beiden Killer in Chartres.«
    Alischa schüttelte den Kopf. »Sie waren nur gemietet und nicht mit dem Herzen dabei.«
    »Als der Anschlag fehlschlug, hat man dich geschickt.«
    »So ist es gewesen.«
    »Bravo«, sagte Suko und deutete wieder auf ihre Augen. »Wenn ich mich recht erinnere, schaut mich Lalibela jetzt durch dich an.«
    »Du hast gut nachgedacht.«
    Suko hob die Schultern. »Das ist so meine Art«, sagte er. »Aber trotz allem bleibst du eine Person, die versucht hat, mich zu ermorden. Das kann ich nicht durchgehen lassen. Wir leben nicht mehr zu Lalibelas Zeiten, sondern in einer anderen Welt, in der auch andere Gesetze herrschen, wenn du verstehst.«
    »Ja, ich habe dich verstanden, aber ich warne dich noch einmal. Versuche nicht, mich festzuhalten.«
    »Auch eine Heilige kann hinter Gittern landen«, erklärte Suko. Seine Antwort hatte lässig geklungen, aber innerlich stand er bereits auf dem Sprung. Er durfte diese Person trotz der Handschellen keinesfalls unterschätzen. Tatsächlich dachte er bereits darüber nach, ob die Zelle in der Polizeistation der geeignete Ort für sie war. Aber wo sonst hätte er sie hinschaffen sollen? Mit nach London nehmen?
    Das war eine verdammt lange Strecke, auf der viel passieren konnte.
    »Was willst du tun?« fragte Alischa.
    »Fahren.«
    »Wohin?«
    »Das weißt du.«
    »Ja, das weiß ich.« Sie schaute wieder geradeaus. Suko, der starten wollte, zog seine Hand wieder zurück, denn ihm war die Haltung der Frau aufgefallen, die nicht mehr normal aussah. Sie wirkte wie eine Person, die plötzlich etwas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher