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0979 - Der Totenhügel

0979 - Der Totenhügel

Titel: 0979 - Der Totenhügel
Autoren: Jason Dark
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endlich zugreifen, denn etwas von Cody steckte auch in ihr.
    Mochte er sie auch das Fürchten gelehrt haben bei seinem ersten Erscheinen, diesmal jedoch schien er Angst vor dem Kind zu haben, denn wir hörten ihn jammern. Aus seinem breiten Mund drangen die klagenden Laute wie das leise Geheul eines Wolfs. Er zuckte einige Male zusammen und wollte dabei die Arme zurückziehen, um jeden Kontakt mit dem Kind zu vermeiden, aber Lilian war schneller.
    Sie schnappte zu. Plötzlich hielt sie seine Hand fest und drückte sie so hart in ihrer Faust, dass er es nicht schaffte, die Stummelfinger wieder zurückzuziehen. Lilian hatte den Kopf so gedreht, dass sie ihn direkt anschauen konnte, und diesem Blick hatte der Mutant nichts entgegenzusetzen. Er senkte den Kopf. Plötzlich gab er sich wie ein gehorsames Kind.
    Lilian redete sogar leise auf ihn ein. Was sie sagte, konnten wir nicht verstehen, aber ihr Onkel, der sich wieder hinzuschauen traute, schüttelte abermals nur den Kopf.
    »Das kann ich nicht fassen!« flüsterte er. »Das ist ja alles so schrecklich und…«
    »Sie schafft es!« sagte ich zu ihm. »Sie wird es schaffen. Ihre Nichte ist gut.«
    »Nein, sie muss stark sein.«
    »Das ist sie auch. Sie hat gespürt, dass er einen Fehler begangen hat…«
    »Was bedeutet das schon?«
    »Sie wird ihn richten wollen.«
    Es war nicht so finster, als dass wir nicht das Lächeln des Mädchens gesehen hätten, das sich umdrehte, um in das entstellte Gesicht des anderen zu schauen. Es flüsterte ihm etwas zu. Dann zerrte sie ihn zur Seite, und der Mutant blieb auch nicht stehen. Ob willig oder nicht - er folgte dem Zug der Hand.
    Die beiden gingen los. Sie sahen aus wie zwei Freunde, obwohl sie wirklich unterschiedlicher nicht hätten sein können.
    Für Byron war es noch immer ein Rätsel. Er konnte nur den Kopf schütteln, nicht mehr, und als wir gemeinsam gegen die Rücken der beiden schauten, fragte er: »Was tun wir denn?«
    »Wir gehen ihnen nach«, erklärte Suko.
    »Zum Hügel?« Byrons Stimme zitterte leicht.
    »Wohin sonst?«
    Sidney stöhnte nur auf…
    Es blieb bei unserem Vorsatz, und die beiden Verfolgten hatten auch nichts dagegen. Sie drehten sich nicht mal um, sondern gingen Schritt für Schritt dem neuen alten Ziel entgegen, wo das verborgen lag, in dessen Bereich sie gelangt waren.
    Eine schaurige Person. Jemand, der nicht von dieser Welt stammte und einfach nur grauenhaft war.
    Aber ausgestattet war mit den fremden Kräften ferner Sterne, die auch auf der für sie fernen Erde wirkten.
    Der Boden war weich. Er schluckte die Schrittgeräusche. Dunkel lag der Himmel über uns, nur hin und wieder von helleren Streifen etwas aufgelockert. Auch der Untergrund war düster. Das grüne Gras und all die niedrigen Pflanzen hatten einen schwarzen Anstrich bekommen. Kleine Buckel waren kaum zu sehen, Mulden ebenfalls nicht, aber der Geruch hatte sich um diese Zeit verstärkt. Es lag auch am Wetter, an dieser feuchten Schwüle und auch an den dünnen Schwaden, die den Geruch aus Erde, Gras und Blumen festhielten.
    In der Ferne bewegte sich ab und zu ein Licht. Dort führte die Straße entlang, die allerdings nicht besonders stark befahren wurde. Und so wanderten wir weiterhin durch die Einsamkeit, unsere Blicke auf die Rücken der beiden Gestalten gerichtet.
    Sie gingen zwar nebeneinander, aber Lilian stets einen halben Schritt voraus, als wollte sie dem Mutanten klarmachen, wer hier das Sagen hatte. Sie zog ihn manchmal hinter sich her, denn er schien seine Beine nur unwillig zu bewegen.
    »Der Hügel wird sie schlucken«, flüsterte Byron und nickte sich selbst dabei zu.
    »Der Hügel oder die Person dahin?«
    »Beide.«
    »Sie wissen das genau.«
    »Ja, ich kenne es.«
    »Auch die Frau?«
    »Ich habe sie gesehen. Sie war für mich eine Königin. Sie war die Erfüllung meiner Träume.«
    »Das müssen Sie erklären«, sagte Suko.
    »Ach, das werden Sie nicht verstehen.«
    »Versuchen Sie es.«
    Ich ließ die beiden reden und hörte selbst nur zu. In den folgenden Minuten sprach nur Sidney Byron.
    Er berichtete davon, dass er zeit seines Berufslebens geforscht hatte. Er wusste oder hatte angenommen, dass es Dinge auf der Welt gab, über die viele Menschen lächelten, die aber nicht zum Lachen waren. Früher hatte er gegen zahlreiche Widerstände ankämpfen müssen, auch aus den eigenen Reihen. Diese Barrikaden aber waren in der letzten Zeit weniger geworden, denn man konnte die Berichte der Zeugen einfach nicht mehr
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