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0975 - Hier wohnt der Tod

0975 - Hier wohnt der Tod

Titel: 0975 - Hier wohnt der Tod
Autoren: Jason Dark
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und ihr ein geheimnisvolles Leben einzuhauchen. Ein unheimlicher Spiegel, ein Instrument, das ihm eine Gänsehaut über den Rücken schickte, ihn aber trotzdem froh machte, denn er war für die Zukunft mehr als wichtig.
    Er sah sich.
    Er konzentrierte sich auf sein Gesicht. Dünn sah es aus, eingefallen, auch erschöpft. Die Augen blickten längst nicht mehr so klar wie sonst, über den Pupillen entdeckte er einen dunstigen Schleier, und die Haut hatte eine mehlige Farbe bekommen.
    Die Angst war da. Warum nur? Hinter ihm würde der Assassine seine Pflicht erfüllen.
    »Bitte«, flüsterte er der Fläche entgegen, als könnte diese ihm Antwort geben. »Was habe ich falsch gemacht?«
    Er bekam die Antwort. Nur anders, als er es sich gedacht hatte. Plötzlich fielen Schüsse.
    Harvey Patterson schrak zusammen. Er hatte das Gefühl, selbst von den Kugeln erwischt zu werden, aber sie trafen nicht seinen Rücken, obwohl er durchgeschüttelt wurde.
    Er schrie leise auf.
    Plötzlich rasten Schmerzen durch seinen Körper, obwohl er nicht angegriffen worden war. Von einem Augenblick zum nächsten fing er an zu glühen. Das Blut in seinen Adern kochte. Er hatte den Eindruck, als würde der Schweiß verdampfen, der aus seinen Poren drang. Die Hitze war schlimm. Sie brachte ihn beinahe um. Er bekam nicht mehr die normale Luft, sondern riß den Mund weit auf, um so heftig wie möglich atmen zu können.
    Plötzlich erfaßte ihn der Schwindel. Für eine Weile sah er nichts mehr, obwohl er gegen die Spiegelfläche schaute, aber sie war ebenfalls verschwunden.
    Alles drehte und bewegte sich. Der Kreis wäre zu einem grauen Gebilde geworden. Er hörte den Sturm in seinen Ohren. Plötzlich überfielen ihn mehrere Stimmen zugleich, wobei er nicht wußte, ob sie existent und aus der Gegenwart stammten oder sich in der Vergangenheit gesammelt hatten und sich von dort auch meldeten.
    Die Stimmen waren der Wahnsinn an sich. Sie peitschten ihn. Sie wehten ihm aus dem Spiegel entgegen. Wie aus einem Lautsprecher.
    Sie waren nicht mehr zu stoppen, und plötzlich drehte sich alles im Kreis.
    So schnell, so irrsinnig verrückt. Das Blut kochte noch stärker. Er hielt die Augen offen, sah bunte Bilder vor seinen Augen entlangstreifen, ohne sie jedoch begreifen zu können, weil sie Szenen aus fremden Welten zeigten.
    Dann brach er zusammen. Inmitten schrecklicher Schreie hatte er den Eindruck zu sterben.
    Aus dem Spiegel hatte ihn der Fluch aus der Vergangenheit erwischt.
    Der Geist der Nofretari war wie ein zerstörerisches Unwetter über ihm zusammengebrochen und hatte ihn für eine Weile aus seiner Welt hervorgeholt.
    Jetzt stand er wieder in der Realität.
    Nichts hatte sich verändert.
    Vor ihm hing der Spiegel.
    Er blickte hinein. Er wollte sich sehen und erkennen, daß er noch lebte.
    Hatte sich wirklich nichts verändert?
    Pattersons Mund stand offen. Er atmete nicht. Über die Lippen flössen röhrende Laute, die nichts Menschliches mehr an sich hatten. Etwas war mit seinem Gesicht nicht in Ordnung. Da brannte es, als liefe heiße Soße über die Knochen.
    Er wollte die Augen schließen.
    Es ging nicht mehr.
    Aber er konnte sich trotzdem noch sehen, starrte in den Spiegel. Was sich dort zeigte, war entsetzlich. Patterson hatte Mühe, damit zurechtzukommen und letztendlich die Wahrheit zu akzeptieren.
    Er sah einen Kopf mit dünnen Haaren, seinen Haaren. Aber zu diesem Kopf gehörte kein Gesicht, sondern eine bleichgraue Skelettfratze!
    ***
    Das bin ich! schoß es ihm durch den Kopf. Durch welchen Kopf? Ich habe keinen mehr. Aber es gibt mich noch als Geist oder Seele. Ich bin noch da.
    Er starrte sich an.
    Augen? Habe ich noch Augen? Patterson wußte es nicht. Er sah keine Pupillen, sondern nur die leeren Höhlen. Eingänge wie zu tiefen Tunnels.
    In denen allerdings etwas glomm und rumorte, mit dem Patterson nicht zurechtkam.
    Es kostete ihn eine irrsinnige Mühe, überhaupt einen Arm anzuheben, um herauszufinden, ob das Skelettgesicht im Spiegel echt war oder nur eine Halluzination?
    Zwei Finger streckte er aus…
    Nein, da geb es keine Haut mehr. Das war so echt. Harte Knochen spürte er unter seinen Fingerkuppen. Spitz und kantig, wie geschliffen, als er an den Innenrändern der leeren Augenhöhlen entlangfuhr. Alles war so fremd geworden, so anders und auch unbegreiflich. Das war nicht das Leben, das er sich gewünscht hatte. Er mußte einen Fehler begangen haben, und die andere Seite, die fremde Welt, bestrafte Fehler sofort. Aber
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