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0967 - Spur zur Angst

0967 - Spur zur Angst

Titel: 0967 - Spur zur Angst
Autoren: Volker Krämer
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nun zuckte ein neuer Arm auf sie zu. Mit einem einzigen Schlag vernichtete er die beiden havarierenden Schlachtschiffe.
    Artimus und Vinca blickten einander lange stumm an. Dann war es der Mann von Parom, der er aussprach.
    »Ich bin noch nicht sehr lange auf der Erde, aber wenn ich mich nicht irre, dann würde man das, was wir gerade gesehen haben, beim Sport einen perfekt eingeübten Spielzug nennen, nicht wahr?«
    Van Zant konnte nur nicken.
    Ja, Vinca hätte es nicht besser ausdrücken können. Artimus wusste nun, warum er vor lauter Bäumen den Wald nicht hatte sehen können. Diese Schlacht - wenn man das Gemetzel denn unbedingt so nennen wollte - erschlug den Betrachter in ihrer Gesamtheit, nahm ihm jeden Blick für Details. Der Physiker war sicher, dass man sich nur auf einzelne Aktionen konzentrieren musste, um weitere Beweise zu finden. Das würde nicht einmal sehr schwer sein.
    Beweise!
    Es war darum gegangen, ein Profil für die Angst zu erstellen.
    Wenn das hier kein Profil war, dann wusste Artimus auch nicht weiter.
    Ungeachtet der Uhrzeit stellte er eine Telefonverbindung zu Robert Tendyke und Professor Zamorra im Château Montagne her. Die beiden waren alles andere als erbaut über diese Störung, doch ihre Beschwerden verpufften in dem Moment, in dem van Zant konkret wurde.
    »Kommt her - so schnell es nur möglich ist. Bisher war die Angst eine schreckliche Bedrohung, bei der wir keine Ahnung hatten, wie man sie bekämpfen soll. Jetzt ist sie mehr als das - weit mehr sogar!«
    Das Gespräch war nur von kurzer Dauer, denn niemand wollte sich lange mit Worten aufhalten.
    ***
    Fortisa war eine der ältesten ihres Volkes.
    Vielleicht sogar die Älteste überhaupt, doch das spielte ja auch keine Rolle.
    Nicht viel von dem, was auf ihrer Heimatwelt früher einmal wichtig gewesen war, hatte heute noch irgendeine Bedeutung. Fortisa blieb vor der Spiegeltür stehen, die sich geräuschlos öffnete, nachdem die ID-Werte der Archivarin erkannt worden waren.
    Sie sah noch immer gut aus - eine schöne Frau.
    Die Wesen ihres Volkes waren extrem langlebig, nicht unsterblich. Ihre Zeit würde nun bald kommen, dessen war Fortisa sich ganz und gar bewusst, doch mit dieser Tatsache hatte sie längst ihren Frieden gemacht. Ihr Leben hatte lange gewährt. Und es war ein spannendes Leben gewesen, erfüllt von ihrer Lebensaufgabe, der sie mit großer Hingabe nachgegangen war.
    Die Tür schloss sich hinter Fortisa. Vor ihr erstreckte sich der breite Gang, der sie zu den Archiven führen würde. Früher hatte sie hier oft Besuch empfangen, wichtige Frauen und Männer ihres Volkes waren hier ein- und ausgegangen. Natürlich hatte das gesamte Archiv in digitaler Form vorgelegen, aber es gab Dinge - Urkunden, Bilder oder Reliefe - die man ganz einfach in den Händen halten musste um ihre Bedeutung wirklich und nachhaltig zu verstehen.
    Jetzt war schon viele Jahre lang niemand hier gewesen.
    Wenn ich sterbe, wird das alles vergehen. Niemand wird sich darum kümmern.
    Es gab keine Nachfolgerin, keinen Nachfolger für Fortisa. Das große Zentralarchiv hatte seine Wichtigkeit verloren. Andere Dinge hatten heute Priorität. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis Fortisa das verstanden und akzeptiert hatte. So oft sie auch bei den entsprechenden Stellen nachgefragt hatte, war da nie jemand gewesen, der ihr eine Antwort auf ihre einzige Frage hatte geben können - oder hatte geben wollen.
    Was geschieht mit dem Archiv, wenn ich nicht mehr bin?
    Längst war ihr klar geworden, dass es darauf keine richtige Antwort gab. Das bedeutete, dass sich niemand darüber Gedanken gemacht hatte. Vor Jahren noch hatte das Zentralarchiv seinen festen Platz mitten in der Hauptstadt des Planeten an exponierter Stelle gehabt. Doch dann war das kalte Weiß gekommen. So hatten die Bewohner dieser Welt die weiße Stadt genannt, die sich wie ein bösartiges Geschwür mitten in ihrem Lebensraum festgesetzt hatte. Alle Versuche, die wuchernde Stadt zu zerstören, waren fehlgeschlagen.
    Irgendwann hatte die große Massenflucht begonnen. Das Volk floh - und die weiße Stadt wuchs und wuchs. Erstes Ziel der Fliehenden waren die beiden Monde ihrer Welt Sip und Rof, der Mond der Magie und der der Wissenschaft.
    Das waren die beiden Pfeiler, auf denen hier alles geruht hatte: Magie und Wissenschaft hielten sich die Waage und sorgten dafür, dass aus den Leuten keine Raubritter wurden, die sich ein großes Sternenreich errichten wollten.
    Das Gegenteil war der Fall,
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