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0989 - Das Erbe der Fremden

0989 - Das Erbe der Fremden

Titel: 0989 - Das Erbe der Fremden
Autoren: Jason Dark
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Maschendrahtzaun.
    Wieder kam er mit dem Weg der jungen Frau nicht zurecht. Welches Verlangen hatte sie auf einen Hinterhof getrieben? Einen Hinterhof, der ja auch zur Falle werden konnte.
    Er merkte, daß sich die Dinge veränderten. Sehen konnte er noch nichts, aber er ging jetzt vorsichtiger weiter. Wie jemand, der auf der Hut ist.
    Und dann hörte er die Schreie!
    Der Mann lief schneller. Endlich erreichte er das Ende. Lief nicht auf den Hinterhof, sondern blieb stehen.
    Er schaute – und lächelte…
    ***
    Die Frau, die Suko und mir die Tür geöffnet hatte, mußte Grit Wayne sein. Persönlich hatten wir sie nicht gesehen, wir kannten uns nur vom Telefon her, und diesem Gespräch nach zu urteilen, waren wir nicht die besten Freunde.
    Sie hatte auch getrunken, denn vor ihrem Mund wehte der Alkoholgeruch wie eine Fahne. Ihr Gesicht zeigte einen lauernden Ausdruck. Das Haar war blond, aber gefärbt. Erste dunkle Strähnen kamen wieder hindurch. Grit Wayne sah eigentlich recht gut aus, aber sie wirkte auf uns mehr als mitgenommen. Sie trug einen dunkelroten Pullover und eine schwarze Stretchhose.
    »Was wollen Sie?«
    »Mrs. Wayne?«
    »Bin ich.«
    »Mein Name ist John Sinclair, und mich begleitet mein Kollege Inspektor Suko…«
    Schon während der Worte veränderte sich ihr Gesichtsausdruck.
    Sie verdrehte die Augen, stützte sich am Türpfosten ab, preßte die andere vor ihre Augen und schüttelte den Kopf. »Das ist doch nicht wahr! Sie schon wieder? Verdammt, was wollen Sie denn hier? Hat Ihnen die Telefoniererei nicht gereicht?«
    »So ist es.«
    Sie ließ die Hand wieder sinken. »Wenn Sie Celia suchen, Sinclair, sie ist nicht bei mir. Sie haben sie doch mit Ihrem dämlichen Besuch in der Klinik erschreckt. Ihretwegen ist sie verschwunden, abgehauen.« Sie bewegte die linke Hand hin und her, als wollte sie etwas zur Seite wedeln.
    »Das wissen wir.«
    »Schön, schön«, sagte sie kichernd. »Und was wollen Sie dann noch bei mir?«
    »Reden.«
    »Über was?«
    »Zum Beispiel über Ihre Tochter, Mrs. Wayne.«
    Sie winkte ab. »Die können Sie vergessen, Sinclair. Sie ist ihren eigenen Weg gegangen. Das alles muß schon lange in ihr gesteckt haben. Ich komme da nicht mehr mit.«
    »Dieses alles interessiert uns«, sagte Suko.
    Grit Wayne schaute meinen Freund an. »Tatsächlich, Meister? Soll ich Ihnen das glauben?«
    »Es wäre wohl auch in Ihrem Interesse«, erklärte Suko.
    »Dürfen wir denn eintreten?« fragte ich.
    »Ja, kommen Sie, sonst reden die Nachbarn noch darüber, daß ich mit zwei Kerlen hier gestanden habe, während mein Mann im Ausland auf Montage ist.«
    »Danke sehr.« Wir traten über die Schwelle. Grit Wayne gab den Weg frei. Sie schwankte nicht, aber sie hatte ordentlich getankt, das konnten wir riechen. Es war ein kleines Haus, in dem die Waynes lebten. Die Frau führte uns in ein Wohnzimmer, das sehr geschmackvoll eingerichtet worden war. Helles Holz dominierte, nur die Glotze in der Einbauwand war dunkel. Die Sessel glichen mehr großen Stühlen mit grüngepolsterten Sitzflächen.
    Die Frau bot uns Plätze an. Sie setzte sich so hin, daß sie uns beide im Auge behalten konnte, hob die Schultern und sagte abwehrend:
    »Ich weiß nichts.«
    »Aber Sie kennen doch Ihre Tochter«, erwiderte ich lächelnd.
    »Die ist nicht mehr hier. Sie hat mich verlassen. Sie hat auch die Klinik verlassen, obwohl Dr. Gordon es gut mit ihr gemeint hat. Aber das lag nicht an ihm, sondern an Ihnen beiden, weil Sie sich eingemischt haben.«
    »Können Sie das nicht verstehen?« korrigierte Suko. »Es war Dr. Gordon, der uns auf die Spur Ihrer Tochter brachte, denn für ihn ist diese Person ein Phänomen.«
    Mrs. Wayne überlegte einen Moment, bevor sie sprach. »Das ist sie nicht nur für ihn.« Sie senkte den Kopf und flüsterte: »Für mich ist sie das auch geworden, darauf können Sie sich verlassen.« Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist, aber ich bin mit ihr nicht zurechtgekommen. Da kam etwas in ihr hoch, mit dem ich nie gerechnet habe.«
    »Ist sie ein menschlicher Magnet?«
    »Ja, Inspektor, so kann man sie bezeichnen.«
    »Und Sie haben in all den Jahren nie etwas bemerkt, Mrs. Wayne? Sie waren schließlich die Mutter!«
    »Adoptivmutter, bitte. Nicht die echte, das können Sie mir glauben, Mister.«
    »Also gut, die Adoptivmutter. Aber Sie waren doch sehr lange mit Ihrer Tochter zusammen. In dieser Zeit hätten Sie Celia kennen lernen müssen.«
    »Meint man«,
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