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0984 - Tränenwelt am Abgrund

0984 - Tränenwelt am Abgrund

Titel: 0984 - Tränenwelt am Abgrund
Autoren: Christian Schwarz
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einen kurzen Blick in die Tiefe. »Ihr werdet euch doch nicht von Legenden in den Sandwirbel jagen lassen, oder?«
    »Du hast diese Information zurückgehalten, weil wir sonst gar nicht mit dir aufgebrochen wären«, stellte Eupha fest. Die gelbe Toga umwehte sie im rauen Wind, der hier oben blies, und legte sich eng um ihre üppige Figur. Wie sie so dastand, mit stolz erhobenem Kopf und latentem Zorn im Gesicht, erinnerte sie den Erzdämon, bei all ihrer Hässlichkeit, an eine Göttin. Er betrachtete sie wohlgefällig.
    »Du hast einen scharfen Verstand, Rätin. Verzeiht mir. Ich war schon immer von zurückhaltendem Wesen. Aber ich habe euch trotzdem nicht auf ein Höllenfahrtskommando mitgenommen. Wir müssen eben einfach unseren Verstand einsetzen.«
    Asmodis und die Räte zogen sich unter Deck zurück, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Eine gute Stunde später tauchten sie wieder aus dem Schiffsbach auf. Asmodis überließ Fran das Reden.
    »Wir werden nun die zweite Phase der Kontaktaufnahme durchführen«, sprach der Minister mit großartigen Gesten vom Achterkastell herunter zu den Soldaten. Seine rote Toga knatterte im Wind. Er hatte sich noch einen weiteren Schal umgelegt, denn Fran reagierte besonders empfindlich auf die kühleren Temperaturen.
    »Wir werden ein paar Tage lang immer wieder einige Runden über den Köpfen der Ur-Mach’uu ziehen, damit sie uns sehen. Sie sollen sich erst mal an uns gewöhnen. Und zwar kreisen wir über den Arbeitern von Mar’uun. Die werden ihre Beobachtungen sicherlich weitergeben.«
    »Ja«, pflichtete ihm Eupha bei und kassierte einige irritierte Blicke dafür. »Zumal sie ganz in der Nähe des größten Bauwerks von Mar’uun arbeiten. Ich denke mal, das ist der Sitz der Priester und des Gottes Lezefaan, so eine Art Herrscherpalast vielleicht.«
    ***
    Seit drei Tagen stieß die STYGIA immer wieder durch die Wolken und zog ihre Runden über der Hügelstadt. Asmodis stellte fest, dass die Arbeiter zwar jedes Mal mit ihrem Tun aufhörten und nach oben schauten, sich nun aber, im Gegensatz zum Anfang, nicht mehr aus dem Konzept bringen ließen. Zudem konnte er nun zwischen den Arbeitern Mach’uu ausmachen, die sehr viel größer und prächtiger gewandet waren. Es handelte sich zweifellos um Priester.
    »Ich denke, dass wir morgen Phase drei der Kontaktaufnahme angehen sollten«, sagte Asmodis, der nach einigen äußerst angenehmen Rimsel-Stunden neben Eupha in deren Koje lag.
    »Du meinst, den direkten Kontakt?«, fragte die Rätin und lächelte dabei selig.
    »Ja, den meine ich. Ich habe uns bereits ein schönes Plätzchen zum Landen ausgesucht.«
    »Wie schön. Aber damit beschäftigen wir uns, wenn es so weit ist. Jetzt lass uns erst nochmals eine Runde rimseln. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass ein Mann mir derartige Lust verschaffen kann.«
    »Bist du etwa schon wieder in einer Heißphase?« Asmodis grinste.
    »Heißphase?«
    »Ja. So nennen die Ur-Mach’uu das Erwachen der Lust.«
    »Du meinst, wenn sie geil werden, Siid.«
    Asmodis kicherte. »Genau das, ja. Also gut, noch eine Runde.«
    Es wurden sogar zwei Runden. Am nächsten Tag gab Fran, dessen Irritationen wegen Euphas Rimselstunden mit dem niederrangigeren Siid noch beträchtlich gewachsen waren, Tahim den Befehl zur Landung. Wieder stieß die STYGIA durch die heute dichten Wolken. Sofort blieben die Mach’uu-Arbeiter stehen und starrten herauf. Dieses Mal kam ihnen das »Luftschiff« näher als je zuvor.
    Asmodis sah, entspannt gegen die Reling gelehnt, obwohl eigentlich er das Schiff lenkte, wie die Mach’uu-Arbeiter ihre Werkzeuge hinwarfen und aufgeregt nach oben deuteten. Viele rannten weg, es entstand ein heilloses Durcheinander.
    Der Erzdämon ging tiefer und zog den Holk in etwa vierhundert Metern Höhe an den Hügelbauten vorbei, die in ihrer Große und Erhabenheit irdischen Wolkenkratzern in nichts nachstanden.
    Warum vergleiche ich das hier immer mit den Menschen und ihren Errungenschaften? Bin ich eigentlich bescheuert? Ich weigere mich nach wie vor zu glauben, dass sie mit mir oder irgendeinem anderen Dämon verwandt sein sollen.
    LUZIFER selbst hatte Asmodis erzählt, dass er sowohl Menschen als auch Dämonen geschaffen hatte, die Menschen nach seinem Vorbild und die Dämonen aus seinen Albträumen. Seither hasste der Erzdämon das Menschengeschlecht abgrundtief, hatte aber gleichzeitig eine seltsame Scheu vor ihm. Denn LUZIFER hatte die Menschen als seine bevorzugten
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