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0979 - Der Totenhügel

0979 - Der Totenhügel

Titel: 0979 - Der Totenhügel
Autoren: Jason Dark
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das Kind kletterte den Hang hoch und machte sich daran, die Flammen auszupusten.
    Viele Fragen standen offen. Wir hätten sie stellen können und müssen, ab er wir spürten auch, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür war. Das lag einfach in der Luft.
    Dann kehrte Lilian zurück. Sie hielt die Kerze in der Hand und wirkte wie ein Kommunionkind. Zwischen ihrem Onkel und uns blieb sie stehen.
    »Danke«, sagte Sid Byron, bevor er sich mit einer Frage an uns wandte: »Haben Sie ein Messer bei sich?«
    »Ein Taschenmesser«, erwiderte Suko.
    »Das ist gut. Dann holen Sie es bitte hervor und klappen Sie es auf.« Noch bevor Suko den Wunsch des Mannes erfüllt hatte, streckte der ihm schon seine flache Hand entgegen.
    Lilian leuchtete mit der Flamme. Deren Licht spiegelte sich auf der schmalen Messerklinge.
    »Stechen Sie bitte in meinen Handballen, Inspektor!«
    Suko runzelte die Stirn. Er zögerte.
    »Tun Sie es. Das ist in Ihrem eigenen Interesse. Ich bitte Sie inständig darum.«
    »Was geschieht dann?«
    »Bitte, Inspektor.«
    »Gut«, stimmte Suko zu. »Wenn Sie es unbedingt wollen, ich werde nicht das Hindernis sein.«
    »Das sollen Sie auch nicht.«
    Suko setzte die Spitze des Taschenmessers dort an, wo sich der Ballen vom Handteller abhob. Lilian brachte die Flamme noch näher an die Hand heran, damit sie voll ausgeleuchtet wurde.
    Suko gab Druck. Er schnitt hinein. Nicht tief, denn er zog das Messer sofort wieder zurück.
    Sidney Byron hatte keine Miene verzogen. Er konnte den Schmerz locker ertragen, denn er wollte genau das beweisen, was wir mit eigenen Augen sahen.
    Aus der Schnittwunde quoll Blut! Echtes Blut. Menschenblut. Jedenfalls sah es so aus.
    Dass wir beide schwiegen, gefiel Byron nicht. »Warum geben Sie keinen Kommentar ab?«
    Suko klappte das Messer wieder zusammen. »Wir sind überrascht. Nehmen es aber hin.«
    »Das ist sehr gut«, erklärte der Wissenschaftler. »Wenn Sie es hinnehmen, werden auch die Ärzte überzeugt werden können. Sie müssen dann zugeben, sich geirrt zu haben. Oder können Sie Beweise bringen, die dagegen sprechen?«
    »Nein.«
    »Sehr einsichtig, Mr. Sinclair. Und meiner Frau zu erklären, weshalb ich so plötzlich wieder zu Hause bin, das können Sie ruhig mir überlassen. Nicht wahr, Lilian?«
    Sie nickte. Dabei schaute sie ihren Onkel mit leuchtenden Augen an. Zwei, die wussten, was geschehen war und von nun an eine verschworene Gemeinschaft bildeten.
    Ich ging zur Seite. Ich war sauer, frustriert, wütend. Ich schaute zum Hügel hin. Die umgedrehte dunkle »Badewanne« lag dicht und kompakt vor mir. Nichts wies darauf hin, dass diese Erhebung im Gelände einmal durchsichtig gewesen war.
    »Für Sie ist es vorbei, meine Herren!«
    Ich drehte mich wieder um. »Ja, Sie haben recht, Mr. Byron. Für uns ist es vorbei. Zumindest vorläufig. Und wir werden Ihnen auch den Gefallen tun und jetzt verschwinden.«
    Er nickte zufrieden.
    Ich ging zu Lilian, legte ihr eine Hand auf die Schulter und sagte mit leiser Stimme: »Gib gut auf dich Acht, Kleine. Versprichst du mir das?«
    »Klar. Mir geht es gut.«
    »Dann ist ja alles okay.«
    Zum Abschied nickten wir Byron noch einmal zu. Dann machten wir uns auf den Weg zum Rover.
    Nicht einmal schauten wir zurück. Zu sagen gab es auch nicht viel.
    ***
    Suko war gefahren. Ich hatte Muße gehabt und mit Sir James telefoniert. Er war natürlich sauer, aber ich ließ ihn gar nicht erst dazu kommen, einen Anschiss loszuwerden, ich sagte ihm nur, dass wir ihn unbedingt noch in dieser Nacht sprechen mussten, denn die Vorfälle konnten wir nicht für uns behalten.
    Plötzlich war Sir James ganz ruhig geworden, denn er kannte mich und auch den Klang meiner Stimme.
    »Ich warte auf Sie«, hatte er gesagt, und dieses Versprechen war von ihm nicht gebrochen worden.
    Nach Mitternacht saßen wir ihm in seinem Büro gegenüber, tranken Mineralwasser und lieferten ihm abwechselnd einen Bericht ab, der ihn aus dem Staunen nicht mehr herausbrachte. Er erfuhr alles, denn wir wussten, dass wir ihm vertrauen konnten.
    »Dann sind sie also längst unter uns. Nur haben wir es bisher nicht bemerkt«, sagte er.
    »Ja, Sir, wir müssen es so sehen.«
    »Und jetzt, John?«
    Suko und ich hatten ihn selten so ratlos erlebt. Er wusste nicht mehr weiter. Was wir ihm da gesagt hatten, das ging über das normale Fassungsvermögen eines menschlichen Hirns hinaus. Man würde sich mit diesen Dingen genau beschäftigen müssen, um zu Lösungen zu
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