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10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES

10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES

Titel: 10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
Autoren: Helmuth W. Mommers und Arnulf D. Kraus
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stand ich in­mit­ten ei­ner Men­schen­men­ge. Die wun­der­vol­len Be­we­gun­gen rie­fen einen schwin­del­er­re­gen­den Ef­fekt her­vor; sie reiz­ten mich. Auf der einen Sei­te von mir dräng­te sich Mar­co Po­lo tri­um­phie­rend zwi­schen Ca­thay zu Kublai Khan durch. Vor mir glit­ten vier Kin­der da­hin, auf die trau­ri­ge Ge­stalt Ga­li­leo Ga­li­leis zu. Sie stell­ten die vier Mon­de des Ju­pi­ter dar.
    Auf der an­de­ren Sei­te reis­te der per­si­sche Poet Fird­au­si nach Bag­dad ins Exil. Noch wei­ter weg er­hasch­te ich ein Bild Hey­er­dahls, der mit den Wo­gen kämpf­te.
    Und wenn ich mei­ne Bli­cke um­her­schwei­fen las­se, ver­mischt sich al­les – Floß, Te­le­skop, Pa­go­de, Pal­me. Das hat Aus­druck! Wenn ich es nur tan­zen könn­te!
    Ich hal­te es nicht aus. Da ist wie­der mei­ne Ru­he­lo­sig­keit, mein ein­zi­ger Be­glei­ter. Ich be­we­ge mich um­her, stump­fen Blickes. Ich wan­de­re um die Ap­pa­ra­te her­um oder dar­über hin­weg. Ich quet­sche mich steif­bei­nig zwi­schen den Tän­zern hin­durch. Ir­gend et­was nö­tigt mich, et­was, wor­an ich mich nicht er­in­nern kann. Jetzt weiß ich nicht ein­mal, wer ich bin. Ich ha­be die blo­ße Iden­ti­tät ab­ge­legt.
     
    *
     
    Das Tan­zen ent­flammt mein Herz. Ich wür­de nie­man­dem et­was an­tun, nur je­nem, der mich für al­le Zei­ten ver­letz­te. Er ist es, den ich fin­den muß. Warum tan­zen sie so schnell? Die Be­we­gun­gen trei­ben mich an wie Peit­schen­hie­be.
    Jetzt ren­ne ich in einen Spie­gel. Er steht auf ei­ner ge­drängt vol­len Tanz­flä­che. Ich kämp­fe mit dem Ge­schöpf, das dar­in ge­fan­gen ist, weil ich es für echt hal­te. Dann er­ken­ne ich, daß es nur mein Spie­gel­bild ist.
    Ich schüt­te­le den Kopf, da­mit das Blut aus mei­nen Au­gen weicht, und be­trach­te mich.
    Ja, das bin ganz un­ver­kenn­bar ich. Und ich er­in­ne­re mich, wen ich dar­zu­stel­len ha­be.
    Das ers­te Mal fand ich in mei­ner Kind­heit her­aus, wen ich dar­zu­stel­len hat­te, als ich ei­nes der größ­ten Dra­men über­haupt sah. Da war es, ein­ge­fan­gen vom Zeit­schirm! Die Sol­da­ten und Zen­tu­rio­nen ka­men, und da­hin­ter ei­ne schrei­en­de Men­schen­men­ge. Als sie drei Kreu­ze in die Er­de ramm­ten, ver­dun­kel­te sich der Him­mel. Und als ich den Mann sah, den sie ans mitt­le­re Kreuz schlu­gen, wuß­te ich, daß ich Sein Ge­sicht hat­te. Da ist es nun, das­sel­be er­ha­be­ne Ge­sicht, das mich aus dem Glas mit Schmerz und Mit­leid an­sieht. Kei­ner glaubt mir; ich sa­ge ih­nen nicht mehr, für wen ich mich hal­te. Aber ich weiß, eins ha­be ich zu tun. Ich ha­be es zu tun!
    Des­halb ren­ne ich von neu­em plumps-quietsch-plumps-quietsch; ich weiß ge­nau, wo­nach ich Aus­schau hal­ten muß. Um all die großen Ap­pa­ra­te, Säu­len und Schalt­ta­feln aus Be­ton und Plas­tik, um al­les das ren­ne ich her­um, mit su­chen­den Bli­cken.
    Und hier ist es. Be­rufs­s­pie­ler tan­zen die­ses Dra­ma, mein Dra­ma, so schwie­rig und ver­wor­ren und ver­rückt. Pi­la­tus in Tau­ben­grau, Ma­ria Mag­da­le­na in Grün. Kör­per von Tän­zern um­drän­gen sie, die Men­ge dar­stel­lend, die sich nicht dar­über auf­reg­te. Ich aber re­ge mich auf!
    Mei­ne Au­gen glü­hen ih­nen ent­ge­gen, su­chend schwei­fen sie um­her. Dann ha­be ich ihn, den Mann, den ich will.
    Er ver­läßt ge­ra­de die Sze­ne, um sich au­ßer Sicht­wei­te auf sei­nen letz­ten Tanz vor­zu­be­rei­ten. Ich fol­ge ihm, hal­te mich dicht hin­ter ihm, wie ei­ne Raub­kat­ze im Dickicht.
    Ja! Er sieht ge­nau­so aus wie ich! Er ist mein le­ben­des Bild­nis – und trägt folg­lich auch die­ses Ge­sicht. Jetzt ist es von Schmin­ke über­zo­gen, so daß er, wenn er aus dem hel­len Licht­schein tritt, wie ein To­ter aus­sieht.
    Ich bin na­he ge­nug, um den di­cken Schmutz auf sei­ner Haut zu se­hen, mit all den Run­zeln und Ril­len, die durch den Schweiß und die Be­we­gung ent­stan­den sind. Dar­un­ter se­he ich das wah­re Ge­sicht recht deut­lich, ob­wohl ihn die auf­ge­schmier­te Schmin­ke als Ju­das kenn­zeich­net.
    Die­ses Ge­sicht zu ha­ben und Ju­das zu spie­len! das ist die fürch­ter­lichs­te al­ler Bos­hei­ten. Aber es han­delt sich um
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