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0967 - Geister aus der Zukunft

0967 - Geister aus der Zukunft

Titel: 0967 - Geister aus der Zukunft
Autoren: Jason Dark
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bekommen, und wir können uns auch darauf einrichten. Aber wir werden nicht nur das tun, sondern uns auch an einen bestimmten Platz begeben, wo sie uns dann erkennen und sichten können.«
    »Du meinst die Lichtung?«
    »Ja, dort gehen wir hin.«
    Harry schluckte. Suko und ich hielten uns zurück. Wir ahnten, was in diesem Mann vorging. Zudem waren wir nicht blind. Jetzt sahen wir, wie er seinen linken Arm anhob und mit der flachen Hand über Dagmars linke Wange streichelte. Es war eine so liebe und auch vertrauensvolle Geste, die mehr als Worte sagte.
    Sie lächelte etwas verloren und hob die Schultern wie jemand, der resigniert hat.
    »Muß es denn wirklich sein?« fragte Harry leise.
    »Es ist unser Schicksal.«
    Er schaute uns an, als er sagte: »Dagegen kann man doch ankämpfen, mein Gott. Man muß es nicht einfach hinnehmen. Oder was meint ihr dazu?«
    »Man kann es versuchen«, sagte ich.
    »Eben, Dagmar, eben.«
    »Laß mich ausreden, Harry. Wenn jedoch Dinge passieren, wie sie hier im Anmarsch sind, wird es wohl sehr schwer werden, wenn nicht sogar unmöglich.«
    »Das macht mir auch keinen Mut.«
    »Wir müssen da Realisten sein, Harry.«
    Er seufzte. »Leider.« Dann fragte er Suko. »Sag ehrlich, bist du auch der Meinung?«
    »Ich denke schon.«
    Harry Stahl schüttelte den Kopf. »Dann bleiben wir einfach hier und schauen zu wie die staunenden Kinder, wenn sie zum erstenmal einen Weihnachtsbaum sehen.«
    »So ähnlich wird es ablaufen.«
    Er ballte die Hände zu Fäusten. »Und genau das will ich nicht akzeptieren, verdammt! Wir sind doch keine Schachfiguren, die man beliebig umsetzen kann. Wir sind Menschen, die denken, die handeln, die sich auch wehren können. Habt ihr das denn vergessen?«
    »Haben wir nicht«, sagte ich. »Aber wir kennen auch unsere Grenzen.«
    »Ja«, sagte Harry stöhnend. »Grenzen. Überall sind nur Grenzen, und wir stoßen dagegen. Ich weiß es nicht. Ich weiß überhaupt nichts, verdammt noch mal.«
    Dagmar faßte nach seinen Händen, hob die Arme an und schaute ihm ins Gesicht. Auch in ihren Augen lag ein Glanz, der besagte, daß ihr der Mann vor ihr nicht ganz gleichgültig war. »Vielleicht schaffen wir es ja, Harry, mal sehen.«
    »Soll das ein Trost sein?«
    »Mehr kann ich auch nicht sagen.« Sie ließ Harry los, drehte sich um und ging zu den anderen beiden Frauen zurück.
    Harry hatte Mühe, sich auszudrücken. »Verdammt, John, verdammt noch mal, was sollen wir denn machen?«
    »Nichts.«
    »Wir können sie wegschaffen.«
    »Ist das eine Lösung?« fragte Suko.
    »Nicht für immer, aber wir gewinnen Zeit damit und könnten uns etwas einfallen lassen.«
    »Wer weiß, ob du dann noch Unterstützung hast. Denk daran, daß auch wir unseren Job haben.«
    »Das weiß ich, Suko, aber es ist kein Trost für mich.«
    »Stimmt.« Suko wollte Harry unbedingt trösten. »Hilft es dir denn, wenn wir dir versprechen, daß wir alles Menschenmögliche tun werden, um die Frauen zu retten?«
    »Nein, es hilft uns nichts, aber es tut trotzdem gut, euch bei mir zu wissen.«
    »Dann warten wir mal ab.«
    Unser Gespräch war versickert, zudem konzentrierten wir uns auf die drei Psychonautinnen, die den Feldweg verlassen hatten und sich mit langsamen, aber zielstrebigen Schritten der Lichtungsmitte näherten. Sie gingen wie kleine Mädchen, die sich auf den Weg gemacht hatten, um einen Spielplatz zu erreichen, denn sie hielten sich untereinander an den Händen fest.
    Sie unterhielten sich nicht, denn wir hörten keine Stimmen. Wenn sie sprachen, dann wohl nur flüsternd.
    Es war ein für mich bedrückendes Bild. Auch deshalb, weil mir ein Vergleich in den Kopf kam. Diese drei Frauen wirkten auf mich, als wollten sie kollektiven Selbstmord begehen, wie Menschen, die gemeinsam ins Wasser gingen, um dort zu ertrinken. Hinzu kam auch das immer dunkler werdende Licht. Klare, graue Schatten lagen über dem fremdartigen Landeplatz, der eigentlich so normal aussah. Es verirrte sich auch kein abendlicher Spaziergänger in diese Umgebung. Vielleicht war es den Leuten auch zu kühl. Oder sie wußten, daß es besser war, diesen Platz zu meiden.
    Alles konnte, aber es mußte nicht stimmen.
    Die drei entfernten sich weiter. Neben mir wurde Harry Stahl nervös. Er schleifte mit dem rechten Schuh über den Boden, als wollte er das dort wachsende Gras blank putzen.
    Von dem UFO war noch nichts zu sehen, denn immer wieder suchten wir die Weite des Himmels ab, bis hin zu den gegenüberstehenden Bergen mit
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