Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
096 - In Soho regiert der Tod

096 - In Soho regiert der Tod

Titel: 096 - In Soho regiert der Tod
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
schien Moses Langdon zu sagen. »J-u-l-i-e!«
    Oder war das jemand anders? Langdon hatte die Lippen nicht bewegt. Schlaff hing seine Unterlippe vor. Er könnte nicht gesprochen haben. Nicht mit dieser grauenvollen Verletzung. Er konnte nicht mehr reden. Er war tot!
    »J-u-l-i-e!« Da war die Stimme wieder.
    Tränen schossen dem Mädchen aus den Augen. »Ich halte das nicht aus!« schrie sie.
    »Julie, ich bin hier, um dich zu holen!« Das war nicht Moses Langdon. Es mußte sich noch jemand im Penthouse befinden. Ein Verrückter, der zuerst den Reporter umgebracht hatte, um sich anschließend ungestört ihr widmen zu können.
    Julie befand sich in heller Panik. Sie schaute sich gehetzt um, konnte durch den dichten Tränenschleier, der vor ihren Augen lag, kaum etwas wahrnehmen.
    Neben dem offenen Kamin! Stand dort nicht jemand? Eine bullige Gestalt? Julie wischte sich schluchzend die Tränen aus den Augen, doch es flossen gleich wieder neue nach.
    Aber für einen winzigen Moment sah sie klar.
    Und sie sah den Stecher von Soho!
    ***
    Da war er wieder, obwohl ihn Burt McDiarmid und Gordon Yates, ihre beiden Lebensretter, erschossen hatten. Obwohl er begraben worden war.
    All dem zum Trotz war er wieder da, stand vor ihr, diesmal nicht in einer dunklen Straße von Soho, sondern in ihrem Penthouse, und er hielt wieder dieses entsetzliche Messer in der Hand.
    Julies Verstand hakte völlig aus. Wie konnte ein Mensch, der erschossen und begraben worden war, plötzlich wieder vor ihr stehen?
    Sie sah ihn, und sie akzeptierte diese schreckliche Tatsache. Und sie wollte sich retten. Einmal war es ihr gelungen, dem Stecher zu entkommen, aber würde sie es noch einmal schaffen?
    Beim erstenmal waren ihr zwei Privatdetektive zu Hilfe gekommen. Diesmal war sie allein. Natürlich wohnten Menschen im Haus, aber bis einer von denen mitbekam, was sich hier ereignete, konnte es für Julie schon zu spät sein.
    Sie wollte etwas tun, womit Keenan Aprea nicht rechnete. Auf ihre Flucht war er eingestellt, aber was würde er tun, wenn sie ihn in ihrer wahnsinnigen Verzweiflung angriff?
    Sie stürmte los. Aprea wollte ihr den Weg zur Tür abschneiden, doch dorthin lief Julie nicht. Sie rannte zum offenen Kamin und stürzte sich förmlich auf den Feuerhaken.
    Sie griff danach und riß ihn aus dem Messingkübel, in dem er lehnte. Keenan Aprea erkannte, daß er falsch reagiert hatte, und kehrte sofort um.
    Mit erhobenem Messer wuchtete er sich dem Mädchen entgegen. Julie wandte sich ihm zu. Ihr Herz raste und drohte zu zerspringen. Sie schlug aus der Drehung zu und traf die Schläfe des Stechers.
    Keenan Aprea brach zusammen, als hätte ihn einer der Blitze getroffen, die über dem Penthouse aufflammten. Er schlug hart hin, und seine Hand öffnete sich.
    Das Messer rutschte einige Yards von ihm weg. Julie war in Schweiß gebadet. Verstört blickte sie auf den Mann, der reglos vor ihr lag. Hatte sie ihn erschlagen?
    Sie ließ den schweren Feuerhaken sinken. Es ging fast über ihre Kräfte, ihn noch länger festzuhalten. Sollte es ihr tatsächlich gelungen sein, dem grauenvollen Schicksal noch einmal zu entkommen?
    Sie wagte nicht, sich zu freuen. Ratlos stand sie da. Aprea schien tot zu sein.
    Zum zweitenmal tot!
    Julie ließ den Feuerhaken in den Messingkübel fallen. Das Gepolter war störend laut.
    Zwei Tote befanden sich in ihrem Penthouse. In ihren schlimmsten Träumen hätte sie sich so etwas Schreckliches nicht ausgemalt. Julie spürte, wie ihre Knie weich wurden.
    Gleich falle ich um! dachte sie. Ich brauche einen Drink…
    Und nach dem Drink mußte sie die Polizei anrufen. Oder sollte sie ihr Penthouse verlassen und die Polizei von einer Telefonzelle aus verständigen?
    Jetzt konnte ihr nichts mehr passieren. Keenan Aprea hatte Moses Langdon ermordet, und sie hatte Aprea erschlagen. Außer ihr war niemand mehr in der Wohnung.
    Sie nahm sich zuerst einen Whisky, um die aufgepeitschten Nerven zu beruhigen. Sie leerte das Glas, als befände sich Tee darin. Als sie es wegstellte, vernahm sie ein Geräusch.
    Sofort schnürte ihr die Angst wieder die Kehle zu. Woher kam dieses Schleifen und Kratzen? Julie blickte sich suchend um und machte eine haarsträubende Entdeckung: Das Messer des Stechers bewegte sich. Es rutschte über den Boden, auf Keenan Aprea zu. Er schien das Messer mit der Kraft seines Willens beeinflussen zu können.
    Er war nicht tot!
    Seine Augen waren offen, und er grinste Julie teuflisch an. Das Messer bewegte sich immer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher