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100 - Des Teufels Samurai

100 - Des Teufels Samurai

Titel: 100 - Des Teufels Samurai
Autoren: Dämonenkiller
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konnte. Es war ihm im Grunde gleichgültig, wo er herauskam. Er mußte nur Yoshi loswerden. „Richard!" Yoshi kam herbeigerannt. „Was ist mit Ihnen los?"
    „Ich weiß nicht. Mir ist plötzlich…"
    Auf einmal wurde es dunkel um Dorian. Er hatte das Gefühl, durch das Nichts zu fallen. Und dann fand er sich irgendwo zwischen den Ruinen des Palastes wieder. Von Yoshi war nichts zu sehen.
    Es war geglückt. Er war allein.
    Jetzt mußte er nur noch schnell eine andere Maske anlegen. Sollte er irgendeinen Anonymus oder eine bestimmte Person darstellen? Die Frage war nicht so einfach zu beantworten. Er wußte noch immer nicht, was hier eigentlich gespielt wurde.
    War er in seinem fünften Leben Hoichi gewesen?
    Aber warum hatte er dann die Erinnerung daran verdrängt? Und warum war Olivaro so darauf erpicht gewesen, daß er sie zurückerhielt?
    Sicher hing es mit dem magischen Kabuki zusammen - und mit der Wiedererweckung des Schwarzen Samurai .
    Plötzlich erinnerte sich Dorian eines Details, das ihm zuerst gar nicht aufgefallen war. Die Mumie, die er gesehen hatte, konnte gar nicht die Tomotadas sein! Er wußte doch, daß sich im Ärmel Tomotadas ein Rokuro-Kubi-Kopf verbissen hatte.
    Bei der Mumie hatte er einen solchen Kopf aber nicht gesehen.
    Möglicherweise war das nicht von Bedeutung… Oder doch?
    Während Dorian den Vexierer hervorholte und die acht Schenkel auseinanderklappte, war ihm auf einmal, als veränderte sich die Umgebung.
    Der Garten erschien ihm nicht mehr wild, sondern gepflegt. Der Palast war keine Ruine mehr, sondern erstrahlte in seinem alten Glanz - wie zu jener Zeit, als Hoichi, siebzehnjährig, seine Reifeprüfung ablegen sollte…

    Japan, 1603.
    Die Veränderung im Palast ging fast unbemerkt von den beiden jungen Männern vor sich. Und als sie sich bewußt wurden, was geschah, war schon fast alles wieder vorüber.
    Sie saßen am Lotosteich und betrachteten den Kirschbaum, der in voller Blüte stand, und sie rätselten darüber, wer wohl schöner und anmutiger sei: der Kirschbaum selbst oder sein geheimnisvoll gekräuseltes Spiegelbild.
    „Warum blüht dieser Baum nur an einem Tag im Jahr, und warum ausgerechnet an dem Tag, an dem wir geboren wurden?" sinnierte Hoichi.
    Tomotada warf einen Stein ins Wasser und beobachtete versonnen die Kreise der auseinanderstrebenden Wellen.
    „Unter diesem Baum wurde ich vor siebzehn Jahren gefunden", sagte Tomotoda. „Und er erblühte, um die Leute auf mich aufmerksam zu machen. Vielleicht wohnt in dem Baum die Seele meiner Mutter, und ihre Blüten sind ein Geburtstagsgeschenk an mich."
    Hinter ihnen, auf einem höhergelegenen Wehrgang, tauchten drei Bogenschützen auf. Sie hatten gefiederte Pf eile eingespannt und blickten wachsam auf die Gartenanlagen herab.
    „Du bist egoistisch, Tomotada", sagte Hoichi mit leichtem Vorwurf. „Manchmal denke ich, du glaubst wirklich, daß sich alle geheimnisvollen Vorgänge in der Welt nur auf dich beziehen. Bedenke, daß auch ich an diesem Tage geboren wurde, als man dich unter dem blühenden Kirschbaum fand. Warum willst du ihn also nicht mit mir teilen?"
    „Teilst du mit mir?" erwiderte Tomotada heftig. „Ja, ich weiß, alle sagen mir, daß ich die gleichen Rechte habe, als sei ich dein Bruder. Ja, ich weiß, das Hatakeyama Yoshimune sogar glaubt, daß in mir die Seele seiner Frau zurückgekehrt sei, die bei deiner Geburt starb…"
    „Frevle nicht, Tomotada !"
    „Es sind alles nur leere Worte", sprach Tomotada im gleichen Tonfall. „Wenn es wirklich um Dinge von Wert geht, dann wirst immer du bevorzugt. Ich bekomme es stets zu spüren, daß ich ein Fremder in diesem Haus bin. Dich erziehen die Lehrer zu Würde und Anstand, mich dagegen zur Dankbarkeit. Du hast alles, was du begehrst, Hoichi. Also lasse mir wenigstens den Kirschbaum."
    Hoichi wollte antworten - aber da tauchte ihr Fechtlehrer Gensuke im Lotosgarten auf, ein in Ehren ergrauter Samurai. Er war in voller Rüstung und schritt schnell und kräftig aus. Er bemerkte die beiden jungen Männer erst, als Hoichi ihn anrief.
    „Warum so eilig, Gensuke?"
    „Waffen klirren am Tor", sagte der Samurai knapp. Das hatte weiter nichts zu besagen, denn es kamen oft Bettler, meist heruntergekommene Samurais, die an die Barmherzigkeit des Daimyo appellierten und nicht selten mit Harakiri drohten, wenn sie keine mildtätigen Gaben erhielten.
    Doch diesmal ging es nicht darum, Bettler zu verjagen. Eine Gruppe von Banditen hatte den Torposten überwältigt und
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