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0966 - Der Weg des Jägers

0966 - Der Weg des Jägers

Titel: 0966 - Der Weg des Jägers
Autoren: Oliver Fröhlich und Stefan Albertsen
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muskulöse Glatzköpfe auf ihn und den Altar zuschritten. Wie der Rest der Gemeinde trugen sie Kutten, jedoch ohne Kapuzen. Sie schleppten eine bewusstlose, nackte Blondine hinter sich her.
    Zaatuurs rechte Hand glitt über den porösen Opferstein. Ebenso deutlich, wie er jede Unebenheit auf der Oberfläche wahrnahm, spürte er eine angenehme Wärme, die ihn durchdrang und seine Schmerzen zumindest geringfügig linderte.
    Ein Hauch von Verderben haftete dem hüfthohen Altar an. Der Dämon vermutete, dass der Stein bereits Blut getrunken hatte, ehe er an der Küste von Malaga auf ihn aufmerksam geworden war.
    »LUZIFER, sei mir dieses Mal gewogen und hilf deinem getreuen Diener einen Weg in die alte Heimat zu finden«, flüsterte er.
    Die Glatzköpfe blieben vor der Bühne stehen und neigten demütig die Häupter.
    Zaatuur lächelte. Bei den Männern handelte es sich nicht um Mitglieder seiner Gemeinde, sondern um dämonische Gestaltwandler. Treue Gefolgsleute aus dem Reich der Finsternis. Sie standen seit Ewigkeiten an seiner Seite und bewiesen ihm gegenüber eine Loyalität, die für Schwarzblüter einzigartig war.
    Er hob die Arme. Unter grausamen Schmerzen spürte er, wie die Haut in den Achseln riss und eine warme Flüssigkeit an seinem Körper hinabrann.
    Ich muss mich regenerieren. So schnell wie möglich!
    »Begrüßt mit mir das Opfer, das heute zur Anrufung des obersten KAISERS LUZIFER dargebracht wird.«
    Er sah auf die Blondine zwischen seinen Dienern. Er kannte ihren Namen nicht und er wusste nicht, wie sie in die Fänge seiner Getreuen geraten war. Es kümmerte ihn auch nicht im Geringsten. Ihn interessiert nur, dass sie sich nicht wehrte und dass die pechschwarzen Symbole, die ihren nackten Leib zierten, in perfekter Anordnung zueinander standen.
    Der Singsang seiner Jünger veränderte sich, wurde tiefer und leiser. Sie summten nicht länger nur unartikulierte Töne, sondern gaben kurze, wispernde Worte einer uralten Dämonensprache von sich. Rituelle Formeln, die Zaatuur sie gelehrt hatte.
    Sie glaubten, auf diese Weise LUZIFER um die Erfüllung ihrer Wünsche anzuflehen. Stattdessen bündelten sie ihre gemeinsame Willenskraft.
    Die Glatzköpfe hoben das Opfer an und betteten es auf den pechschwarzen Felsbrocken. Dann traten sie hinter den Altar und neigten abermals die Häupter.
    Zaatuurs großer Moment war gekommen.
    Seine zittrigen Finger, an denen Dämoneneiter aus aufgebrochenen Pusteln entlanglief, umschlossen unter seiner Kutte den Griff des Opferdolchs. Er zog ihn hervor und deutete mit der Spitze auf den Vollmond, der zwischen den kahlen Deckenbalken hindurchschien.
    Die Klinge reflektierte das Licht des Trabanten und versetzte die Jünger in zusätzliche Verzückung. Neben den sich ständig wiederholenden Silben der alten Sprache erklangen ekstatische Rufe und inbrünstige Schreie.
    Zaatuur war zufrieden. Alles lief nach Plan.
    Er spürte, wie die vereinigte Kraft seiner Gefolgschaft den Raum erfüllte. Die Zeit schien sich zu verlangsamen. Die Schmerzen schwanden aus seinen Gliedern. Roch er nicht schon die Sümpfe seiner Sippe?
    Mit einem Ruck drehte er den Dolch, dass die Spitze auf den Brustkorb des Opfers wies. Der Singsang der Gemeinde schwoll wieder an, wurde lauter und lauter. Er würde schlagartig verstummen, wenn Zaatuur der Blondine die Klinge in den Leib rammte.
    Diesmal würde sich das Tor öffnen. Diesmal musste es einfach gelingen.
    Er holte aus und…
    Ein dumpfer Knall stoppte die Bewegung und ließ Zaatuurs Arme in der Luft erstarren.
    Der rituelle Gesang brach ab. Zu früh!
    Zaatuur fluchte und ließ den Dolch sinken. Was war geschehen?
    Ein weiterer Knall ertönte. Wie von einem Feuerwerkskörper. Hektisch wandten sich die Mitglieder seiner Gemeinde um, blickten hin und her, versuchten die Quelle des Geräuschs auszumachen.
    An mehreren Stellen stieg grauweißer Rauch auf. Blitzschnell erfüllte er das Innere der Ruine.
    Bald konnte Zaatuur seine Jünger nicht mehr sehen. Stattdessen hörte er sie keuchen und husten.
    »Raus hier!«, rief eine Stimme.
    Nein! , wollte der Dämon brüllen. Ihr bleibt hier!
    Doch bevor er auch nur einen Ton von sich gab, erklang ein durchdringendes Heulen und Zischen. Im Dachgebälk flammten Feuerblitze auf, Funken regneten auf die Kutten der Menschen.
    Der Rauch verzog sich durch das fehlende Dach ins Freie, doch Husten und Keuchen nahmen noch zu, verwandelten sich gar in Würgen und Wimmern.
    Stroboskopartig zuckten Blitze auf und brannten
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