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0963 - Wächter der Blauen Stadt

0963 - Wächter der Blauen Stadt

Titel: 0963 - Wächter der Blauen Stadt
Autoren: Manfred H. Rückert
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den Menschen gesehen - allerdings ohne die gläserne Halbkugel.
    »Ma sagte immer, dass so was ein Overall sei«, erinnerte sie sich.
    Kassandra fand es eigenartig, dass sich die Menschen verhüllten. Das Dämonenmädchen war es gewohnt, dass sie so gut wie nackt durch die Gegend lief und sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen.
    Andererseits… ihre Mutter Carrie Ann Boulder hatte immer davon geschwärmt, dass sie so gerne wieder einen körperbetonten Overall hatte anziehen wollen…
    »Ich probiere das einfach mal an«, nahm sich Kassandra vor.
    Sie schlüpfte zuerst in die Ärmel und versuchte, dann die Beine in den Anzug zu stecken. Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang es ihr schließlich, zuerst mit den Beinen und dann mit den Armen in den Overall zu gelangen.
    »Das sieht ja lustig aus.« Kassandra kicherte, als sie ihr Spiegelbild in dem durchsichtigen Glas betrachtete, hinter dem sich die Kleidung befunden hatte. Die Stiefel empfand sie als unangenehm, denn sie war das Laufen auf bloßen Sohlen gewohnt. Sie strich mit der behandschuhten Rechten über den linken Ärmel. Eins musste man den Unbekannten Schneidern lassen. Der Stoff fühlte sich angenehm auf der Haut an.
    »Und das Ding da?« Sie griff mit beiden Händen nach der Halbkugel und zog sie aus dem Genick nach vorne.
    Woher auch sollte sie wissen, dass es sich um einen der weißen Schutzanzüge handelte, die einst von den Silbermond-Druiden bei Weltraumeinsätzen benutzt worden waren? Sie hatte natürlich keine Ahnung, in was sie da hineingeschlüpft war.
    Der Verschluss des Raumhelms rastete am stählernen Kragenkreis ein.
    Es war ein eigenartiges Gefühl, mit einem Schlag von allen Tönen abgeschnitten zu sein.
    »Das ist aber komisch«, sagte sie.
    Die eigene Stimme kam ihr fremd vor.
    Das Atmen fiel ihr auf einmal schwer, dazu beschlug die Innenseite des Raumhelms. Das war auch kein Wunder, denn sie hatte die in den Gürtel installierten Sauerstoffvorräte durch eine Bewegung deaktiviert.
    Auch ein Dämon ist auf Sauerstoff angewiesen. Sonst kann er nicht überleben.
    Kassandra ging ein paar Schritte, sie legte beide Hände zuerst an den Oberkörper, dann gegen den Raumhelm. Sie wollte den Lebensretter im luftleeren Raum wieder genauso öffnen, wie sie ihn verschlossen hatte.
    Sie konnte nicht wissen, dass der Verschluss unterhalb des Halses hätte geöffnet werden müssen. In ihrer beginnenden Panik war sie zu keinem klaren Gedanken fähig.
    Kassandra sank auf die Knie. Aus großen Augen starrte sie auf den geöffneten Wandschrank, aus dem sie den Schutzanzug herausgeholt hatte. Sie schrie und weinte, dabei verbrauchte sie den ganzen Restsauerstoff.
    Als ihr Schreien und Zucken aufhörte, konnte sie schon nicht mehr bemerken, dass ein drei Meter großes Wesen den Raum betrat und sich an ihrem Todeskampf weidete.
    Sie wollte nicht sterben, und jetzt befand sie sich durch eigene Dummheit in einer Falle, die sie das Leben kostete. Und in diesem Augenblick raste der neu aktivierte Vibrationsalarm durch die Blaue Stadt!
    ***
    Zwei in dicke Winterkleidung gehüllte Männer materialisierten vor den vier Sikorsky-Helikoptern im ewigen Schnee. Sie mussten dagegen ankämpfen, dass sie von dem starken Wind nicht davon geweht wurden. Die Sichtverhältnisse waren durch das dichte Schneetreiben äußerst schlecht. Der etwas größere, dunkelblonde Mann war äußerst erregt.
    »Du bist der abgefeimteste Gauner, der mir jemals begegnet ist!«, schimpfte Professor Zamorra. »Und das will etwas heißen. Bring mich sofort wieder nach Sydney!«
    »Das sagtest du schon an den schneefreien Klippen, bevor du fast freiwillig die Winterkleidung anzogst«, brummte der Silbermond-Druide. Er musste sich anstrengen, den laut heulenden Wind zu übertönen. »Du wiederholst dich.«
    »Und du bist drauf und dran, unsere erst vor Kurzem erneuerte Freundschaft mit solchen Aktionen aufs Spiel zu setzen!«
    »Wir machen diesen Besuch ja nicht aus Spaß und nicht für mich, sondern für deinen Freund Robert Tendyke.«
    »Ich kündige euch beiden die Freundschaft.«
    »Mach das. Hey, wer ist das?«
    Avenge hieb Zamorra mit der behandschuhten Rechten auf die Schulter. Der Meister des Übersinnlichen kniff die Augen zusammen und blickte zu einem blauen Kreis in der Nähe, der nicht mehr als fünf Meter im Durchmesser betrug. Auf dem Kreis kniete ein großes Wesen mit Hörnern, die aus den Schläfen wuchsen und ledrigen Schwingen auf dem Rücken.
    »Ein Dämon«, sagte Zamorra
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