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0999 - Der Mitternachtsfluch

0999 - Der Mitternachtsfluch

Titel: 0999 - Der Mitternachtsfluch
Autoren: Jason Dark
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dem Schock nicht fertig. Der Schreibtisch stand zum Glück in der Nähe, so konnte sie sich dort abstützen.
    Ich klappte die Klinge wieder ein, steckte das Messer weg und ging auf Grace Felder zu, die am ganzen Leib zitterte. Es sah aus, als wollte sie vor mir fliehen.
    Ich schüttelte den Kopf und hob zugleich die Schultern. »Grace, bitte, das wollte ich nicht. Ich wußte nicht, was ich da in Bewegung gesetzt habe, als ich…«
    »Ja«, flüsterte sie. »Ja, ich weiß es. Schon gut. - Ich bin auch durcheinander und brauche erst mal ein Taschentuch.«
    Ein sauberes steckte in meiner Tasche. Ich holte es hervor und gab es ihr. Ihre Hand zitterte, als sie den Arm anhob, um das Tuch gegen ihre Wunde zu drücken.
    Sie lag verdeckt zwischen den hellen Haaren, aber Grace kam durch, und sie zuckte zusammen, als sie die Wunde berührte. Dann gab sie mir das Tuch zurück, und ich tupfte ihr das Blut aus dem Gesicht.
    »Danke, John!« flüsterte sie. Sie fiel gegen mich. »Entschuldigen Sie, daß ich so hysterisch reagiert habe, aber ich war im ersten Moment zu entsetzt.«
    »Sie haben normal reagiert, nicht hysterisch.«
    »Vielleicht«, flüsterte sie und ließ mich wieder los, den Blick an mir vorbei auf das Bild gerichtet. »Was ist das nur?« fragte sie leise. »Wie kann man das erklären? Wie ist so etwas überhaupt möglich?«
    »Wir finden es heraus.«
    Sie reagierte nicht darauf, sondern formulierte ihre eigenen Gedanke.
    »Es ist doch nur ein Bild, John. Nur ein verdammtes Gemälde. Ich kann Ihnen zahlreiche Bilder in diesem Haus zeigen. Die können Sie berühren, ohne daß etwas passiert. Aber hier bekam ich die gleiche Wunde wie die Frau auf dem Bild. Wer bin ich? Wer ist sie?«
    Ich hob die Schultern.
    Grace nahm mir diese stumme Antwort nicht ab. »Nein, John, nein, so nicht. Sie wollen nichts sagen. Sie wissen schon mehr. Los, reden Sie!«
    »Es sind nur Vermutungen.«
    »Warum haben Sie das Bild eingeschnitten? Auch aus einer Vermutung heraus?«
    »Nein, das nicht. Aber…«
    »Hören Sie doch auf damit! Sagen Sie mir die Wahrheit! Was hat Sie dazu veranlaßt?«
    »Ich hatte einen Verdacht.«
    Sie lachte los. Laut, unnatürlich, dann schüttelte sie den Kopf und hatte sich wieder einigermaßen gefangen. »Einen Verdacht. O Scheiße, Sie hatten einen Verdacht. Warum hatte ich den nicht?«
    Ich wehrte ihre Hände ab, als sie gegen meine Brust schlagen wollte.
    »Grace, bitte, Sie müssen sich jetzt zusammenreißen, auch wenn es schwerfällt. Ich kann und will nicht zuviel sagen, aber Sie wissen selbst, daß ich gekommen bin, um das Rätsel der toten Kinder hier zu lösen. Ich habe Erfahrungen mit gewissen Dingen, und aufgrund dieser Erfahrungen weiß ich, daß es bestimmte Bilder oder Gemälde gibt, die zwar so aussehen, tatsächlich aber eine andere Funktion haben. Sie können durchaus beeinflußt sein und Tore bilden, die in eine andere Welt führen. Sogenannte Dimensionstore. Hier habe ich herauszufinden versucht, ob es auch bei diesem Bild der Fall ist.«
    »Und?« flüsterte sie hektisch. »Ist er das?«
    »Nein!«
    »Also kein Tor?«
    »Richtig.«
    »Was ist es dann?«
    »Ich weiß es noch nicht. Auf jeden Fall haben wir es nicht mit einem normalen Bild zu tun.«
    Sie stieß ein Geräusch aus, das sich schon röhrend anhörte. »Um diese Antwort zu erhalten, hätte ich Sie nicht zu fragen brauchen, denn die hätte ich mir selbst geben können. Was ist mit diesem verdammten Bild los?«
    Ich atmete tief ein. »Ich könnte mir vorstellen, daß Ihr Vater mehr über das Bild weiß. Nicht grundlos hat er davorgesessen und es angestarrt. Er wird sein Geheimnis möglicherweise kennen. An ihn müssen wir uns wenden.«
    Grace schaute ihn an, dann wieder mich, und sie schüttelte den Kopf.
    »Er soll mehr wissen? Er? Nein, das ist…«
    »Kennen Sie Ihren Vater wirklich gut?«
    »Was soll das?«
    »Sie kennen ihn nicht gut genug, Grace. Sie waren lange nicht zu Hause. Er muß sich in der letzten Zeit mit dem Rätsel der toten Kinder beschäftigt haben. Eine andere Möglichkeit kann ich mir nicht vorstellen. Ihr Vater könnte möglicherweise auch die Lösung gefunden haben. Vielleicht hat ihn das auch so entsetzt, daß er nicht mehr darüber reden kann oder will. Denken Sie daran, daß er bestimmte Seiten des Kirchenbuchs zerfetzt hat. Er muß sich in seiner Panik nicht anders zu helfen gewußt haben. Das denke ich.«
    »Dann hätte er mir doch etwas sagen können.«
    Ich lächelte schief und leicht spöttisch. »Mal
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