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100 - Des Teufels Samurai

100 - Des Teufels Samurai

Titel: 100 - Des Teufels Samurai
Autoren: Dämonenkiller
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Gnade nicht.
    Der andere Bandit lag bereits entwaffnet auf dem Boden.
    „Wer hat euch geschickt, und was wolltet ihr im Palast des Daimyo?" fragte Gensuke. Doch die beiden Banditen schwiegen. Der alte Samurai zuckte die Achseln. „Ihr werdet schon noch reden."

    „Das Schwert ist die Seele des Samurai", hatte Gensuke einmal während einer Lehrstunde zu Hoichi gesagt. „Er darf nie von ihm getrennt werden, es sei denn durch den Tod. Und danach muß es in den Besitz seines ältesten Sohnes übergehen, oder in den seines besten Freundes. Und jeder Träger des Schwertes wird nach seinem Tod seine Seele in die Klinge legen, so daß es spirituelle Kraft bekommt und unüberwindlich wird. Ein solches Schwert ist das Tomokirimaru."
    Jetzt stand Hoichi vor dem Familienschwert. Er hatte es bisher immer nur dann gesehen, wenn sein Vater in den Kampf gezogen war und es verhüllt von seiner Seite herabbaumelte.
    Zum erstenmal konnte er jenes sagenhafte Schwert genau betrachten. Es war ein Kunstwerk. Der Griff war goldbeschlagen und reichlich verziert. Das tsube genannte Schwertstichblatt zum Schutze der Hand zeigte ein Krabbenmuster auf gelbgrünem Grund. Die lange, leicht gebogene Klinge war von blaugrauer Farbe und wies neben der Blutrinne keinerlei Verzierung auf.
    Dieses Schwert war schon seit vielen Generationen im Besitze der Familie und besaß magische Kraft.
    Ein Wunderwerk der Schmiedekunst Doch vor Hoichi lagen zwei solcher Schwerter. Eines glich dem anderen wie ein Ei.
    „Welches davon ist das Tomokirimaru?" fragte er verwirrt.
    Tomotada, der neben ihm stand, sagte nichts.
    „Diese Frage", sagte Hatakeyama Yoshimune lächelnd, „will ich von dir und Tomotada beantwortet haben."
    „Aber woran sollen wir das Tomokirimaru erkennen?" sagte Tomotada.
    „Gemach, gemach", bat der Daimyo mit ernster Miene. „Ich habe zwei Söhne, und einer ist mir gleich lieb wie der andere. Da auch keiner älter ist als der andere, ergibt sich für mich die schwere Frage: Wer von beiden soll das Tomokirimaru erben? Da ich keinen bevorzugen möchte, habe ich mich entschlossen, euch ein Rätsel aufzugeben. Es ist nicht schwer, doch wird nur jener die richtige Antwort finden, der würdig ist, ein Schwert wie dieses zu tragen. Dem anderen fällt das Schwert zu, das ich von dem berühmtesten noch lebenden Schmied anfertigen ließ. Es ist eine gute Klinge, an Qualität dem Tomokirimaru ebenbürtig. Nur hat es nicht seine spirituelle Kraft. Es ist ein namenloses Schwert ohne Seele, aber sein Träger kann ihm zu einem ruhmreichen Namen verhelfen."
    Der Daimyo ergriff eines der beiden Schwerter und ging zum Bach. Er wartete, bis Hoichi und Tomotada ihm gefolgt waren. Dann hielt er die Klinge ins Wasser, mit der Schneide gegen die Strömung. Als das Wasser ein Blatt gegen die Schneide trug, wurde dieses entzwei geschnitten.
    Nun hielt der Daimyo das andere Schwert ins Wasser - und siehe, die Blätter trieben an ihm vorbei. Ja, es sah so aus, als wichen sie ihm aus.
    „Welches von beiden ist also das Tomokirimaru?" fragte nun der Daimyo seine beiden ungleichen Söhne. „Wer antwortet zuerst?"
    „Das erste Schwert ist das Tomokirimaru!" platzte Tomotada heraus. „Das andere ist stumpf und vermag kaum das Wasser zu teilen."
    „Es verhält sich gerade umgekehrt", sagte daraufhin Hoichi. „Die Leistung des ersten Schwertes war gut. Aber das zweite Schwert ist das Tomokirimaru, denn die Blätter bekamen seine magische Kraft zu spüren."
    An dem glücklichen Gesichtsausdruck seines Vaters erkannte Hoichi, daß er recht hatte. Die Samurais, die Zeuge dieser Prüfung geworden waren, gratulierten Hoichi.
    Gensuke sagte: „Das Tomokirimaru hat seinen rechtmäßigen Besitzer bekommen."
    Hoichi aber wandte sich an Tomotada, um ihm Trost zuzusprechen.
    „Hat dir die Handlungsweise des Daimyos nicht gezeigt, daß er keinen von uns bevorzugt? Das Tomokirimaru hätte auch dir zugesprochen werden können. Ich hatte nur Glück, die richtige Antwort zu geben."
    „Danke für deinen Trost, Hoichi", sagte Tomotada. Nichts war ihm mehr von der Verbitterung anzumerken, die er noch vor wenigen Stunden gezeigt hatte. „Aber ich bedarf keiner tröstenden Worte. Das Schwert, das ich trage, wird nicht lange namenlos sein. Ich werde dir sogleich beweisen, daß es auch auf den Mann ankommt, der das Schwert führt."
    Diese Worte brachten Hoichi zu Bewußtsein, daß vor ihm noch eine unangenehme Aufgabe lag. Als tiefgläubiger Buddhist war ihm das Töten verhaßt,
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