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0972 - Finsteres Erbe

0972 - Finsteres Erbe

Titel: 0972 - Finsteres Erbe
Autoren: Oliver Fröhlich
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Sekunde wieder. Manchmal auch früher, wenn die Gefahr bestand, entdeckt zu werden.
    Deshalb war es nur sinnvoll, einen Satelliten kurzzeitig zu kapern, wenn er sich in geeigneter Position befand. Außerdem musste er mit seinen elektronischen Augen den dünnen Nebel durchdringen können. Dann würde die entsprechende Zeile der Liste auf Grün umschalten. Im Augenblick zeigten noch alle Rot.
    »Noch nicht«, antwortete Papa. »Kann aber nicht mehr lange dauern.«
    Kaum hatte er ausgesprochen, färbte sich eine Zeile grün. Sofort flogen seine Finger über die Tastatur. Für eine Sekunde wurde der Listeneintrag weiß, dann begann er, rot zu blinken. Das Zeichen dafür, dass der Zugriff beendet und aus Sicherheitsgründen für vierundzwanzig Stunden gesperrt war.
    Nach einigen weiteren Einstellungen baute sich das Satellitenbild auf dem Bildschirm auf. Sämtliche Augenpaare richteten sich gebannt auf den Monitor, der den Meeresausschnitt darstellte, in dem das Radar den sonderbaren Fleck anzeigte.
    Sie sahen - nichts!
    Oder besser: nichts, was dort nicht hätte sein dürfen. Wasser, so weit das Auge reichte.
    »Das verstehe ich nicht!« Marconis Blick pendelte zwischen dem Bildschirm und dem Radar hin und her. »Irgendetwas muss sein!«
    George Richards seufzte laut und vernehmlich auf. Vermutlich wollte er damit seine Einstellung zu einer Expedition in Richtung eines unsichtbaren Phänomens zum Ausdruck bringen.
    Die nächsten Minuten verliefen in Schweigen.
    Da hallte plötzlich Abdallahs Stimme durch das Steuerhaus. »Wir haben etwas entdeckt. Und es ist sehr… unglaublich.«
    April blickte aus der Panoramascheibe. Der Araber stand an der Bugreling, sah in ihre Richtung und deutete aufgeregt zum Horizont. Doch dort konnte sie nichts entdecken. Nur das sich kräuselnde Meer.
    »Was soll das, Abdallah?«, gab Munro über Bord-Kom zurück. »Warum fuchtelst du so? Da ist nichts!«
    »Seht ihr es etwa nicht?«, lautete die Antwort.
    Plötzlich musste April an Vampire denken - und daran, dass sie kein Spiegelbild besaßen. Das Fenster des Steuerhauses bestand nämlich nicht aus durchsichtigem Glas, das bei Unterwasserfahrt hätte brechen können, sondern aus einem hochstabilen Kunststoff. Das, was sie so selbstverständlich als Fenster hinnahmen, war in Wirklichkeit ein Monitor, der das zeigte, was sie durch eine Scheibe auch sehen würden.
    Das Satellitenbild leer, der Fenstermonitor leer.
    Konnten Kameras das Phänomen etwa nicht erfassen, so wie ein Spiegel einen Vampir nicht erfassen konnte?
    April lief aus dem Steuerhaus und blieb wie angewurzelt stehen.
    Einen Kilometer vor der SEASTAR klaffte ein riesiges, kreisrundes Loch im Ozean. Und sie hielten genau darauf zu. Munros Scherz vom Rand der Welt schoss ihr in den Sinn.
    »Alle Maschinen stopp!«, brüllte sie ins Cockpit.
    Ran Munro reagierte ohne Zögern. »Aufstoppen. Wird gemacht, Boss.«
    »Und der Torgenerator?«, fragte Richards mit erschreckter Miene. Peaqvist neben ihm wirkte hingegen völlig ruhig.
    »Bleibt online. Ihr wartet hier.« Sie eilte die Treppe vom Leitstand hinab und zu Abdallah und Daniel Löwengrub.
    Ihr Magen verkrampfte, als sie das wahre Ausmaß des Schlunds erkannte. Es bestand keinerlei Aussicht, die SEASTAR III rechtzeitig anzuhalten. Selbst mit voller Kraft zurück würde die Trägheit die Jacht unerbittlich über den Abgrund schieben. Verfluchte Physik!
    Aber vielleicht gab es doch noch eine Möglichkeit.
    Sie schnappte sich Abdallahs Bord-Kom-Gerät. »Torbeschleuniger hochfahren und mit Höchstleistung in Gegenrichtung aktivieren!«, befahl sie.
    Doch war diese Technologie tatsächlich geeignet, schneller abzubremsen? Was nützte schon ein Tor, das sich hinter einem auf baute?
    »Tauchmodus!«, schrie Löwengrub.
    »Gute Idee«, erwiderte April. Wenn sie in den Abgrund stürzten, hatten sie nur im Tauchmodus eine Überlebenschance. »Alle ins Steuerhaus. Sofort!«
    Drei dicke Tentakel aus schwarzem Qualm schossen aus dem Loch im Meer. Plötzlich schlug Aprils Sensibilität für die Aura von Dämonen an. Wie einen Hieb in die Magengrube spürte sie die Bosheit und Finsternis der Erscheinung. Als hätte es dessen jetzt, wo sie sie sah, noch bedurft!
    Die Raucharme verdichteten sich zu dünnen Fäden und rasten auf sie zu.
    »Weg!«, brüllte Abdallah, doch es war zu spät.
    April sah noch, wie je ein Strang in den Araber und den Israeli eindrang. Da war auch schon der dritte Tentakel heran und zwängte sich durch Mund, Nase und
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