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10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen
Autoren: Peter Tremayne
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Gemeinde wie Rauch im Wind zerstoben sein mußte.
    Bruder Cyngar verspürte den Drang, auf die Knie zu fallen und ein Gebet zu sprechen, um das Böse von sich fernzuhalten, denn was man nicht auf natürliche Weise erklären konnte, mußte das Werk des Übernatürlichen sein. Für das ausgestorbene Kloster gab es im Augenblick keine Erklärung. Zumindest keine, die ihm in den Sinn kam.
    Könnte es sein, daß Pater Clidro, der Klostervorsteher von Llanpadern, und seine Mitbrüder sich mitten beim Abendessen von den Tischen erhoben hatten, die Kerzen hatten brennen lassen, alle Tiere um sich geschart hatten und dann … Was dann? Wie von Geisterhand vertrieben worden waren?
    Als ein von der Vernunft bestimmter junger Mann zwang sich Bruder Cyngar, noch einmal ins Refektorium zurückzukehren und die Kerzen auszulöschen, ehe er wieder zum Haupttor ging. Wieder ließ er die Augen umherschweifen, dann schloß er die Tore. Unschlüssig stand er da. Was sollte er nun tun?
    Er wußte, daß sich ein paar Meilen nach Norden die größere Gemeinde Llanwnda befand. Gwnda, der Fürst von Pen Caer, war ein Mann der Tat und allseits dafür bekannt. Sollte er sich dorthin aufmachen? Doch da fiel ihm ein, daß es in Llanwnda keinen Priester gab, und was sollten Gwnda und seine Leute gegen die übernatürlichen Mächte des Bösen ausrichten, durch die sich die Bruderschaft von Llanpadern offensichtlich in Luft aufgelöst hatte?
    Also blieb ihm nur eines zu tun. Er mußte so rasch wie möglich zur Abtei Dewi Sant weiterwandern. Abt Tryffin wüßte schon Rat, auch sollte er umgehend von dem furchtbaren Geschehen in Kenntnis gesetzt werden. Nur die Mönche der großen Abtei Dewi Sant besaßen die Macht, den bösen Fluch von dem Kloster hier zu nehmen. Welch ein geheimnisvoller Zauber mochte unter der armen klösterlichen Gemeinschaft von Llanpadern gewütet haben? Am ganzen Leibe zitternd, ließ Bruder Cyngar das verlassene Kloster, so schnell er konnte, hinter sich. So gelangte er rasch über den steinigen Weg zu den südlichen Bergen. Der strahlende Herbsttag wirkte nun düster, schwer und bedrohlich. Doch welcher Art war diese Bedrohung?
     

K APITEL 2
    In den wenigen Sekunden zwischen Bewußtlosigkeit und Erwachen gibt es einen Augenblick lebhaften Träumens. Eadulf kämpfte in dunklem Gewässer, er bekam keine Luft. Er versuchte, an die Oberfläche zu schwimmen, er ruderte mit Armen und Beinen, und ihm war, als würde er in Kürze ersticken. Doch wie sehr er sich auch anstrengte, er hatte das Gefühl, völlig kraftlos zu sein. Gerade als er alle Hoffnung aufgeben wollte, erlangte er wieder das Bewußtsein: jener Übergang vollzog sich so rasch, daß er einen Moment zitternd dalag; der Schweiß rann ihm von der Stirn, er war nicht sicher, was mit ihm geschah. Doch dann, ganz langsam – so kam es ihm vor – wurde ihm klar, daß er geträumt hatte. Er mühte sich, einen Ton hervorzubringen, irgendeinen Laut, doch seiner Kehle entwich nur ein Rasseln.
    Er bemerkte, daß sich ein Schatten über ihn gebeugt hatte, und strengte sich an, die Dinge genauer zu erfassen, doch alles blieb verzerrt.
    Eine Stimme sagte etwas. Er verstand nichts. Er bemühte sich erneut, nach oben zu blinzeln. Er fühlte, wie jemand seinen Kopf packte und ihn etwas hochhob. Dann spürte er etwas Festes an seinem Mund. Eine kalte Flüssigkeit wurde über seine Lippen gespült und rann ihm zwischen die Zähne. Gierig schluckte er. Viel zu rasch wurde das Gefäß wieder fortgenommen, und die Hand legte seinen Kopf auf das Kissen zurück.
    Ein Weilchen lag er so da, dann öffnete er die Augen und zwinkerte. Eine Gestalt verschwamm vor ihm, nahm aber gleich danach Konturen an.
    Es handelte sich um einen Mann, kurz, stämmig und im Gewand eines Mönchs.
    Eadulf überlegte angestrengt, was ihm wohl widerfahren sei und wo er sich befand. Er konnte es sich nicht erklären.
    Wieder sagte die Stimme etwas. Wieder verstand er nichts, doch dieses Mal erkannte er am Tonfall, daß jemand in der Sprache der Britannier auf ihn einredete. Er befeuchtete sich mit der Zunge die Lippen und versuchte, einen Satz in jener Sprache hervorzubringen, die er nur unzulänglich beherrschte.
    »Wo bin ich?« stieß er schließlich hervor, wobei er sofort bemerkte, daß er seine Muttersprache verwendet hatte.
    Die Lippen im rundlichen Gesicht des Geistlichen schürzten sich abschätzig.
    » Sacsoneg? « Der Mann schüttete nun einen ganzen Wortschwall über Eadulf aus.
    Der versuchte sich zu
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