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0989 - Das Erbe der Fremden

0989 - Das Erbe der Fremden

Titel: 0989 - Das Erbe der Fremden
Autoren: Jason Dark
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gelernt. Von frühester Kindheit an. Für sie gab es nur das Gesetz des Stärkeren. Was sie nicht bekamen, das nahmen sie sich brutal und ohne Rücksicht auf andere.
    Auch Frauen, gerade die, denn ihre Gier war kaum zu stoppen.
    Und eine Fremde war stets ein willkommenes Opfer.
    Celia Wayne lag noch immer auf dem Rücken. Sie wunderte sich darüber, daß sie auch in einer derartig fatalen Lage so ruhig bleiben konnte. Eigentlich hätte sie bitten, betteln, schreien oder zittern müssen, aber das war bei ihr nicht der Fall. Sie lag einfach nur da und starrte in die Höhe.
    Es war seit dem hinterhältigen Angriff einige Zeit vergangen, und Dragon, der Anführer, wunderte sich, daß die »Beute« so stumm und regungslos vor ihm lag. Er hörte kein Wimmern, die »Beute« weinte nicht, sie bettelte nicht, sie schaute ihn nur an.
    Der Blick gefiel ihm nicht. Er entdeckte keine Angst darin. Nicht mal das geringste Anzeichen von Furcht war in diesen Augen zu lesen, die so ungewöhnlich starr geworden waren, schon mit denen einer Toten vergleichbar. Aber das Opfer lebte. Es atmete, seine Brust hob und senkte sich. Nur eben die Augen blieben so verflucht klar.
    »Wie heißt du?«
    »Celia.«
    »Schön.« Dragon lachte bellend. »Eine Celia habe ich noch nie gebumst. Das wird sich ändern. Stehst du von allein auf, oder sollen wir dich hochziehen?«
    »Ich kann es allein.«
    »Gut, aber keine Dummheiten.« Er zog blitzschnell ein Messer.
    Der Griff verschwand in seiner Hand, auf Knopfdruck raste die Klinge aus der Öffnung. »Solltest du uns ärgern wollen, ist es aus. Dann schneiden wir die die Ohren ab und später noch mehr.«
    »Ich habe verstanden«, meldete sich Celia, bevor sie sich bewegte und langsam aufstand. Sie tat es wirklich mit Bewegungen, die völlig normal und harmlos waren. Nichts wies auf einen Angriff ihrerseits hin, und das hatte sie auch nicht vor.
    Sechs Augen beobachteten sie.
    Dragon schaute lauernd und kalt. Er ließ seine Blicke über ihre Figur wandern und war sehr zufrieden, wie er mit einem Grinsen andeutete.
    Head, der Glatzkopf, stierte nur. Dabei produzierte er die unfeinsten Geräusche, was in der Stille genau zu hören war.
    Die »Ratte« umschlich Celia tatsächlich wie ein Tier. Er zog seine Kreise, schaute sich alles an, und seine Schritte waren so gut wie nicht zu hören.
    Als Celia stand, griff der Anführer zu. Seine Hand war schmutzig, die Finger sehr fest, und sie gruben sich tief in die Schulter. Er zerrte Celia herum, hielt sie aber weiterhin fest. Jetzt umschlang er sie von hinten und spürte unter seinem Arm und seiner Hand ihre Brüste.
    »Wenn du nach vorn schaust, Süße, dann siehst du auf eine Hausmauer und ein Loch.«
    »Ja.«
    »Da war früher mal eine Tür, die in den Keller führte. Die Tür gibt es nicht mehr, den Keller schon. Ist dir klar, wo wir vier jetzt hingehen werden?«
    »Sicher.«
    »Dann darfst du sogar vorgehen.« Er ließ sie los und versetzte ihr einen leichten Stoß in den Rücken. Da Celia mit einer ähnlichen Reaktion gerechnet und sich darauf eingestellt hatte, blieb sie auch auf den Beinen. Sie bewegte sich auf das alte Haus mit der abgeblätterten Fassade zu, in dem nur die oberen Fenster noch mit Scheiben ausgestattet waren. Weiter unten fehlten sie.
    Und wieder wunderte sich Celia Wayne über sich selbst. Sie ging ziemlich normal. Es war keine Angst in ihr hochgestiegen, nicht mal ein großer Druck. Es war etwas anderes, das sie spürte, und es kam nicht von außen, sondern auch von innen her, als hätte es nur auf die entsprechende Chance gewartet.
    Es war die Kraft!
    Eine Kraft, von der Celia nicht wußte, ob sie sie nun lieben oder verfluchen sollte. In diesem Fall traf eher das erste zu, denn die fremde Kraft machte sie stark.
    Ihre Augen bewegten sich nicht. Sie merkte, daß etwas mit ihnen geschah. Sie waren starrer geworden, nicht bewegungslos, aber Celia sah keinen Grund mehr, damit zu zwinkern. Sie blieben wie ferngelenkt auf ein Ziel gerichtet.
    Das war der Eingang!
    Das Tor ins Verderben. In den Schmutz, in die grausame Dunkelheit, die man als Frau erleben konnte. Hin zu den vierbeinigen Ratten, bei denen sich auch die zweibeinigen so wohl fühlten, deren Atem sie im Nacken spürte, so dicht ging das Trio hinter ihr her.
    Sie sah, aber sie sah nicht nur ihre Umgebung, sondern auch etwas anderes. Es hatte nichts mit dem zu tun, was außen vorkam, es war einzig und allein eine Folge von Bildern, entstanden aus ihrem Unterbewusstsein, aus
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