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0983 - Die Schamanin

0983 - Die Schamanin

Titel: 0983 - Die Schamanin
Autoren: Jason Dark
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dem Mund gerutscht und lag vor dem Fahrersitz. Er selbst wußte, daß er etwas tun mußte, trotz der Schmerzen, trotz seiner Verletzungen, sonst starb er hier im Dschungel.
    Er drückte sich hoch.
    Jetzt schrie der Rabe. Es war kein Krächzen. Beinahe menschliche Schreie drangen aus seinem Maul, als wäre irgendeine Person furchtbar wütend. Saß in ihm die Seele eines Menschen?
    Ortiz drehte sich auf dem Sitz. Dabei schlug er um sich, erwischte mit dem linken Handgelenk den Lenkradring, was ihn aber nicht weiter störte, auch wenn der Schmerz bis zur Schulter hochzuckte. Er versuchte nur, sein Gesicht zu schützen. Wenn es dem Vogel gelang, ihm die Augen auszuhacken, war es vorbei. Das war sein Ziel.
    Er flatterte um ihn herum und auch Schläge schienen ihm nichts auszumachen. Zwar trieben ihn die Treffer zurück, aber der Angreifer schaffte es immer wieder, sich zu fangen und neue Angriffe zu starten.
    Der Kampf ging weiter, und Ortiz konnte so einfach die Tür nicht zuzerren.
    Sie stand weiterhin sperrangelweit offen. Er mußte sich nach vorn beugen, um den Griff zu erreichen.
    Das wußte auch der teuflische Rabe. Deshalb flatterte er vor dem Gesicht des Mannes herum und hackte zum erstenmal zu.
    Sein vorzuckender Schnabel hatte blitzschnell eine Lücke in der Abwehr gefunden, und dicht neben der Nase wurde die Haut regelrecht zerstochen. Beim Zurückziehen zerrte der Schnabel noch an der Haut, bis ihn ein Faustschlag traf und aus dem Auto schleuderte.
    Ortiz hatte seinen Peiniger wirklich hart getroffen. Der Rabe flog zurück.
    Er schlug auch kaum mehr mit den Schwingen, fiel dann sogar wie ein Stein in die Tiefe.
    Das gab Ortiz wieder Hoffnung, und er heulte auf. Aus der letzten Wunde lief das Blut am stärksten. Er spürte den klebrigen Saft am Hals entlangrinnen, bevor der Kragen einen Teil davon aufsaugte. Ortiz war wie von Sinnen. Noch konnte er sehen, auch wenn die Umgebung verschwommen aussah. Aber er wußte, wo er sich befand, und er wußte auch, was er alles zu tun hatte.
    Er war auf den Fahrersitz gekrochen. Ein Blick durch die offene Tür bewies ihm, daß der Rabe dabei war, sich wieder zu erholen. Er lag auf der Seite. Er schlug bereits wieder um sich, aber Ortiz war diesmal schneller.
    Er riß die Tür zu. Sie fegte über den Raben hinweg, und der Mann hatte sogar die Nerven, das Fenster hochzukurbeln.
    Das andere Fenster ließ er offen. Er hatte einfach nicht die Zeit, es ebenfalls zu schließen.
    Seine zitternde Hand fand den Zündschlüssel mit einem Griff. Er drehte ihn herum, schluckte dabei sein eigenes Blut, das ihm in den Mund gelaufen war, und betete darum, daß ihn das Auto nicht im Stich ließ.
    Der Motor kam. Er orgelte. Wie immer. Mist auch! dachte der Mann. Neben ihm flog der Rabe bereits wieder hoch. Nicht so glatt und elegant, mehr taumelig, aber auch das konnte Ortiz nicht gefallen.
    Rückwärtsgang.
    Wenden konnte er auf dem Weg kaum.
    Für einen Moment drehten die Räder durch, dann hatten sie es gepackt.
    Der Wagen schoß zurück. Es waren nur wenige Meter bis zur Straße.
    Das Brummen des schweren Trucks hörte Ortiz nicht. Als sich das Geräusch schließlich in seine Ohren bohrte, da war es bereits zu spät.
    Der Truck erwischte ihn mit seiner mächtigen Schnauze am Heck. Er hämmerte gegen den alten Chevy, der quer über die Straße rutschte, sich dabei noch drehte und an der anderen Seite gegen einen der hohen Bäume prallte.
    Von der Seite her wurde Ortiz mitsamt seinem Wagen gegen dieses Hindernis gewuchtet.
    Er schrie noch.
    Dann war der starke Ast plötzlich da, der sich wie eine Lanze durch die Seitenscheibe gebohrt hatte.
    Ortiz wurde aufgespießt und war auf der Stelle tot.
    Der Fahrer des Trucks aber war längst verschwunden…
    ***
    Die beiden Becher waren leer. Bill fühlte sich erfrischt. Der Trank hatte ihm wirklich gutgetan. Auch die Angst vor einer Vergiftung war verschwunden, denn bisher spürte Bill nichts dergleichen. Er kam sich stärker vor als bei seinem Eintritt und wartete nur darauf, daß Imelda etwas sagte.
    Sie ließ sich Zeit. Wenn Bill ihr einen Blick zuwarf, sah er das Lächeln der Frau. Es hatte sich fest um den Mund eingegraben. So wie sie sah nur eine zufriedene Frau aus.
    Bill fühlte sich noch immer an die zweite Stelle gestellt, was ganz natürlich war. Imelda brauchte nicht zu reagieren, das war einzig und allein seine Sache, denn er war bei ihr erschienen, weil er etwas von ihr wollte.
    Sie konnte abwarten, und sicherlich war Bill nicht der
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