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0989 - Das Erbe der Fremden

0989 - Das Erbe der Fremden

Titel: 0989 - Das Erbe der Fremden
Autoren: Jason Dark
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jetzt umarmen«, sagte er und kam näher. »Wir werden sein wie Brüder, obwohl wir so verschieden sind.« Seine Hände kamen näher. Sie waren kräftig, aber ich sah auch die langen Finger, tauchte weg und rutschte an der Theke entlang weiter, bis ich wieder gegen das Whiskyglas stieß, das Yvonne, aus welchen Gründen auch immer, wieder bis zur Hälfte gefüllt hatte.
    Wenn jemand so in eine lebensgefährliche Enge gedrängt wird wie ich, greift er nach jedem Strohhalm. So auch hier. Hier war es allerdings kein Strohhalm, sondern das Glas.
    Ich faßte zu, drehte mich wieder und schleuderte dem Fremden den Whisky ins Gesicht. Ich wollte ihn blind machen, um eine gewisse Zeitspanne zur Flucht zu bekommen.
    Die Wirkung war frappierend.
    Ja, ich hatte seine Augen erwischt, aber nicht nur sie, denn die Flüssigkeit hatte sich auf dem ganzen Gesicht verteilt.
    Der Mann schüttelte sich. Plötzlich fauchte er auf. Dann riß er die Arme hoch und die Hände vors Gesicht. Er krümmte die Finger und wischte über sein Gesicht.
    Ich hätte längst verschwinden müssen, aber ich blieb einfach noch stehen und schaute zu. Es war faszinierend, und meine Furcht vor dem Tod war zurückgedrängt worden. Dieser Fremde bekam Schwierigkeiten mit der Haut in seinem Gesicht, das war mir längst klargeworden. Er mochte über gewaltige Kräfte verfügen und auch gegen vieles gefeit sein, aber der Schuss Alkohol hatte ihn geschwächt. Dieser Fremde hatte einfach den Überblick verloren. Seine Hände waren weiterhin gegen die Haut gedrückt. Er schob sie hin und her, mal von rechts nach links, dann von oben nach unten. Alles war sehr schnell gegangen, und ich sah jetzt meine Chance, wo er sich nicht auf mich konzentrieren konnte.
    Ich sprang ihn an und bekam seine Arme zu packen, die ich sofort nach unten riß.
    Das Gesicht lag frei!
    Ich starrte ihn an, und mein weiterer Plan zerbrach, denn mit diesem Anblick hatte ich nicht gerechnet. Da war nicht mehr diese glatte Haut in seinem Gesicht. Der scharfe Alkohol hatte sie eingerissen und an einigen Stellen sogar gelöst, so daß sie lappig nach unten hing. Was immer dieser Mensch oder dieses Wesen auch als Haut eingesetzt hatte, es war ein Material mit Schwächen.
    Und ich wurde mutiger. Der nächste Sprung brachte mich so dicht an ihn heran, daß ich meine Hände in sein Gesicht schlagen konnte.
    Nur blieb es nicht dabei. Obwohl es mich schon Überwindung kostete, packte ich die Hautfetzen und zerrte sie nach unten.
    Zum Vorschein kam das wahre Gesicht des Fremden, das eines Außerirdischen, und dieser Anblick ließ mich zurückzucken. Nicht weil er so schrecklich war, nein, da kam noch etwas anderes hinzu.
    Allein, das Wissen, einen dieser Fremden zu sehen, ließ mich so reagieren. Ich wußte nicht, wer noch alles zuschaute, ich sah nur sein Gesicht. Es hatte nichts mehr mit dem eines kleinen grünen Männchens zu tun.
    Es war kalt.
    Es bestand aus Metall. Vielleicht auch aus einer Legierung, die wir Menschen nicht kannten. Es glänzte, war zugleich spröde, und der Kopf verzog sich etwas. Auch Augen sah ich darin, nur erinnerten sie mich an Metallplatten, die poliert worden waren.
    Wie der Körper aussah, darüber konnte ich nur raten, denn er wurde von der Kleidung verdeckt.
    Hinter mir hörte ich einen Schrei. Es zwang mich förmlich zur Drehung. Yvonne hatte zugeschaut. Sie war völlig von der Rolle, aber sie war auch meine Chance.
    »Whisky!« brüllte ich sie an. »Eine Flasche. Los, schnell!«
    Yvonne war stark. Sie begriff sofort. Sie schnellte herum. Ein Griff, und sie hatte die Flasche. Über den Tresen hinweg warf sie sie mir zu. Sie war schon einmal geöffnet worden, und der Korken ließ sich leicht herausziehen.
    Mit der offenen Flasche stürzte sich dem Fremden entgegen. Er war noch immer dabei, sich mit seinem Gesicht zu beschäftigen. Ich aber riß ihm mit der freien Hand die Mütze vom Kopf, hob die Flasche an und kippte sie über dem Schädel aus.
    Die Wirkung war phänomenal. Zum erstenmal hörte ich einen Außerirdischen schreien. Es waren ungewöhnliche Laute, so hoch, so schrill und zugleich klirrend.
    Der Schädel war völlig haarlos, abgesehen von zwei Stellen, die ungewöhnliche Zeichnungen aufwiesen.
    Und diese Zeichnungen lösten sich ebenfalls auf. Sie fingen an zu verdampfen, als wäre ein Muster gelöscht worden, in dem zahlreiche Informationen gespeichert waren, die ein Leben garantierten.
    Die Person war durcheinander. Sie drehte sich auf der Stelle. Im
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