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0965 - Die zweite Unendlichkeit

0965 - Die zweite Unendlichkeit

Titel: 0965 - Die zweite Unendlichkeit
Autoren: Simon Borner
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Falle?«, fuhr Kyrgon zornig fort. Er war regelrecht aufgebracht. »Wenn ja, hat sie ziemlich beschissen funktioniert.«
    »Ich glaube, wir hatten einfach Glück«, murmelte Nicole. »Wir hätten auch ohne weiteres Willoughbys Schicksal teilen können.«
    Ellie Campbell schüttelte den Kopf. »Ich konnte etwas erlauschen . Von dem Wesen. Es…«
    »Was?«, drängte der Jäger mürrisch, als sie nicht weitersprach. »Hatte Hunger? Mochte uns nicht? Kommt gleich hoch und erledigt den Rest? Spuck's schon aus, Herzchen.«
    »Es handelte nicht aus Eigennutz. Sondern weil es…« Abermals zögerte sie, suchte sichtlich nach Worten. Was immer sie beschreiben wollte, entzog sich ihrem Sprachvermögen. »… weil es hier der Versorger ist. Der Motor. Der Schlund.«
    »Versorger von wem?«, wollte Kyrgon wissen. Er klang skeptisch.
    »Von allem«, antwortete Zamorra an ihrer Stelle. »Von diesem Haus. Ich hatte einen ähnlichen Eindruck, konnte mir aber nicht sicher sein. Nun, mit Ellies Bestätigung, hege ich keinen Zweifel mehr. Was wir eben erlebten, war quasi die Energieaufnahme dieses Hauses.«
    Kyrgon stieß Luft aus, winkte ab. Der Gedanke schien ihm mehr als lächerlich vorzukommen. »Professor, das ist ein Gebäude! Ein bizarres, übersinnliches - okay. Aber nichts mit eigenem Bewusstsein. Sie unterstellen einem leblosen Ding biologische Eigenschaften.«
    »Leblos?«, gab Zamorra zurück. »Nach allem, was wir gesehen haben, können wir uns dessen wirklich noch sicher sein? Denken Sie daran, wie das Haus selbst dem Monstrum die Asiatin brachte. Das Haus muss sie dorthin transportiert haben, irgendwie. Und Ben und Ellie haben selbst gesagt, dass sie mitunter das Gefühl haben, eine Art Haus-Bewusstsein zu erlauschen . Was spricht also dagegen, dass dieses Haus auch einen Mund hat?«
    »Und das ist alles, worum es hier geht?«, fragte Kyrgon, immer noch nicht überzeugt. »Futter für das Monstrum?«
    »Futter ja«, sagte Ben leise. »Aber auf andere Art, als Sie vielleicht denken. Als ich mich da unten auf das Vieh konzentrierte, war mir, als fräße es nicht der biologischen Nährstoffe wegen… Sondern, weil es etwas anderes von der Asiatin wollte. Und von jedem seiner vorherigen Opfer.«
    Nicole hob interessiert die Brauen. »Nämlich?«
    »Energie«, sagten Zamorra und Ellie gleichzeitig - und sahen sich verblüfft an.
    »Das ist es, oder?«, fragte das Mädchen.
    Der Dämonenjäger nickte. »Ich vermute es. Zumindest sagt mir mein Bauch das. Wollen Sie's erklären?«
    »Ich spürte eine Gier von dem Wurm ausgehen«, versuchte Ellie sich daran. »Aber keine nach Nahrung im herkömmlichen Sinne. Sondern nach Lebenskraft. Nach Energie. Was immer das Ungeheuer dort aufnimmt, geht an das Haus über. Es wandelt etwas um - und ich glaube, dieses Etwas ist die Lebenszeit seiner Opfer!«
    Ben eilte ihr zur Hilfe. »Verstehen Sie? Angenommen, Sie wären vierzig Jahre alt, hätten aber eine Gesamtlebenszeit von siebzig Jahren. Wenn dieses Vieh sie mit vierzig frisst, gehen die restlichen dreißig an das Haus über.« Hilfe suchend sah er von einem zum anderen. »Verzeihung, aber besser kann ich es nicht formulieren. Dafür sind die Eindrücke, die ich dort unten gewann, einfach zu abstrakt. Selbst das, was ich hier sage, ist mehr Mutmaßung denn Fakt.«
    Für einen Moment kehrte Stille ein. Zamorra wusste, dass er nichts davon beweisen konnte, aber er spürte tief drin, dass die Einschätzung der Campbells der Wahrheit recht nahe kam. Sie deckte sich mit seinem Bauchgefühl.
    »Ein Energievampir.« Kyrgon seufzte knurrend und lehnte sich zurück. »Wir sitzen im Labyrinth eines Energievampirs. Na großartig.«
    Dann begann Ellie Campbell zu schreien.
     
    LEVEL III
    Kapitel 8: Augen aus Höllenfeuer
    Feuer.
    Gestank.
    Schmerz.
    Er steht…
    … auf einem Felsvorsprung hoch in den Schwefelklüften und schaut hinab auf die Lavameere, die geschundenen Seelen und das Heer der Dämonen. Er empfindet Stolz bei diesem Anblick. Stolz, ein Teil dieser großen, ewiglichen Sphäre zu sein.
    Niemals.
    Feuer.
    Gestank.
    Schmerz.
    Er liegt…
    … im Thronsaal Stygias. Sie rekelt sich über ihm, nackt wie er, ebenso verführerisch wie abstoßend. Und er ist froh, an ihrer Seite sein zu dürfen. Er hat sich ihr verschrieben, denn er weiß, dass allein ihre Macht das Zeug hat, Äonen zu überdauern.
    Niemals. Das ist nicht wahr. Ich war nicht auf Seiten der Hölle, nie. Und überhaupt: Die Hölle war nicht ewiglich. Sie existiert nicht
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