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0995 - Die Rache der Toten

0995 - Die Rache der Toten

Titel: 0995 - Die Rache der Toten
Autoren: Jason Dark
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zurückgeblieben.
    Allein stand sie in der Dunkelheit. Die dicken Wolken am Himmel verschluckten jedes Licht. Kein Funkeln der Gestirne drang mehr nach unten.
    Dunkelheit…
    Und das Geräusch!
    Sarah gab einen leisen Schrei von sich, als sie das Klopfen abermals vernahm. Zwar hatte sie damit gerechnet, doch jetzt, als es tatsächlich erklungen war, da schrak sie schon zusammen, und plötzlich wirkte sie wie eingefroren.
    Sie konnte nicht mehr atmen, sie war innerlich vereist, sie war wie zur Seite gestellt worden, und das verdammte Geräusch verstummte diesmal nicht.
    Poch - poch - poch…
    Die dumpfen Geräusche klangen schaurig. Sie malträtierten sie, sie waren einfach da, sie hörten sich böse an, sie waren so fordernd, als wollte der Tod endlich zu seinem Recht kommen.
    Der Tod? fragte sich Sarah Goldwyn zitternd. War es tatsächlich der Tod, der dort klopfte, oder war es ein Mensch, der in diesem Sarg lag und lebte?
    Sie hatte keine Ahnung. Alles an ihr zog sich zusammen. Sie fror nicht nur wegen der Kälte, auch ihre Psyche war angeknackst. Sogar der Schweiß brach ihr aus. Mit einer fahrigen Bewegung wischte sie beide Handflächen am Mantel ab.
    Es blieb dabei.
    Der Mensch im Sarg bewies seine Ungeduld. Man hatte ihn dort hineingelegt, eingesperrt, und jetzt wollte er raus, um am Leben bleiben zu können.
    Wer immer dort um sein Leben kämpfte, Sarah Goldwyn wußte, daß sie etwas tun mußte. Sie stellte ihre eigenen Probleme zurück, jetzt ging es darum, einen Menschen zu retten.
    Erst überlegte sie, ob sie dem Klopfer eine Nachricht geben sollte, daß er bald befreit werden würde. Dann ließ sie es bleiben. Zeit durfte nicht mehr verschwendet werden. Wer konnte schon sagen, wie lange der Gefangene bereits darin lag?
    Wie lange…
    Diese kurze Frage beschäftigte Sarah, als sie sich schon gebückt hatte und wieder neben dem Sarg kniete. Sie wußte, wie sie die Verschlüsse zu lösen hatte. Das alles war ihr bereits in Fleisch und Blut übergegangen. Außerdem war es nicht der erste Sarg, den sie öffnete.
    Sie beeilte sich, hatte endlich die Verschlüsse geöffnet, um den Deckel abheben zu können.
    Sie wollte ihn an einem Ende hochkippen, das war am einfachsten.
    Dabei wußte sie nicht, ob sie am Kopf-oder Fußende stand, was letztendlich auch egal war.
    Sie streckte die Arme aus. Die Handschuhe steckten noch in den Manteltaschen, so sahen die Hände sehr bleich aus, als sie aus den Öffnungen der Ärmel glitten.
    Wieder klopfte es von innen. Das waren kraftvolle Schläge, die den Sarg erzittern ließen und die Frau erschreckten, denn sie trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
    Es war ihr Vorteil, daß sie so reagiert hatte, denn plötzlich flog der Deckel in die Höhe. Er hatte einen regelrechten Kick bekommen und schien sein schweres Gewicht verloren zu haben, denn leicht wie ein Gegenstand aus Pappe jagte er in die Höhe. Wäre Sarah nicht nach hinten gegangen, dann hätte sie der hochfliegende Deckel womöglich noch im Gesicht unter dem Kinn erwischt.
    Ihr wurde die Sicht genommen. Einem unförmigen Flugkörper gleich tanzte der schwere Sargdeckel für einen Moment durch die Luft. Es sah aus, als würde er auf die alte Frau zufliegen, die sich duckte, dabei den Arm in die Höhe riß, leicht ins Stolpern geriet und auf den Boden fiel.
    Der Sargdeckel fiel ebenfalls. Dicht an ihrer rechten Schulter vorbei nahm er seinen Weg und prallte mit einem dumpfen Laut auf den feuchten Boden. Dort blieb er liegen. Sarah saß. Sie traute sich nicht, aufzustehen. Dafür schaute sie über die Längsseite des Sargs hinweg und bekam mit, wie bleiche Arme in die Höhe schössen, wobei die Hände zu Fäusten geballt Waren. Die Arme bewegten sich zu den Seiten hin und fielen nach unten. Hände prallten auf den Sargrand, Finger griffen zu und klammerten sich daran fest.
    Sarah Goldwyn tat noch nichtä. Sie hockte auf dem kalten Boden und wußte noch immer nicht, welcher Mensch sich in diesem verdammten Sarg aufhielt.
    Die Hände hatte sie gesehen. Bleiche Finger. Alte Finger, so dachte sie.
    War es Einbildung? Was war mit Albert? Die Hände hatten die beiden Sargränder nicht losgelassen. Die Finger umklammerten so fest das Holz, als wollten sie sich wie Nägel hineinbohren, um den nötigen Halt zu finden.
    Noch immer saß Sarah auf der kalten Friedhofserde. Ihr Gesicht war angespannt und bleich geworden. Die großen Augen starrten über die Längsseite des Sargs hinweg, ihre Lippen zitterten. Auf einmal kam sie sich
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