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0977 - Gefahr für die Blaue Stadt

0977 - Gefahr für die Blaue Stadt

Titel: 0977 - Gefahr für die Blaue Stadt
Autoren: Manfred H. Rückert und Simon Borner
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unter den Flammenhänden hinweg. Dann hechtete er zur Seite.
    »Fort, fort!«, forderte er. Dazu bediente er sich der Sprache der Menschen, denn dieses bizarre Wesen hatte menschliche Statur - und es war definitiv kein Tonkan. Niemand, der in Brocéliande lebte, sah so aus. Niemand, der lebte!
    Die Fremden. Es musste sich um eines der Wesen handeln, von denen die Gerüchte kündeten. Also war es wahr.
    »Fort«, befahl Rollor erneut, jedes Wort mit einer ins Leere gehenden Messerattacke begleitend. Er beherrschte die Menschensprache kaum, nur wenige Brocken. Sie würden genügen müssen. »Nicht zum Brunnen. Nicht für dich.«
    Das brennende Wesen ignorierte den Befehl. Verstand es ihn nicht? Jedenfalls kam es ungerührt näher. Wann immer Rollor zurückwich, setzte es nach - und jeder Schritt, den sie machten, verringerte die Distanz, die zwischen diesem Teufel und dem Heiligsten lag. Dem Objekt, das zu schützen der Tonkan sich geschworen hatte.
    »Oh, der ist für mich«, knurrte es zwischen den Ritzen in der Lavakruste, aus der der Kopf des Unheimlichen bestand, heraus. »Verlass dich drauf, Schmutzelf.«
    Rollor schüttelte den Kopf. »Stoppen. Ich stoppen.« Dann griff er an. Er rannte vor, wich kurz vor dem Brennenden aber nach rechts aus - und attackierte ihn von der Seite.
    Wie erwartet, hatte das Wesen nicht mit dem spontanen Richtungswechsel gerechnet. Rollors Messer fand sein Ziel. Doch zu welchem Preis?
    Der Tonkan schrie, als die Flammen, die den Körper des Fremden umhüllten, seine Haut erreichten. Dieses Feuer war kalt, kälter als die Seen Brocéliandes im Wintergebiet. Instinktiv zog er den Arm wieder zurück. Das Messer steckte jedoch zu tief im Leib seines Gegners. Es blieb stecken.
    Ungläubig sah Rollor auf seinen Arm. Dicke Brandblasen bedeckten ihn. Der Anblick ließ den Schmerz erst richtig real werden.
    Und der Dämon lachte. Obwohl die Klinge, die unzählige Wildtiere getötet und einen ganzen Stamm ernährt hatte, in seinem Körper verblieben war, lachte dieses Wesen! »Netter Versuch, Kleiner«, zischte es aus seiner blasphemischen Nachahmung eines Mundes. »Aber jetzt mach mal Platz für die Erwachsenen. Ich hab’s ein wenig eilig.« Blitzschnell streckte es die lodernden Arme nach ihm aus.
    Schock und Schmerz verdammten Rollor zur Reglosigkeit. Ungläubig starrte er seinen Gegner an. Dann waren die Klauen an seinem Kopf, rechts und links, und alles, was er dachte, alles was er war, drohte in ihrem Feuer zu vergehen!
    Sein letzter Gedanke galt dem Brunnen und war voller Reue.
    ***
    Der Durchsichtige war zufrieden. Er hatte dafür gesorgt, dass sich Professor Zamorra und besonders Robert Tendyke auf Karenja befanden und dem Wächter der Blauen Stadt dabei halfen, gegen die Taschtwan zu bestehen. Dass es gelingen konnte, die lebenden Kampfmaschinen zu vertreiben, dessen war sich der Durchsichtige sicher. Es würde zwar einige Zeit dauern, aber im Endeffekt sollten Theronn und seine Leute die Oberhand gewinnen.
    Was ihm hingegen Sorgen bereitete, war die Chaosstrahlung, die aus der siebeneckigen Pyramide im Zentrum der Del'Alkharam bis in die entlegensten Winkel der Blauen Stadt und weit darüber hinaus drang.
    Trotz seiner übersinnlichen Fähigkeiten hatte er diese Strahlung noch nicht genau bestimmen können. Er wusste nur, dass sie allen Lebewesen unglaublich große Schmerzen sowohl körperlicher als auch seelischer Art bereitete. Sogar er als Geisteswesen litt unter der Strahlung. Sie fraß an ihm, als wollte sie ihn auflösen. Der Durchsichtige war nicht sicher, ob er sich darüber freuen sollte. Auf der einen Seite hoffte er auf seinen endgültigen Tod, andererseits war er sicher, dass er noch eine Aufgabe zu erfüllen hatte.
    Er hätte fliehen können, aber das wollte er nicht, schließlich hatte er schon die Blaue Stadt unter den Bayous von Louisiana verlassen und war heimlich mit Theronns Trupp nach Karenja gereist. Sofort nach dem Eintreffen hatten alle Mitglieder des Demontagetrupps die Chaosstrahlung bemerkt, die alles andere auf dieser Welt zu überlagern schien. Zum ersten Mal überhaupt hatten sich Drois geweigert, ihre Aufgabe zu erfüllen. Theronn war es nur unter Aufbietung seiner gesamten Macht gelungen, für Ruhe zu sorgen.
    Der Durchsichtige hatte versucht, ins Zentrum vorzudringen, doch noch bevor er den inneren Stadtring überschritten hatte, musste er wieder kehrt machen, kaum, dass er die siebeneckige Pyramide gesehen hatte.
    Von dort kam die Strahlung. Der
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