Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0984 - Tränenwelt am Abgrund

0984 - Tränenwelt am Abgrund

Titel: 0984 - Tränenwelt am Abgrund
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
weißgrell zu leuchten.
    »Da haben wir’s ja schon«, antwortete Asmodis. »Hoch den Berg.«
    Sie mussten allerdings nicht klettern, um auf das Plateau zu gelangen. Als sie einen Schritt machten, befanden sie sich bereits oben.
    Hm, eine Art von zeitlosem Sprung, stellte der Erzdämon beeindruckt fest.
    Als sie auf dem Plateau standen, stockte zumindest Kachan’uu der Atem. Er fiel auf die Knie und zitterte. Seine Augenfühler zuckten wie wild. Er fühlte sich in diesem Moment wie ein Verbrecher, denn er sah etwas, das er noch nicht hätte sehen dürfen.
    Auf einer Art Bett lag ein monströses Wesen, ein anderer Ausdruck fiel selbst Asmodis momentan nicht ein. Volkes Mutter war eine ganz normale Mach’uu, wenn man sie von den Augenfühlern bis zur schmalen Taille betrachtete. Daran hing dann allerdings ein gut vier Meter langer und beinahe ebenso dicker Unterleib, der zartweiß schimmerte, sich in ständigen Zuckungen bewegte und eine große Öffnung besaß.
    »Willkommen, Sandformer Siid und Priester an der Spitze Kachan’uu«, eröffnete Volkes Mutter das Gespräch. »Steh auf, Kachan’uu. Ich werde mich gleich um dieses überaus ernste Anliegen kümmern, mit dem ihr zu mir kommt. Tretet näher und bringt mir Arachn’uu her. Ich werde ihn aufwecken, denn ich habe einen Schwall Eier produziert, die Volkes Vater befruchten muss, bevor ich zu den anderen Dingen komme. Wir brauchen unbedingt neue Priester der Unteren Erleuchtung. Seht also zu und erfreut euch daran, wenn Volkes Vater die Eier mit seinem Samen befruchtet.«
    Muss nicht sein, dachte Asmodis.
    Ein magischer Impuls traf Volkes Vater. Arachn’uu schlug die Augen auf. Und erschrak. Die Urmutter schnitt sein Gestammel umgehend ab. »Zuerst tue deine Pflicht, Arachn’uu. Dann unterhalten wir uns weiter.«
    »Ich höre und gehorche.« Arachn’uu, der sein rotes Rebellengewand trug und sich dadurch schon todesstrafenwürdig machte, warf Kachan’uu und Asmodis vernichtende Blicke zu. Dann machte er sich daran, die Eier zu befruchten, die in großen Strömen in ein Auffangbecken flossen.
    Staunend sah Kachan’uu dabei zu, wie die Eier plötzlich wie von Geisterhand erhoben durch die Luft schwebten und über dem Plateaurand verschwanden, während sich Asmodis unauffällig in der Höhle umsah.
    »Lezefaans Odem transportiert die Eier in die Brutnester, wo sie von den Brüterinnen behütet werden«, erläuterte Volkes Mutter. »Es gibt für jede Kaste ein eigenes Brutnest.«
    »Aber wie ist das nur möglich?«, heuchelte Asmodis Interesse, während er sich weiter umsah. »Ich meine, wie kannst du wissen, welche Art von Mach’uu aus den Eiern entstehen?«
    Volkes Mutter schob ihren riesigen Unterleib bequem zurecht. »Das ist nicht schwierig. Lezefaans Odem hilft mir dabei.«
    Dabei muss es sich um dieses allumfassende schwarze Leuchten handeln. Aber wo, zum Engel, kommt es her?
    Volkes Mutter schien noch keine richtige Lust haben, über Arachn’uu zu Gericht zu sitzen und anschließend Strafen auszusprechen. Egal gegen wen. Die Gäste erfuhren, dass die Urmutter seit »Anbeginn der Zeiten« dieses Bett hütete und ausschließlich mit dem Produzieren von Mach’uu-Nachkommen beschäftigt war.
    ***
    Arachn’uu stand etwas abseits und wusste im Moment nicht, was auf ihn zukommen würde. Zu undurchsichtig stellte sich die Situation dar. Wie hatte es Kachan’uu geschafft, hier vorsprechen zu dürfen? Besaß er tatsächlich Beweise? Sehr überzeugend konnten diese allerdings nicht sein, sonst hätte ihn Volkes Mutter den neuen Eierschwall sicher nicht mehr befruchten lassen. Wenn es sein musste, konnte sie ihn auch noch einige Zeit zurückhalten.
    Hatte Kachan’uu noch einen Trumpf im Chitin? Wenn ja, woher hatte er dann aber die Beweise? Gab es etwa einen Verräter unter seinen Leuten, der Kachan’uu informiert hatte? Rächte es sich nun, dass er sich niemals als Volkes Vater zu erkennen gegeben hatte? Denn gegen diesen hätte kein Mach’uu aufzubegehren gewagt.
    Er würde es sehen.
    Kurz kam ihm der großartige, aber äußerst unglückliche Tem’uu in den Sinn, den er vor vielen Jahren in eine tödliche Intrige verwickelt hatte. Tem’uu war längst tot, elend verreckt auf den Finsteren Inseln. Friede seinem Chitinskelett. Und er, Arachn’uu, hatte Tem’uus Amt als »Priester an der Spitze« bekommen und war später Volkes Vater geworden; Berufungen, die er aber niemals um der Berufungen willen gewollt hatte. Er hatte nur die Allmacht geschätzt,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher