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1001 - Die Jäger von Chircool

Titel: 1001 - Die Jäger von Chircool
Autoren: Unbekannt
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der Regenzeit sonderte die Pflanze einen giftigen Schleim ab.
    „Keine Spuren", murmelte er ratlos.
    Lerana sah ihm über die Schulter.
    „Wenn er seinen merkwürdigen Sinnen folgt", sagte sie leise, „dann geht er geradlinig vor, falls das möglich ist. Und hier ist es möglich. Laß mich vorbei!"
    Djin trat einen Schritt zur Seite. Lerana stieß einen erschrockenen Laut aus und riß den Jungen zurück.
    Djin starrte verdattert auf das Honigblatt. Eben war er ihm noch ausgewichen, jetzt hätte er es fast berührt.
    „Was ist mit dir los?" fragte Lerana besorgt.
    „Nichts", murmelte Djin betroffen. „Mach dir keine Sorgen ..."
    Sie ließ ihn nicht ausreden.
    „Geh zurück ins Dorf", sagte sie.
    „Das kommt gar nicht in Frage!" protestierte Djin. „Ich lasse dich doch nicht alleine hinter Jörg herrennen - jetzt, nach der Regenzeit!"
    „Es wird schwierig genug sein, ihn aufzuspüren", sagte Lerana ärgerlich. „Ich kann nicht auch noch auf dich aufpassen!"
    „Das brauchst du ja auch nicht", wehrte er verbissen ab. „Ich bin doch kein Baby."
    Lerana wandte sich ärgerlich ab und schlüpfte zwischen den Zweigen hindurch. Sie wußte, daß es falsch war, aber sie verzichtete darauf, noch länger auf Djin einzureden.
    Sie hörte, daß Djin ihr folgte. Ab und zu sah sie sich nach ihm um. Er bewegte sich leichtfüßig und sicher wie immer. Vielleicht hatte er recht, und es war wirklich nur der ungewohnte Sonnenschein, der ihm zu schaffen machte.
    Unter den Bäumen war es noch relativ kühl. Der Wald tropfte vor Nässe. Die hohen Bäume standen an dieser Stelle weit voneinander entfernt, und so hatte sich dichtes Unterholz bilden können. Lerana und Djin wanden sich durch ein Gewirr von dünnen Stämmen. Sie hätten unmöglich in dieser Umgebung die einmal gewählte Richtung beibehalten können. Zum Glück zeigte es sich, daß dieser Dschungel im Kleinformat auch seine Vor-teile hatte: Nicht einmal Jörg Breiskoll hatte sich hindurchwinden können, ohne deutliche Spuren zu hinterlassen.
    Dann gelangten sie in etwas freieres Gelände, und die Spuren verschwanden. Ratlos sah Lerana sich um. Djin lehnte an einem Baumstamm, und Schweißtropfen liefen über sein Gesicht. Die junge Jägerin ging zu Djin, legte den Arrn um seine Schultern und zog ihn mit sich. Er wehrte sich nicht, und das zeigte ihr deutlicher als alles andere, daß es ihm wirklich schlecht ging.
    Dann standen sie am Rand einer kleinen Lichtung. Lerana erkannte jetzt wieder, wo sie sich befand - nicht weit entfernt führte der Pfad vorbei, auf dem man zur südlichen Schlucht gelangte.
    Hatte Jörg etwa dorthin gewollt?
    Ein lautes Knacken ließ sie zusammenzucken. Sie riß sich den Bogen von der Schulter und hatte den Pfeil auf der Sehne liegen, bevor noch der Nachhall des Knackens aus ih-ren Ohren gewichen war.
    Als sie jedoch sah, was da auf der anderen Seite der Lichtung zwischen den Büschen hervorgestolpert kam, ließ sie vor Staunen und Erleichterung die Waffe fallen. Vor Erleich-terung deshalb, weil es Jörg war - vor Erstaunen jedoch, weil sie ihn nur an seiner Klei-dung und an den rotbraunen Fellbüscheln auf seinem Kopf erkannte. Er schien vorüber-gehend all seine katzenhafte Gewandtheit verloren zu haben. Er stolperte auf die Lichtung hinaus, blieb schwankend stehen und sah sich um. Als er die beiden Freunde auf der an-deren Seite der freien Fläche erblickte, hob er langsam die Arme und winkte unbeholfen.
    Djin hatte sich auf den Boden gesetzt, den Kopf in beide Hände gestützt, und reagierte nicht, als Lerana ihn anstieß. Eines der ältesten Gesetze, die die Jäger von Chircool sich gegeben hatten, verbot es jedem, im Dschungel laut zu rufen. Lerana bedeutete Jörg, daß er zu ihr herüberkommen sollte. Er stutzte und schien jetzt erst zu bemerken, daß etwas mit Djin nicht stimmte. Das half ihm sichtlich, in die Wirklichkeit zurückzufinden. Als er ne-ben Lerana stehenblieb, wirkte er schon wieder fast wie immer.
    „Was ist mit ihm?" fragte er leise.
    „Keine Ahnung", antwortete sie ratlos. „Vorhin meinte er, es käme von der Wärme, aber wie ein Hitzschlag sieht das wirklich nicht aus."
    Jörg bückte sich und drückte Djin vorsichtig an den Schultern zurück. Aufmerksam sah er ihm ins Gesicht.
    „Wir müssen ihn ins Dorf schaffen", murmelte er. „Komm, faß mit an. Der Weg beginnt gleich da drüben."
    „Sie werden uns einiges erzählen, wenn wir aus dieser Richtung kommen!"
    „Daran läßt sich nichts ändern. Wir können
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