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0986 - In den Fängen der Nacht

0986 - In den Fängen der Nacht

Titel: 0986 - In den Fängen der Nacht
Autoren: Jason Dark
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nicht…«
    ***
    Drohungen war ich gewohnt. Ich ließ sie an mir abprallen. In diesem Fall allerdings stimmten sie mich nachdenklich, denn der Mann hatte mit einer Bestimmtheit gesprochen, wie es nur jemand konnte, der sich seiner Sache verdammt sicher war.
    Und er hatte auch von meinen beiden Freunden gesprochen. Wir waren zu dritt, er stand allein. Ich wollte einfach nicht glauben, daß er es mit uns allen aufnahm, aber seine Sicherheit hatte mich schon irritiert, und darüber dachte ich nach.
    Konnte es sein, daß er nicht allein war und sich noch Helfer im Hintergrund aufhielten? Der Gedanke war nicht mal absurd. Auch der hinterhältige Blick mit dem er mich anschaute, konnte durchaus ein Hinweis darauf sein.
    »Sie nehmen das Maul noch immer recht voll, Mr. Falaise. Ich weiß nicht, woher Sie…«
    »Man wird dich zerreißen.«
    »Aber nicht Sie.«
    »Das stimmt.«
    »Ist es diejenige Person, für die Sie die Tierkadaver aufgesammelt haben?«
    »Möglich.«
    »Wer ist es?«
    Er grinste mich nur an. Danach kicherte er. Noch immer sah er sich im Vorteil. Ich fühlte mich wie jemand, der auf glühenden Kohlen stand. Dennoch blieb ich ruhig und sagte: »Sie haben sogar meine beiden Freunde mit einbezogen…«
    »Richtig, richtig.«
    »Dann sollen auch sie sterben?«
    »Ich hoffe es.«
    »Aber nicht durch Sie!«
    »Ich sage nichts mehr.«
    »Gut, das ist Ihr Problem. Aber wie wäre es, wenn wir meine beiden Freunde gemeinsam besuchen? Na, kommt Ihnen das nicht entgegen? Da könnten Sie gleich sehen, ob sich Ihr Wunsch erfüllt hat.«
    »Er wird es, keine Sorge.«
    »Lassen Sie uns trotzdem nachschauen.« Ich schnickte mit den Fingern, um ihn dazu zu bewegen, sich zu erheben, aber der Mann blieb hocken, und ich zog meine Beretta.
    Er starrte die Waffe an. »Was soll das denn?«
    »Ich will nur einen kleinen Gang mit Ihnen nach oben in die erste Etage machen. Sie sollen den Herren selbst erklären, welches Schicksal ihnen bevorsteht.«
    Er verzerrte den Mund und gab eine Antwort. »Die sind bestimmt schon tot.«
    »Wer sollte sie umgebracht haben?«
    Falaise hatte so ausgesehen, als wollte er mir eine rasche Antwort geben, überlegte es sich aber und schüttelte den Kopf. »Ich will dir etwas zeigen.«
    »Was?«
    »Kann ich aufstehen?«
    Durch mein Nicken stimmte ich zu. Der Mann registrierte mit Genugtuung, daß ich meine Waffe wieder verschwinden ließ. Mit Falaise wurde ich auch ohne Pistole fertig.
    Mit dem rechten Arm konnte er nicht viel anstellen, also stützte er sich mit dem linken ab. Es überraschte mich, daß er nicht an mir vorbei auf die Tür zugehen wollte, dafür schlug er eine andere Richtung ein und näherte sich der hinteren Wand. Er war am Fußende des Betts vorbeigegangen. Ich blieb dicht hinter Falaise, der sich nicht einmal umdrehte.
    Türen waren in dieser Umgebung erst bei genauerem Hinsehen zu erkennen. Das erlebte ich zum zweitenmal, denn auch die Tür an der Rückwand war mir bisher nicht aufgefallen. Außerdem lag sie in einem Teil des Raums versteckt, der nur spärlich beleuchtet war.
    Falaise kannte sich aus. Er preßte seine Hand gegen eine bestimmte Stelle an der Wand und löste dabei mit dem Fuß eine kleine Sperre am Fußboden.
    Der Ausgang war offen. Ebenso schmal und so niedrig wie auch die vordere Tür. Diesmal strömte mir die kühle Luft des hereinbrechenden Abends entgegen.
    Der Hotelier drehte sich und blieb schräg stehen, so daß ich an ihm vorbei nach draußen schauen konnte, aber nicht viel sah, abgesehen von einer Mauer.
    »Was soll das?«
    »Geh raus!«
    »Und dann?«
    »Geh schon!«
    »Nach Ihnen aber.«
    Er kicherte wieder und sagte: »Gern, keine Sorge. Ich werde dir alles zeigen.«
    Seine Sicherheit sorgte bei mir zwar nicht für ein unsicheres Gefühl, schon aber für eine gewisse Besorgnis, und so blieb ich auf der Lauer, auch als wir den Hinterhof betraten, wo der große Abfalleimer stand. Dort hinein hätte Falaise die Kadaver sicherlich geworfen, aber der Container interessierte ihn nicht mehr. Er ging an ihm vorbei und blieb nahe der alten, grauen Mauer stehen. Dann hob er den unverletzten Arm und zeigte auf die Rückseite seines Hotels, wo auch die Fenster der Gästezimmer lagen.
    Aber nicht nur sie. Auf halber Höhe und irgendwie für mich unmotiviert war ein schmales Dach angebracht worden. Es erstreckte sich über die gesamte Breite des Hauses, wurde mehrfach durch Balken gestützt und war mit Teerpappe bedeckt. Mir war das Dach nicht aufgefallen, als ich
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