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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz
Autoren: Karl May
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Prescott.“
    „Da hinauf wollt ihr?“
    „Yes.“
    „Als Fallensteller?“
    „Yes.“
    „Habt ihr denn Fallen?“
    „Nein.“
    „Woher wollt ihr sie nehmen?“
    „In Prescott kaufen.“
    „Himmel! Seid ihr Menschen. Was gedenkt ihr denn da oben zu fangen?“
    „Biber und – und – und –“ Er stockte verlegen.
    „Und – und – was denn weiter?“ drang Buttler in den Kleinen.
    „Grizzlybären.“
    Da ertönte von den andern Tischen ein wahrhaft homerisches Gelächter herüber. Buttler lachte auch, daß ihm die Tränen in die Augen traten und der Atem versagte, und rief, als er sich einigermaßen beruhigt hatte: „Grizzlybären wollt ihr in Fallen fangen, Grizzlybären, von denen einer neun Fuß hoch wird und auch neun Zentner wiegen wird! In Fallen fangen?“
    „Warum nicht?“ knurrte Sam verdrießlich. „Wenn nur die Fallen groß und stark genug sind!“
    „Es gibt aber keine Grizzlyfallen und wird auch keine geben!“
    „So lassen wir uns in Prescott von einem Schmied welche machen.“
    „Wie denn? In welcher Konstruktion?“
    „Das werden wir ihm schon sagen.“
    „Ihr drei Schneider? Halt auf, Kleiner, Dicker, halt auf, sonst ersticke ich!“
    Er lachte wieder aus vollem Hals und konnte erst nach einer Weile fortfahren: „Und selbst wenn das mit den Grizzlybären möglich wäre, so müßte man sich doch schon darüber halb totlachen, daß ihr, um Biber zu fangen, hinauf nach Prescott wollt.“
    „Nach Prescott eigentlich nicht; dort wollen wir die Fallen kaufen; dann reiten wir nach dem Gila und dem San Franciscofluß.“
    „In welchem es zwei Zoll hoch Wasser gibt; wo sollen da die Biber herkommen?“
    „Das laßt nur unsere Sorge sein, Sir! Hab' ein Buch gelesen, in welchem alles steht, auch das von den Bibern.“
    „Schön, schön, vortrefflich! Wenn ihr so klug seid, euch nach einem Buch zu richten, so läßt sich nichts weiter sagen. Ich wünsche euch so viel Biber und Bären, wie ihr wollt. Aber ihr werdet auch noch anderes finden.“
    „Was?“
    „Wilde Indianer, welche euch Tag und Nacht umschleichen, um euch zu überfallen.“
    „Da wehren wir uns.“
    „Mit euren Waffen etwa?“
    „Yes.“
    „Zum Beispiel hier mit Eurer Flinte?“
    „Yes.“
    „Alle Wetter, werdet ihr da ungeheure Heldentaten verrichten. Zeigt doch einmal das Schießholz her! Das müssen wir uns unbedingt besehen.“
    Er nahm Sam Hawkens das Gewehr aus der Hand und ging mit demselben zu seinen Genossen hinüber, welche es unter den kräftigsten Bemerkungen betrachteten. Auch Dick Stone mußte seine lange Rifle zeigen, welche denselben ironischen Beifall fand; dann sagte Buttler, indem er die Gewehre zurückgab: „Ich habe euch ein großes Unrecht getan, Mesch'schurs, und muß euch deshalb um Verzeihung bitten.“
    „Welches Unrecht?“ fragte Sam.
    „Ich hätte euch fast mit anderen Leuten verwechselt.“
    „Mit wem?“
    „Mit dem Kleeblatt.“
    „Kleeblatt? Wer ist das?“
    „Das sind drei berühmte Jäger, welche stets beisammen und darum das Kleeblatt genannt werden, Sam Hawkens, Dick Stone und Will Parker.“
    „Kennt Ihr die?“
    „Nein, eben nicht, sonst wäre ich doch nicht in die Gefahr geraten, euch beinahe mit ihnen zu verwechseln.“
    „Aber Ihr müßt doch wenigstens wissen, wie sie aussehen!“
    „Das weiß ich auch. Sam Hawkens ist so klein und dick wie Ihr, und die beiden anderen sollen so lang und dürr wie eure Gefährten sein; das stimmt. Dazu kommt, daß Sam einen ledernen Jagdrock zu tragen pflegt, an welchem Fleck an Fleck so aufgenäht ist, daß kein Indianerpfeil mehr hindurchzudringen vermag. Ihr habt auch einen solchen Rock. Das ist nur Zufall, führte mich aber doch einige Minuten irre. Jetzt freilich weiß ich, woran ich bin. Das Kleeblatt hat nicht mit alten Kleidern Pleite gemacht, ist jedenfalls ganz anders und weit besser beritten als ihr und würde nie solche Schießprügel auch nur berühren, wie die eurigen sind. Da man aber nie vorsichtig genug sein kann und besonders Sam Hawkens ein großer Pfiffikus sein soll, so will ich doch noch sicherer gehen, als ich bis jetzt gegangen bin. Ich habe gehört, daß Will Parker einmal skalpiert worden sein soll und infolgedessen eine Perücke trägt, Mr. Berry und Mr. White mögen mir also einmal ihre Köpfe zeigen!“
    Buttler fühlte sich also noch nicht ganz beruhigt. Glücklicherweise war er falsch berichtet worden; nicht Will Parker, sondern Sam Hawkens hatte das entsetzliche Unglück gehabt, skalpiert
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