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10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen
Autoren: Peter Tremayne
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resignierend die Arme. »Nun gut. Ich bin Bruder Rhodri, und das hier ist, wie ich schon gesagt habe, Porth Clais im Königreich von Dyfed.«
    »An der Westküste Britanniens?«
    Bruder Rhodri machte eine bestätigende Handbewegung. »Du befindest dich im Land der Kymren, den wahren Britanniern. Dein Schiff ist gestern am späten Nachmittag hier an der Küste vor Anker gegangen, um Schutz zu suchen. Unser Hafen ist nur klein, aber viele Schiffe aus Éireann laufen ihn an, um ihren ersten Halt zu machen. Du warst bewußtlos durch deinen Sturz an Bord. Also trug man dich vom Schiff herunter und brachte dich in das kleine Hospiz, das ich leite. Fast einen Tag hast du gebraucht, um wieder zu dir zu kommen.«
    Eadulf lehnte sich auf das Kissen zurück und schluckte. »Einen ganzen Tag?« fragte er erschrocken.
    »Wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Doch, iuvenante deo , du bist gesundet«, sagte Bruder Rhodri ernst.
    Eadulf richtete sich plötzlich auf, woraufhin ihm schwindlig wurde. Eine seiner Fragen hatte Rhodri noch nicht beantwortet.
    »Meine Gefährtin, Schwester Fidelma … Was ist mit ihr?«
    »Sie hat sich sehr große Sorgen um dich gemacht, angelsächsischer Bruder. Wir haben dich abwechselnd gepflegt. Heute vormittag allerdings wurde sie in unser Mutterhaus gerufen, um mit Abt Tryffin etwas zu besprechen.«
    »Abt Tryffin? Mutterhaus?«
    »Auf der Halbinsel, die auf Latein als Menevia bekannt ist, befindet sich die Abtei Dewi Sant.«
    Eadulf hatte schon von der großen Abtei Dewi Sant gehört. Er wußte, daß die Britannier, die im Westen dieser Insel lebten, die sie nun mit den Angeln und den Sachsen teilten, die Abtei für beinahe so bedeutend hielten wie die Iren Iona, die Heilige Insel im nördlichen Königreich von Dal Riada. Zwei Pilgerreisen nach Dewi Sant kamen einer Pilgerfahrt nach Rom gleich, und ein Pilger konnte soviel Vergebung seiner Sünden dabei erlangen – das heißt die Vergebung seiner zeitlichen Strafen im Diesseits für von ihm begangene Sünden –, daß es für viele Jahre reichte. Eadulf bemerkte, daß er ganz im Sinne der Lehren Roms dachte, wo der Heilige Vater Vergebung aus dem Thésaurus ecclesiae , dem »Schatz der Kirche« gewährte, daß heißt aus dem Schatz von Verdiensten, die von Christus, der Jungfrau Maria und den Heiligen für die Kirche erworben worden waren. Eadulf wußte nur zu gut, daß die Kirchen der Iren und Britannier nicht an diese Art der Sündenvergebung glaubten oder gar daran, daß man sich von der eigenen Verantwortung entbinden lassen konnte, wenn man sie erwarb.
    »Sie wurde dorthin gerufen? Schwester Fidelma? Ist die Abtei hier in der Nähe?« erkundigte er sich.
    »In der Nähe? Ja, sie ist gut zu Fuß zu erreichen, liegt weniger als zwei Meilen von hier entfernt. Schwester Fidelma wird am Abend wieder zurück sein.«
    »Und du sagst, daß wir uns auf der Halbinsel von Dyfed befinden, die als Menevia bekannt ist?«
    »In unserer Sprache wird sie Moniu genannt«, bestätigte ihm Bruder Rhodri.
    »Warum ist Fidelma … Schwester Fidelma dort hinbestellt worden?«
    Bruder Rhodri hob die Schultern. »Keine Ahnung, angelsächsischer Bruder. Wo du jetzt in besserer Verfassung bist, möchtest du vielleicht einen Kräutertee oder Brühe?«
    Eadulf bemerkte auf einmal, wie ausgehungert er war. »Ich würde gern etwas essen, Bruder«, sagte er vorsichtig.
    Wohlwollend lächelte Bruder Rhodri. »Ah, ein gutes Zeichen für deine Genesung, mein Freund. Dennoch ist es ratsam, daß du dich mit etwas Brühe begnügst. Du solltest dich auch nicht groß bewegen. Bleib hier liegen und erhole dich noch eine Weile.«
    Ein paar Stunden später ging es Eadulf deutlich besser. Er hatte eine Fleischbrühe zu sich genommen, und seine Kopfschmerzen waren dank einer Kompresse, die ihm Bruder Rhodri auf die Stirn gelegt hatte, wie weggeblasen. Offenbar war Bruder Rhodri ausgebildeter Apotheker. Eadulf, der selbst an der großen medizinischen Schule von Tuam Brecain studiert hatte, war aufgefallen, daß der Umschlag aus Blättern des Fingerhuts bestand, der bei Kopfschmerzen ganz ausgezeichnete Linderung brachte. Langsam war er in einen Dämmerzustand hinübergeglitten und schließlich eingeschlafen.
    Der Klang von Fidelmas Stimme weckte ihn. Als sie den Raum betrat, war er schon vollkommen wach. Eadulf richtete sich in seinem Bett auf, und die sorgenvolle Miene wich von ihrem Gesicht. Mit ausgestreckten Armen eilte sie auf ihn zu und setzte sich an den Rand seines Bettes.
    »Wie
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