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0986 - In den Fängen der Nacht

0986 - In den Fängen der Nacht

Titel: 0986 - In den Fängen der Nacht
Autoren: Jason Dark
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ich sahen, daß er anfing zu frieren. »Hinter ihr«, fuhr Bracht fort, »hatte sich etwas aufgebaut, das dem Feuer widersprach und einen Gegenpol bildete. Etwas Unheimliches, etwas Kaltes. Ein Gebilde im Hintergrund, vor dem man frieren und große Angst haben konnte. Es war grauenhaft. Es war eine schreckliche Botschaft, die ich noch nicht verkraftet habe. Ich weiß nicht, was mich da erwischt hat, aber ich ziehe mich innerlich zusammen, wenn ich nur daran denke. So etwas habe ich noch nie zuvor erlebt«, flüsterte unser Freund. »Das war der absolute Schock. Auch jetzt, wenn ich darüber nachdenke, bin ich nicht in der Lage, es zu beschreiben. Ich kriege dann panische Angst. Wie noch nie im Leben. Wenn ihr versteht. Da ist etwas, daß ein Mensch nicht so ohne weiteres fassen kann. Vor dem er kuschen, vor dem er in den Staub fallen muß. Keine göttliche Macht, sondern etwas, das das Gegenteil dessen bildet. Könnt ihr mir folgen?«
    Ich nickte.
    »Was ist es denn, John?«
    »Luzifer!«
    Barry F. schluckte und sagte kein Wort. Er mußte über diesen Begriff erst nachdenken. Im Laufe der Zeit war so gut in die Terminologie der Schattenreiche eingeweiht worden, daß er mit dem Begriff Luzifer auch zurechtkam. »Meinst du, daß die Herrin des Feuers, dieses schreckliche Wesen, von ihm gelenkt wird?«
    Ich stimmte zu und präzisierte meine Antwort noch. »Zumindest wird die Herrin des Feuers von dieser Kraft beschützt.« Ich sprach weiter. »Es ist auch nicht mal so unwahrscheinlich, wenn wir davon ausgehen, daß wir es mit den ältesten Dämonen zu tun haben, den Kreaturen der Finsternis. Sie hat es schon zu Zeiten des gewaltigen Engelsturzes gegeben, und Luzifer, der gottgleich werden wollte, war natürlich nicht allein. Er hat zahlreiche Helfer gehabt, unter anderem auch die Kreaturen der Finsternis, die zu den damaligen Zeiten natürlich nicht so geheißen hatten, aber mit den heutigen durchaus zu vergleichen sind, auch wenn sie sich geschickt den Menschen angepaßt haben und immer noch versuchen, sie zu unterwandern, um ihre eigenen Gesetze durchzusetzen.«
    Barry F. Bracht schwieg. Er mußte meine Erklärung erst verdauen und überdenken. Schließlich rang er sich zu einer Frage durch. »Meinst du wirklich, daß die Dinge so weit zurückreichen?«
    »Ja, das denke ich.«
    »Aber warum?« Er ballte die Hände. »Warum das alles nach was weiß ich für langen Äonen?«
    »Weil die Auseinandersetzung noch nicht beendet ist. Sie geht weiter. Es ist die Politik der Nadelstiche, verstehst du. Immer wieder setzen sie an, stoßen ihre kleinen Nadeln hinein in die Körper, fügen Wunden zu, rühren darin herum und suchen nach Ansatzpunkten. Sie geben nicht auf, sie haben ja überlebt, wenn auch im Verborgenen. Aber immer wieder treten sie ans Tageslicht, und das Gefährliche daran ist, daß man die Kreaturen der Finsternis von einem Menschen nicht unterscheiden kann. Sie sehen aus wie Menschen, aber sie handeln so grausam wie Bestien.«
    »Was der vierfache Mord bewiesen hat.«
    »Sicher.«
    Barry F. Bracht hatte damit ein Thema angesprochen, das der Einstieg für uns in diesen Fall gewesen war. Vier Menschen waren brutal getötet worden, regelrecht hingerichtet. Ein Elternpaar und zwei Kinder. Der Vater war ein Kollege von mir gewesen. Am letzten Tag seines Urlaubs war der Killer in das Haus eingedrungen und hatte den Tod hinterlassen. Ein Killer, der sich Wanderer nannte. Wir hatten ihn noch als Untoten erlebt und schließlich vernichten können, denn auch er hatte zu den Kreaturen der Finsternis gehört. Sie liebten den Tod, das Verbrechen, das Leid und auch die Angst der Menschen. Daran konnten sie sich ergötzen. Alles, was sich gegen den Schöpfer stellte, war ihre Welt, besonders die Gewalt. Und von dieser Gewalt und auch dem Sterben hatte eine Zeitschrift mit dem bezeichnenden Namen Hades berichtet. Die Schreiber dieser Artikel ergötzten sich in blutigen Einzelheiten. Man konnte zwischen den Zeilen den Spaß lesen, den sie bei ihrer Arbeit gehabt hatten.
    Das war nicht normal, das hatte Suko und mich auf ihre Spur gebracht, aber auch Barry F. Bracht, denn Lisa Pernell war eine Kollegin von ihm gewesen, die halbtags im selben Verlag arbeitete wie er. Er war von ihrem Tod nicht losgekommen, er hatte ständig an sie denken müssen, was ihm unnatürlich vorgekommen war. So hatte er dann nach den Gründen gefragt und in seinen Träumen, in dem sein Zweitkörper Zebulon entstand, auch die Frau im Feuer erlebt. Er
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