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10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

Titel: 10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron
Autoren: Vladimir Volkoff
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Avenue Marceau, ohne Stellung. Er war wütend, daß er für nichts und wieder nichts seinen Normandie-Führer gebüffelt hatte.
    »Aber ich werde mich durch solche Kleinigkeiten nicht geschlagen geben«, sagte er laut zu sich selbst.
    Dann ging er in Gedanken die Namen auf der Organisationstafel durch.
    Sein von Natur aus gutes und durch viele Übungen trainiertes Gedächtnis ließ Lennet nur selten im Stich.
    Ohne Mühe erinnerte er sich an die sechs Führer.
    Wie hat der alte Geier gesagt, als er mit seinem Geschäftspartner telefonierte? Er werde Nick beauftragen, die Burtons zu führen. Nick, das muß Nicolas Dauthier sein. Nun, wir werden sehen, wie wir diesen Herrn loswerden…
    Lennet nahm ein Taxi und ließ sich zum Hauptquartier des FND fahren. Er klopfte bei Hauptmann Blandine.
    »Nun, Lennet, haben Sie den Job?« fragte dieser.
    »Noch nicht, Hauptmann, aber das wird schon noch werden. Gibt es Einwände dagegen, daß ich mir die Fotos ansehe, die ich vorgestern gemacht habe?«
    »Keine. Die Fotos sind keine Geheimsache. Lassen Sie sich die Bilder von der Sekretärin geben.«
    Die Fotos, die zeitlich geordnet waren, umfaßten mehrere dicke Ordner. Es handelte sich um Briefe der Kunden an Monsieur Saint-Amarante und um seine Antworten.
    In einem Brief an einen Mister Smythe aus Philadelphia, USA, bestätigte die Organisation eine Reise in Burgund unter der Leitung von L.A.D.S. Mister Smythe und seine Frau sollten an ihrem Schiff von einem Führer namens Nick abgeholt, durch mehrere Städte und Gegenden geführt und dann wieder nach Le Havre gebracht werden, wo sie sich auf dem Passagierschiff »France« einschiffen sollten.
    »Und dieses Schiff fährt heute abend um acht«, sagte Lennet vor sich hin. »Wenn ich ein bißchen Glück habe, verläßt Nick Dauthier seine Schäfchen erst im letzten Moment, und dann hätte ich die Möglichkeit…«
    Er dachte den Satz nicht zu Ende. Er wußte, was zu tun war.
    In der Messe schlang er schnell ein paar Bissen hinunter, die Nase im Fahrplan der Eisenbahn. Dann ließ er sich zum Bahnhof fahren.
    Um sechs Uhr stand Lennet auf dem Betonkai von Le Havre, wo sich viele Passagiere und ihre Freunde drängten. Die »France« stieß dicke Rauchwolken aus. Das Meer klatschte gegen den schwarzen Rumpf des Schiffes.
    Weiter drüben lagen die Häuser von Le Havre, dieser grauen und geometrischen Hafenstadt.
    Lennet bahnte sich einen Weg bis zum Fallreep und erklärte dort dem diensthabenden Offizier seinen Fall.
    »Ich gehöre zur Reiseagentur L.A.D.S. Ich habe einem unserer Kunden, einem Mister Smythe, etwas Dringendes mitzuteilen. Kann ich an Bord kommen?«
    »Gut. Aber beeilen Sie sich, daß Sie rechtzeitig wieder herunterkommen. Nach halb sieben darf außer den Passagieren niemand mehr auf dem Schiff sein.«
    »Keine Sorge! Ich habe keine Lust, nach Amerika zu fahren.«
    Lennet erzählte seine Geschichte noch zwei- oder dreimal, und dann stand er vor der Kabine 313, die von Mister Smythe und seiner Frau belegt war. Durch die offene Tür sah er zwei Stewards und einen jungen Mann, etwa in seinem Alter, und einen korrekt gekleideten Herrn.
    Sie liefen von einer Seite zur anderen und wieder zurück und schleppten große Luxuskoffer bald auf diese, bald auf jene Seite, bald unter die Betten, bald auf den Schrank, bald ins Badezimmer und bald wieder zurück, und dies alles unter den Befehlen einer sehr gebieterischen Dame, die unaufhörlich rief: »Hierher! Dorthin! Nein! Hier unten!
    Das dorthin, dies hierhin! Warum machen Sie immer das Gegenteil von dem, was ich sage? He, Edwin, träumst du?
    Nick, tun Sie etwas. Das dort unten, jenes dort oben hin…«
    Der junge Mann mit dem offenen Hemdkragen sah auf die Uhr.
    »Mistress Smythe, gleich wird die dritte Sirene ertönen.
    Ich muß gehen.«
    »Nick muß gehen, Victoria«, bestätigte Mister Smythe.
    »Der Herr muß gehen«, echoten die beiden Stewards.
    Lennet hielt dies für den richtigen Augenblick um einzugreifen. Er streckte den Kopf durch die Tür.
    »Herr Dauthier?« fragte er.
    »Das bin ich«, erwiderte der junge Mann. Er hatte ein langes rosiges Gesicht mit ausweichenden Augen.
    »Der Kommandant hat eine Nachricht für Sie. Kommen Sie bitte mit!«
    Diese Unterbrechung beschleunigte die Abschiedszeremonie. Nick drückte rasch Mister und Mistress Smythe die Hand und ließ sie mit den Stewards und den Koffern allein. Dann folgte er Lennet, der mit raschen Schritten durch den Laufgang ging.
    »Was ist das für eine Nachricht?
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