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0976 - Die Leichen der schönen Charlotte

0976 - Die Leichen der schönen Charlotte

Titel: 0976 - Die Leichen der schönen Charlotte
Autoren: Jason Dark
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in den Tod befördert hatte. Nicht alle ragten noch empor. Einige waren schon geknickt.
    Wahrscheinlich hatte das alte Holz dem Druck der fallenden Körper nicht mehr standhalten können.
    Es war einfach zu morsch und faulig gewesen. Dick dachte daran, daß es nicht jeder geschafft hatte, sich an diesem Ring festzuhalten. Er war auch keine Hilfe. Er erhöhte nur die Todesangst. Es wäre sicherlich auch für ihn besser gewesen, wenn er sofort gefallen wäre, denn jetzt machte ihn die Angst fast wahnsinnig.
    Auf seinen Ohren lag ein Druck. Hoch über ihm freute sich Charlotte. Sie lachte und kicherte zugleich. Sie hatte ihren Spaß und fragte: »Wie lange willst du dich noch halten, Dick?«
    Stevens war nicht mehr in der Lage zu antworten. Der Druck an seinen Schultern hatte zugenommen. Seine Arme wurden lang und länger, als bestünden sie aus Gummi. Sie umklammerten das rostige Metall längst nicht mehr so hart.
    Sie rutschten.
    Die Fäuste waren dabei, sich zu öffnen.
    Nein, ich will nicht! schrie es in ihm.
    Keine Chance. Er glitt wieder etwas tiefer.
    Charlotte aber kicherte und freute sich. Sie lachte besonders laut auf, als sie sah, daß Dick Stevens den Halt verlor. Die Kraft war vergangen. Seine Finger rutschten endgültig ab.
    Er fiel.
    Ein letzter Schrei. Schaurig, schrill und dumpf schallte es.
    Abrupt brach er ab, als der erste Pfahl den Körper durchstieß. Es blieb nicht bei dem einen.
    Das Blut an den Wänden bekam Nachschub.
    Charlotte war wieder einmal zufrieden…
    ***
    »Zu wem möchten Sie, bitte?« fragte mich die Stationsschwester und schaute mich dabei prüfend an.
    Zwar war ich schon zweimal hier im Krankenhaus gewesen, aber diese Schwester hatte ich noch nicht gesehen. Sehr resolut sah sie aus. Der Blick hinter den Brillengläsern schien mich erdolchen zu wollen.
    Einschüchtern ließ ich mich nicht und erklärte ihr, daß ich Sir James Powell besuchen wollte.
    »Warum?«
    Ich mußte einfach lachen. »Warum besucht man wohl einen Kranken? Um herauszufinden, ob es ihm besser geht…«
    »Wer sind Sie, Mister?« Sie ging auf meine Bemerkung nicht ein und behielt stur ihren Weg bei.
    »Ist das so wichtig?«
    »Ja.«
    Ich verdrehte die Augen. »Mein Name ist John Sinclair, und ich bin gekommen, um meinen Chef zu besuchen.«
    Jetzt verdrehte die Haubenlerche die Augen. »Oje, noch einer von der Sorte.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Schon gut.« Sie winkte ab und wurde sachlich. »Einen Ausweis tragen Sie sicherlich bei sich.«
    Ich zeigte ihn ihr. Sie kontrollierte ihn und wollte mich passieren lassen. Diesmal aber blieb ich stehen. »Hören Sie mal, warum machen Sie denn hier die große Kontrolle?«
    »Weil Sir James erstens ein unruhiger Patient ist und zweitens nicht jeder zu ihm gelassen werden soll.« Sie deutete zur Decke. »Anordnung von oben.«
    »Verstehe. Dann bin ich etwas Besonderes.«
    »Wenn Sie so wollen, schon.« Sie nickte mir zu und ging auf den Fahrstuhl zu.
    Ich war froh, dieses Hindernis hinter mich gebracht zu haben und konnte endlich den Flur betreten, auf dem ich auch das Zimmer meines Chefs fand, in dem er seit zwei Tagen lag, sicherlich sehr unruhig war, auch wütend, denn ein Mann wie er war es einfach nicht gewohnt, daß man ihn aus dem Verkehr zog und in ein Krankenbett legte, wo seine Aktivitäten doch sehr gebremst waren.
    Den Weg kannte ich. Auch Suko hatte Sir James schon einen Besuch abgestattet, Glenda ebenfalls, sie aber nur am Abend, weil sie tagsüber die Stellung im Büro halten mußte.
    Bei meinen Besuchen hatte Sir James nur geschimpft und von einem Kratzer gesprochen, den der Dolch des Assassinen bei ihm hinterlassen hatte.
    Ein Kratzer war es nicht eben gewesen. Zudem hatte Sir James ziemlich viel Blut verloren, und die Wunde selbst hatte eine regelrechte Rinne in seinen linken Arm hineingefräst, die sich von oben nach unten beinahe bis zum Gelenk hinzog.
    Das Zimmer lag auf der rechten Seite. Daneben gab es den Aufenthaltsraum für die Schwestern. Er war leer, als ich einen Blick hineinwarf. Der Kaffee lief blasenwerfend in die Kanne hinein.
    Ich klopfte. Jemand sprach zwar, aber ich hörte kein »Come in«. Trotzdem öffnete ich die Tür und betrat den Krankenraum, in dem zwar zwei Betten standen, doch eines davon war nur belegt. Darin lag Sir James, der das Kopfteil des Bettes hochgestellt hatte und gerade telefonierte.
    Ich mußte grinsen. Vom Bett her winkte mir Sir James mit der Hand, die den Hörer hielt, zu. Die andere, die linke, war mit dicken
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