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0995 - Die Rache der Toten

0995 - Die Rache der Toten

Titel: 0995 - Die Rache der Toten
Autoren: Jason Dark
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sie zwar, aber er streifte sie nur am Rücken, wo die Hand über den glatten Mantelstoff glitt.
    Sarah Goldwyn warf sich nach vorn. Nur nicht fallen, schoß es ihr während des Sprungs durch den Kopf. Nur nicht ausrutschen und hinfallen, dann bin ich verloren.
    Sarah wußte selbst, daß sie kein junges Mädchen mehr war. Zwar hatte sie eine für ihr Alter erstaunliche Kondition und auch Konstitution, aber einem lebenden Toten zu entwischen, das war beileibe kein Kinderspiel.
    Dieses Wissen huschte ihr während des langen Schritts nach vorn durch den Kopf, und sie hatte Glück, daß sie sich an einem in der Nähe stehenden Grabstein abstützen konnte. So erhielt sie ihr Gleichgewicht wieder, drehte sich kurz um und hörte den Verfolger.
    Er stapfte weiter.
    Er kam.
    Er gab nicht auf, aber er hatte ein Handicap. Er war kein Mensch und schaffte es auch nicht, so schnell wie einer zu laufen. Er ging relativ langsam, aber gleichmäßig, konnte dafür dieses Tempo bis in alle Ewigkeit beibehalten, denn ein Wesen wie er war niemals erschöpft.
    Für Sarah gab es nur die Flucht. Es spielte dabei keine Rolle, in welche Richtung sie rannte. Sie wollte nur weg von dem Unheimlichen, der ihr im Nacken saß und sie gnadenlos niedermachen würde, wenn er sie erreichte.
    Sie lief. Der Überlebenswille trieb sie an wie ein Motor. Lady Sarah wußte selbst nicht, woher sie die Kraft nahm, aber es steckten doch Reserven in ihrem Körper, und auch der Schutzengel schien über ihr zu schweben, denn es war schon ein Wunder, daß sie nicht hinfiel, sondern sich immer noch auf den Beinen halten konnte. Doch Lady Sarahs Kräfte waren begrenzt, und es würde der Zeitpunkt kommen, wo sie aufgeben mußte.
    Etwas schlug gegen ihre linke Schulter: Der Schlag war wieder von vorn gekommen, und im ersten Augenblick der Angst dachte Sarah daran, von der Gestalt überholt worden zu sein, um nun zu ihrer Beute zu werden.
    Der Schlag war hart, zu hart gewesen, und er hatte die Horror-Oma aus dem Gleichgewicht gebracht. Diesmal hatte sie das Glück verlassen. Mit dem linken Fuß rutschte sie auf dem feuchten Laub aus.
    Zwar schlug sie den rechten Arm in die Höhe, doch kein Ast konnte sie noch halten.
    Lady Sarah fiel auf einen Boden, der ihr glatt wie Seife vorkam, denn sie rutschte noch ein Stück weiter. Ihr Gesicht kam mit dem feucht-klebrigen Untergrund in Kontakt. Plötzlich spürte sie nasse Blätter auf der Haut und auf den Lippen. Sie wußte, daß nur wenige Sekunden vergangen waren, aber ihr kamen sie so schrecklich lang vor, bis die Rutscherei endlich ein Ende hatte.
    Sarah lag still.
    Sie atmete durch, stand jedoch nicht auf. Sie lag halb auf dem Bauch und halb auf der rechten Seite. Ohne daß es ihr richtig bewußt wurde, spie sie ein auf den Lippen klebendes Blatt weg, das sich beim tiefen Einatmen auf ihrem Mund plaziert hatte. Sie saugte die Kühle ein und stellte fest, daß die Lungen schmerzten. Die Anstrengung war einfach zu groß gewesen.
    Obwohl sie es nicht wollte, krampfte sich der Körper bei jedem Einatmen zusammen und zuckte, wenn sie die Luft wieder ausstieß. Auch wenn sie es gewollt hätte, es wäre ihr unmöglich gewesen, die Umgebung wahrzunehmen. Dazu war sie einfach zu erschöpft. Ein Wesen wie dieser Zombie hätte jetzt leichte Beute gehabt.
    Der Vergleich erschreckte sie.
    Obwohl Sarah noch auf dem kalten Boden lag, war sie wieder voll da. Da jagte der Adrenalinstoß durch ihren Körper, um ihr wieder Kraft zu geben.
    Der Zombie - wo steckte er?
    Sie atmete heftig. Diesmal schon kürzer. Die Kälte und der Schmutz waren nicht mehr wichtig geworden. Es zählte einzig und allein dieser untote Unhold, der durch die nächtliche Umgebung irrte.
    Er konnte nicht fliegen, er konnte auch nicht schleichen. Er würde beim Gehen Geräusche verursachen, also war er auch zu hören.
    Sarah Goldwyn durfte nicht mehr lange liegenbleiben. Wenn sie hier gefunden wurde, war es aus. Sie streckte den rechten Arm aus, suchte Halt, um sich hinzuknien, was ihr schwerfiel, denn noch steckte die Erschöpfung in ihr.
    Sie kniete endlich, hielt den Kopf nach vorn gebeugt, atmete noch immer heftig und laut, und ihr Körper bewegte sich dabei auf und ab.
    Ich atme zu laut! dachte sie. Ich muß leiser sein, sonst ist alles zu spät.
    Sonst kann ich nichts hören und stelle mir selbst eine Falle.
    Es brauchte Zeit, um sie wieder zu Kräften kommen zu lassen. Auch hier mußte Sarah ihrem Alter Tribut zollen. Nur war sie eine Frau, die stets auch das
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