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0997 - Blut für den Götzen

0997 - Blut für den Götzen

Titel: 0997 - Blut für den Götzen
Autoren: Jason Dark
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dieses Bordell gegangen ist, und daß er sich heute abend bestimmt ebenfalls dort aufhält. Er ist nicht hier. Er ging schon am späten Nachmittag.«
    »Was hat er als Grund für sein Gehen genannt?«
    »Recherchen. Er wollte sich mit jemandem treffen. Er wollte über bestimmte Dinge mit einem Informanten reden, und so etwas ist auch an den letzten Abenden passiert. Er ist nie zu Haus gewesen, immer nur«, sie mußte sich überwinden, um den Satz zu vollenden, »immer nur in diesem Bordell.«
    »Das ist in der Tat ungewöhnlich«, gab ich zu.
    »Ha!« Sheila zeigte mit dem Finger auf mich. »Jetzt schwenkst du auch auf meine Linie ein, wie?«
    Ich hob beide Arme. »Nein, nein, das nicht, das auf keinen Fall. Aber ich finde es gut, daß Bill das getan hat.«
    Verächtlich verzog Sheila die Lippen. »So etwas kann auch nur aus deinem Mund kommen.«
    »Abwarten, meine Liebe. Du kannst dich aufregen, wie du willst, ich finde es trotzdem gut.«
    »Daß er jeden Tag in ein Bordell geht?« Sie regte sich wieder auf, und ihre Wangen röteten sich.
    »Hör mir zu, Sheila. So wie du das sagst, finde ich das natürlich nicht gut. Aber wer jeden Tag ein Bordell besucht, der hat bestimmte Absichten.«
    »Ha, ha, die kenne ich.«
    »Nein, nicht bei Bill.«
    »Wieso nicht?«
    Ich wurde drastisch. »Er wird wohl kaum jeden Abend in diesen Puff gehen, um eine Nummer zu schieben. Das kannst du mir nicht erzählen. Wenn er so oft dorthin geht, hat das etwas zu bedeuten.«
    »Ja, das hat es auch. Er will die Mädchen der Reihe nach vernaschen. Das denke ich.«
    »Dann bist du verbohrt.«
    »Beweise mir das Gegenteil, John!«
    Ich nickte ihr zu. »Das werde ich auch, aber später. Ich jedenfalls glaube daran, daß Bill dorthin gegangen ist, um zu recherchieren. Ich kann mir gut vorstellen, daß er an einem Fall arbeitet und…«
    Sheila Lachen unterbrach mich. »An einem Fall über Bordelle in London? John, das willst du mir einreden. Das ist der größte Quatsch. So etwas kann auch nur in deinem Kopf entstehen.«
    »Hast du vergessen, welchem Beruf dein Mann nachgeht?«
    »Habe ich nicht.«
    »Eben. Du solltest darüber nachdenken.«
    »Ach - sollte ich das?« Sie umklammerte die beiden Sessellehnen. »Und warum hat er mir dann nichts davon gesagt? Warum hat er mich nicht eingeweiht?«
    »Sheila«, sagte ich mit ruhiger Stimme, »was hättest du denn dazu gesagt, wenn Bill dir plötzlich erklärt hätte, wo er einige Stunden am Abend verbringt?«
    Sie rang nach Luft. »Ich hätte ihn - ich hätte ihn…«
    »Nicht gehen lassen, wie?«
    Sie versteifte sich. »Ja, so ähnlich«, gab sie zu. »Ich hätte ihn nicht gehen lassen.«
    »Eben. Da hat er es heimlich gemacht.«
    Schon abweisend schaute sie mich an. »Toll, John, ich finde es einfach toll, wie du meinen Mann in Schutz nimmst. Ach ja, er ist dein Freund, und Männer halten bekanntlich zusammen.«
    »Das hat damit nichts zu tun. Ich habe nur darüber nachgedacht, das ist alles. Dabei glaube ich sogar, auf dem richtigen Weg zu sein, das kannst du mir glauben.«
    »Eher nicht.«
    »Dein Vertrauen in Bill ist nicht eben groß.«
    Sie schaute mich an. Plötzlich zuckte die Haut auf ihren Wangen, dann fing sie übergangslos an zu weinen. Es war einfach zu hart für sie gekommen. Daß ihr Mann in ein Bordell gegangen war, darunter litt sie schon schwer genug. Daß er dabei noch von einer fremden Person gesehen worden war, schlug dem Faß den Boden aus. Das konnte sie einfach nicht fassen und überwinden.
    Ich ließ sie weinen. Sie brauchte das, um die Enttäuschung zu überwinden. Sie schüttelte auch den Kopf, als könnte sie ihren eigenen Gedanken nicht trauen. Ein Taschentuch hielt sie ebenfalls bereit.
    Sie putzte sich damit die Nase.
    Ich wartete. Es war noch früh, der Abend fing gerade erst an, und ich konnte Sheila auch verstehen.
    Ungefähr eine Woche vor Weihnachten mit einer derartigen Nachricht konfrontiert zu werden, ließ sich nicht so leicht verkraften.
    Nach einigen Minuten hatte sich Sheila wieder gefangen, und sie fragte mit leiser Stimme: »Was soll ich denn jetzt tun?«
    »Nichts«, lautete meine schlichte Antwort.
    »Wie sagst du?«
    »Nichts, Sheila, das ist am besten. Du mußt nichts tun. Nur abwarten.«
    »Ja, ja, ich soll die liebende Ehefrau spielen, die darauf wartet, daß der Mann wieder reumütig in ihre Arme zurückkehrt, nachdem er sich ausgetobt hat. Denn diese Weiber dort, die waschen dem Herrn keine Wäsche, sie trösten ihn auch nicht, wenn er mal krank
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