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0999 - Der Mitternachtsfluch

0999 - Der Mitternachtsfluch

Titel: 0999 - Der Mitternachtsfluch
Autoren: Jason Dark
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Schweißtropfen. Er reagierte auch nicht, als Grace ihre Hand vor seinen Augen hin-und herbewegte, sein Blick blieb starr.
    »So geht das nicht«, sagte ich leise. »Und wie soll es gehen?«
    »Ich werde einen Versuch starten.«
    »Was…?«
    Ich schob Grace zur Seite, um Platz zu haben. »Bitte, lassen Sie es mich machen. Auch wenn es Ihnen ungewöhnlich vorkommen wird, ich weiß schon, was ich tue.«
    »Das hört sich ja rätselhaft an«, flüsterte sie.
    »Keine Sorge, Grace, ihm wird schon nichts passieren. Da können Sie sicher sein.«
    »Hoffentlich.« Sie regte sich noch einmal auf und faßte mich auch an.
    »Das ist doch nicht etwa ein Exorzismus oder so?«
    »Nein, das auf keinen Fall. Exorzismus ist etwas anderes. Sie werden auf keinen Fall erleben, daß ich hier wie ein Austreiber auftrete. Es hat alles seine Richtigkeit, glauben Sie mir.«
    Grace Felder zweifelte noch immer, behinderte mich aber nicht mehr und schaute statt dessen zu, wie ich die Kette über den Kopf streifte, an der das Kreuz hing.
    Es war ein Versuch, mehr nicht. Ich ging davon aus, daß Reverend Felder von einem fremden Einfluß beherrscht wurde. Ob sein Zustand mit dem Bild zusammenhing oder mit dem Lesen des Kirchenbuchs, war im Augenblick nicht wichtig. Ich wollte nur, daß er wieder normal wurde.
    Außerdem drängte die Zeit, denn draußen war es bereits dunkel geworden. Der Tag hatte sich verabschiedet. Der Abend war da. Die Nacht würde kommen und damit auch die Tageswende. Weihnachten, das so eine ungemein wichtige Rolle spielte, denn an einem Weihnachtstag waren die Kinder damals umgebracht und in den Teich getrieben worden. Wir mußten unter allen Umständen verhindern, daß sich so etwas wiederholte.
    Eine Hand lag auf der Lehne. Es war die linke, und der Reverend hatte sie zur Faust geballt. Die zweite Hand lag in seinem Schoß. Sie war umgedreht, so daß die Handfläche nach oben zeigte und dabei eine kleine Mulde bildete.
    Ein idealer Platz für mein Kreuz, dessen Kette ich festhielt, als ich es der Hand entgegensenkte.
    Zunächst geschah nichts. Auch als das Kreuz der Haut immer näher kam, reagierte Felder nicht. Seine Tochter stand neben dem Stuhl und schaute genau zu. Sie verfolgte mit Argusaugen jede Bewegung des Kreuzes und regte sich nicht. Aber sie litt unter einer großen Anspannung.
    Die Lippen hielt sie fest zusammengepreßt.
    Ich senkte das Kreuz weiter. Dann landete es mitten auf der Fläche.
    Die Kette ließ ich nicht los, aber ich sah, wie die Hand plötzlich zuckte.
    »Mein Gott, da passiert was!« flüsterte Grace.
    Ich gab ihr keine Antwort. Die Hand zitterte und zuckte weiter. Dann streckten sich die Finger, um sich einen Moment später zu schließen.
    Die Hand schien das Kreuz nicht mehr loslassen zu wollen. Nur an den Seiten schaute es noch hervor.
    Wenn etwas passierte, dann in den folgenden Sekunden. Ich wartete mit angehaltenem Atem und erlebte den nächsten Ruck, der diesmal den Körper traf.
    Felder richtete sich auf. Das heißt, er setzte sich gerade hin und schlug plötzlich die Augen auf.
    Er starrte mich an.
    Ich schaute ebenfalls zurück, und in den folgenden Sekunden passierte nichts.
    Zumindest nicht bei ihm. Aber Grace reagierte. »Himmel, was ist denn los mit ihm? Was haben Sie getan, John?«
    »Ich habe ihn aus seiner Lethargie hervorgeholt.«
    »Und jetzt?«
    »Müssen Sie Geduld haben, bitte…«
    »Es ist so schwer«, stöhnte sie. »So verdammt schwer. Das sagt sich alles leicht.«
    »Ja, ich weiß.«
    Felder stöhnte, als stünde er unter einem unheimlichen Druck. In seinem Gesicht zuckte es, und es schien, als wollte er etwas sagen.
    Das aber trat nicht ein. Er blieb auch nicht ruhig, sondern stöhnte wie ein Verletzter. Aus seinen Augen rannen die Tränen, den Mund hatte er verzogen.
    Grace Felders Stimme klang laut, entsetzt und auch schrill. »Da, das Blut! Sehen Sie, was Sie da gemacht haben, Sinclair!« Sie deutete zuckend mit der Hand schräg nach unten, und ich sah einen Moment später, was sie meinte.
    Aus den Lücken der rechten Hand, die das Kreuz umschloß, sickerte die rote Flüssigkeit…
    ***
    Blut! Grace hatte sich nicht geirrt. Das war Blut, das mußte Blut sein.
    Und ihr Vater schien unter starken Schmerzen zu leiden, sonst hätte er nicht so gestöhnt.
    Für mich war dieser Vorgang auf der einen Seite schon überraschend, auf der anderen aber nicht, denn der Reverend stand unter einem dämonischen Einfluß, sonst hätte er nicht so geblutet. Mein Kreuz kämpfte
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