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097 - Das Dämonenbuch

097 - Das Dämonenbuch

Titel: 097 - Das Dämonenbuch
Autoren: Frank deLorca
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lachte, doch sein Lachen war gar nicht mehr so selbstsicher.
    ***
    Der Mordvogel hatte sich eine genügend große Öffnung geschaffen. Schwer wie ein Stein fiel er herunter.
    Peter Lester starrte dem Untier entgegen, mit beginnendem Wahnsinn in den Augen. Er hatte mit seinem Leben abgeschlossen. Er wollte und konnte sich nicht mehr wehren.
    Der Schnabel des roten Monsters schnappte klappernd. Die Wolkendecke über dem Haus war aufgerissen. Kalt fiel das Mondlicht in die niedrige Dachkammer. Das Monster füllte sie aus bis zum First.
    Seine Konturen glitzerten von bleichem Licht umflossen, im Strahlenkranz lag das feine Gefieder des mörderischen Vogels, der kein Vogel war, sondern ein Wesen aus dem Reich der Tiefe, aus einem Reich, in dem die Naturgesetze der oberen Welt keine Geltung hatten.
    Mit starren, wie abgezirkelten Bewegungen kam das Wesen näher.
    Noch drei Meter.
    Noch zwei.
    Peter Lester riss nicht einmal mehr die Hände vors Gesicht, als der rote Todesvogel seinen grazilen Kopf zurücknahm, um zum todbringenden Stoß anzusetzen.
    Der junge Mann erwartete den Stoß. Er hoffte nur, dass es schnell gehen würde. Aber wenn er daran dachte, auf welch entsetzliche Weise Emanuel Sheller gestorben war, bezweifelte er das.
    Apathisch erwartete er das grausige Ende, erwartete den grausamen Schmerz, mit dem sich der spitze Schnabel in seinen Schädel und in sein Gehirn bohren würde und…
    Es dauerte lange. Unendlich lange.
    Verrinnt die Zeit so langsam an der Schwelle zum Tod?
    Peter Lester zuckte zusammen, als er ein Schnarren hörte.
    Jetzt!
    Doch der tödliche Stoß blieb aus.
    Wie in Zeitlupe hob er seinen Kopf, um dem Grässlichen entgegenzusehen.
    Leer gähnte der mondumflossene Platz, an dem vor wenigen Augenblicken noch das Ungeheuer gehockt hatte.
    Verschwunden war der rote Todesvogel wie ein Spuk. Als hätte es ihn nie gegeben.
    Peter Lesters Verstand wehrte sich dagegen, das, was er sah, zu glauben. Die Sinne spielten ihm einen letzten hässlichen Streich.
    Seine Hände tasteten vor, jederzeit darauf gefasst, das Monster zu berühren.
    Doch die suchenden Hände tasteten ins Leere.
    War alles nur eine Halluzination gewesen? Ein schrecklicher Traum?
    Aber das Blut an seinen Händen und die Wunden an seinem Körper waren schmerzende Wirklichkeit. Und wie sollte er sonst in den Dachboden des Hauses gekommen sein?
    Es konnte kein Traum gewesen sein.
    Peter Lester erhob sich aus seiner kauernden Stellung, wagte einen ersten zaghaften Schritt in den Lichtbalken, der vom aufgebrochenen Dach herunterströmte.
    Seine Füße prallten gegen ein Hindernis.
    Etwas Weiches.
    Es lag gerade wieder im Schatten.
    Grauen zuckte erneut durch Peter Lester, packte ihn mit kalter Faust am Nacken, brachte sein Blut zum Kochen.
    Trotzdem überwand er sich, sich hinabzubeugen zu dem Hindernis, das er noch nicht sehen konnte.
    Haut.
    Weiche zarte Haut.
    Ein Stöhnen, das er kannte. Er kannte es aus jenen Situationen, wenn das Mädchen, das er liebte, unter den Stößen seiner Lenden in Verzückung geriet.
    Plötzlich roch er auch den unverkennbaren Duft ihres Haares, seine Hände trafen auf wuschelige Haare, dann war er seiner Sache sicher.
    Er konnte sich nicht erklären, wie das Mädchen hierher gekommen war, aber sie war hier. Sie war hier, und sie lebte.
    »Biggy!«
    Sie war nackt. Er sah, dass ihr Gesicht verschwollen von Schlägen war, und sie hatte auch Würgemale am Hals.
    Sie war brutal misshandelt worden!
    »Biggy, wach auf! Alles ist vorüber. Wir haben diesen Albtraum überlebt. Hörst du, Biggy! Um Himmels willen, so komm doch endlich zu dir.«
    Sie erwachte aus ihrer Ohnmacht. »Wo… wo sind wir?«
    »In meinem Dachboden.«
    »Im Dachboden? Wie komme ich hierher?«
    Dann setzte auch Biggys Gedächtnis wieder ein.
    »Himmel, was ist geschehen?«
    »Das weiß ich selbst nicht. Aber es muss etwas Unglaubliches geschehen sein. Was war heute Abend mit dir? Wer hat dir das angetan? Wer hat dich so zugerichtet, Biggy?«
    »Russel. Jetzt fällt mir wieder alles ein. Ben Russel. Er hat mich entführt. Dann hat er mich in irgendeinen finsteren Keller geschleppt. Ich bin erst dort wieder aufgewacht.«
    »Ben Russel also«, sagte Peter Lester grimmig. »Er steckt dahinter. Dann hat es mit seinen geheimnisvollen Kräften also doch etwas auf sich. Versuch dich zu erinnern, Biggy. Was hat er mit dir gemacht?«
    »Ich hatte furchtbare Angst. Er ging mit einem krummen Messer auf mich los. In diesem grässlichen Keller. Da waren so
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