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0983 - Die Schamanin

0983 - Die Schamanin

Titel: 0983 - Die Schamanin
Autoren: Jason Dark
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Er reagierte auf seine Art und Weise, nickte, als halte er verstanden, und als Imelda dir Arme anhob, da flatterte er von ihr weg Wieder durchtanzte der bizarre Schatten den Raum, dann war das Tier verschwunden. Welche Lücke er genommen hatte, um in die Freiheit zu gelangen, hatte Bill nicht sehen können. Er dachte an das Tier und zugleich an die Frau, die von nicht gerade wenigen als Hexe bezeichnet wurde. Bill erinnerte sich daran, daß gerade in den europäischen Geschichten, Sagen und Legenden die Hexen oft in Verbindung mit einem Raben gebracht wurden. Man sah Zeichnungen, wo die Vögel auf den Schultern dieser Personen saßen.
    »Er heißt Corvatsch«, erklärte Imelda. »Der Name stammt aus dem Rätoromanischen und bedeutet Rabe.« Sie lächelte dünn. »Er hat mir wirklich gut gefallen.«
    »Bedeutet er dir viel?«
    »Und ob.« Imelda nickte langsam. »Für mich ist er so etwas wie Bote und Leibwächter zusammen. Er findet immer die Wahrheit heraus. Das solltest du dir merken, Bill.«
    »Und du kannst mit ihm reden?«
    »Auch das.«
    »Was hast du ihm gesagt?«
    »Ich habe ihm einen Auftrag gegeben.«
    Die Antwort gefiel Bill überhaupt nicht. Auftrag, das konnte einiges bedeuten.
    Etwas Positives, aber auch etwas Negatives. Bill tendierte mehr zum letzteren. Den lauernden Blick der Frau übersah er nicht, nur tat er Imelda nicht den Gefallen, sie nach dem Raben zu befragen.
    »Ich werde uns etwas zu trinken holen«, sagte Imelda und stand auf.
    Sie verschwand im Hintergrund. Bill hörte etwas rascheln, als hätte sie die Zweige eines Busches zur Seite geschoben. Dann kehrte sie wieder zurück. In der einen Hand trug sie einen Tonkrug, in der anderen zwei Becher.
    Bill wußte nicht, was sich in dem Krug befand. Er hörte es nur schwappen, als sie ihn auf den Tisch stellte und anschließend die beiden Becher füllte.
    »Was ist das?« fragte Bill, als die Frau den Griff des Krugs umfaßte.
    »Eine Erfrischung.«
    Bill räusperte sich. »Woraus besteht sie?«
    »Aus Früchten meiner Heimat. Sie wachsen alle hier. Wunderbar erfrischend, einfach herrlich.«
    »Aha.«
    Sie schenkte ein, und Bill schaute zu. Was da in die Tonbecher hineinlief, war ein dunkelroter Saft, um einiges dicker als Wasser.
    Imelda bemerkte Bills Zögern. »Hast du Angst, einen Schluck zu dir zu nehmen?«
    Er hob die Schultern. »Ich weiß nicht. Etwas komisch ist mir schon, da bin ich ehrlich.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber du hattest doch keine Angst, den beschwerlichen Weg auf dich zu nehmen.«
    »Die habe ich auch jetzt nicht.«
    »Dann trink!« Imelda nahm das Glas. Sie setzte es an und nahm einen großen Schluck. Auch Bill probierte, wobei er überrascht war, wie wunderbar dieser Saft schmeckte. Er schien tatsächlich aus Früchten zu bestehen: Ananas, Orangen, Kiwi, eine wunderbare Mischung, die durch Bills Hals rann.
    Es passierte noch etwas.
    Plötzlich hatte der Reporter das Gefühl, ein anderer zu werden. Er hörte etwas, das er nicht sah.
    Fern und doch nah. Entsetzliche Schreie…
    ***
    Ortiz war ein Mann, der die Insel Haiti kannte. Er war hier geboren, er war hier aufgewachsen, er würde auch auf der Insel begraben werden, das wußte er. Sein Vater war Mexikaner gewesen, seine Mutter eine Einheimische. Sie hatte ihn nach dem Tod des Vaters - er war von Polizisten auf der Flucht erschossen worden - großgezogen, und das hatte Ortiz ihr nicht vergessen.
    Deshalb wohnte und lebte sie auch besser als viele andere Insulaner. Er hatte ihr eine Wohnung in einem Haus besorgt, in dem ansonsten nur Begüterte lebten. Ortiz sorgte dafür, daß die Miete immer pünktlich bezahlt wurde.
    Wegen der hohen Miete mußte er viel arbeiten. Es waren keine leichten Jobs, die er übernahm. In der Regel konnte man ihn mieten. Er führte die Touristen durch Städte und Dörfer und wurde dafür bezahlt, was aber nicht ausreichte.
    Deshalb war Ortiz auch bereit, für ein Sonderhonorar den Besuchern all das zuzuführen, nach dem sie gierten. Das fing bei unverzolltem Schnaps an, reichte über Hehlerware und Rauschgift bis zur Vermittlung von Prostituierten. Wer Lust auf Sex hatte, der brauchte sich nur an Ortiz zu wenden. Er kannte die einschlägigen Häuser, Bars und Etablissements.
    Nur der letzte Job gefiel ihm nicht. Es ging um Imelda. Er dachte an ihren Ruf. Das alles wäre nicht einmal so schlimm gewesen, hätte er wieder zurückfahren können. Aber der Engländer wollte, daß er blieb, und er hatte dafür auch gezahlt. Ortiz gehörte zu
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