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0967 - Spur zur Angst

0967 - Spur zur Angst

Titel: 0967 - Spur zur Angst
Autoren: Volker Krämer
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eingefroren zu sein - vielleicht konnte er es überhaupt nicht mehr abstellen? »Aber jetzt müssen Sie wohl oder übel über Ihren Sicherheitsschatten springen und mich an meinen neuen Arbeitsplatz lassen. Geht das klar, Tim?«
    Byrons Gesichtsausdruck veränderte sich um keinen Jota. »Selbstverständlich, Doktor. Und frohes Schaffen.«
    Die Schleuse wurde freigeschaltet und Artimus konnte passieren. Zielsicher steuerte er auf einen der Fahrstühle zu, die ausschließlich in die Tiefe führten - in den Bauch der Konzernzentrale. Hier unten, so sagte man, konnte sich jeder verlaufen, auch wenn er schon seit Jahren für Tendyke Industries arbeitete. Van Zant nicht, denn der Grundriss der Anlage hatte sich unauslöschlich in sein Bewusstsein verankert. Weit musste er nicht laufen, bis er den entsprechenden Bereich vor sich hatte. Die Doppeltür war mit einem der üblichen Systeme gesichert. Van Zant zog seine ID-Karte durch die Leseeinheit und die Tür sprang lautlos auf.
    Nur flüchtig registrierte er das Türschild, das anscheinend noch nicht komplett gefertigt worden war. Irgendwer hatte mit Filzstift drei Buchstaben darauf geschrieben: » ZbV«. Knapper ging es wohl nicht, doch es traf die Sache präzise. Zur besonderen Verwendung - das war der neu geschaffene Bereich bei Tendyke Industries , dessen Leiter Artimus sein würde.
    Und besonders war der Auftrag allerdings zu nennen, dem er sich widmen sollte.
    Van Zant drückte die Tür hinter sich zu. Zwei hintereinander angeordnete Räume erwarteten ihn. Jeder von ihnen maß etwa zehn mal zehn Meter.
    Das war der Standard in der unterirdischen Anlage, doch Artimus wusste nur zu gut, wie schnell und einfach sich diese einzelnen Ressortbereiche erweitern und verändern ließen. Die Wände hier ließen sich nach Belieben entfernen - wenn notwendig, dann konnte man so eine Abteilung rasch und unkompliziert vergrößern, dazu war nur ein wenig Logistik erforderlich.
    Van Zant hätte zunächst sicher auch ein einzelner dieser Räume gereicht. Beide waren spartanisch eingerichtet - Stühle, Tische, flexible Regalsysteme… das war es schon. Im vorderen Raum gab es eine Sitzgruppe, gerade unbequem und hässlich genug, damit eventueller Besuch nicht unbedingt den ganzen Tag bleiben mochte.
    Interessant für Artimus war ausschließlich der halbmondförmige Schreibtisch, der in seinen Ausmaßen den Vorstellungen des Physikers sehr entgegen kam. Auf der Arbeitsplatte thronte ein mächtiger Monitor - der Unterbau des Tisches war teilweise verblendet. Artimus entfernte die Abdeckung und pfiff leise durch die Zähne. Er war nun nicht unbedingt der größte aller Computer-Freaks, aber was er hier sah, das löste auch bei ihm Begeisterung aus. An Rechnerleistung sollte es der Abteilung »ZbV« ganz sicher nicht mangeln.
    Artimus rückte sich den schweren Formsessel zurecht und startete den Computer, der mit dem internen Betriebssystem des Konzerns ausgestattet war. Der Physiker atmete schwer durch und öffnete einen weiteren Knopf seines Hemdes. Die Klimaanlage funktionierte ausgezeichnet, doch ihm war es, als würde er nur äußerst schwer Luft bekommen.
    Den Grund dafür kannte er - und den konnte keine Klimaanlage der Welt beheben. Es war seine eigene Psyche, die ihm so schwer zu schaffen machte.
    Da bin ich also wieder!
    Artimus van Zant - der Weltverbesserer, der Mann, der praktisch im Alleingang alle bedrohten Kinder dieser Welt hatte retten wollen, der Irre, der alle Brücken hinter sich abgebrochen hatte, Arbeit, Freunde - selbst die Lebenspartnerin - alles hatte er abgestreift, wie eine lästige Haut, die ihm einfach nicht mehr passen wollte.
    Und er hatte sich allein auf den Weg gemacht. Sehr weit war er nicht gekommen, wie er sich eingestehen musste. In Algier hatte man ihn mit Nichtbeachtung gestraft, wie einen lästigen Touristen, der hoffentlich bald wieder verschwinden mochte. In Kolumbien hatte er sich mit einem Vampirclan angelegt, der Kinder für sich arbeiten ließ - und war im Militärgefängnis gelandet. Ohne Robert Tendyke wäre er dort mit hoher Wahrscheinlichkeit verrottet. Schlussendlich hatte van Zant die Kinder befreien können; ohne Professor Zamorras Hilfe wäre ihm das jedoch kaum gelungen.
    Kein Ruhmesblatt für Super-Artimus. Schließlich hatte man ihn in das kolumbianische Büro von UNICEF bestellt. Empfangen hatte ihn dort ein dicker Mann, der wie ein Schwein schwitzte und dennoch einen korrekt gebundenen Schlips trug. Sein Hemdkragen war
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