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0959 - Der Fallbeil-Mann

0959 - Der Fallbeil-Mann

Titel: 0959 - Der Fallbeil-Mann
Autoren: Jason Dark
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möglich. Man hat ihn vergessen, man hat ihn ausgelassen. Man wollte keine Schande über den Namen bringen.«
    »Apropos Namen, Sir. Dieser Fallbeil-Mann muß doch auch einen haben.«
    »Sicher. Nur kenne ich ihn nicht, und das müssen Sie mir glauben, Mr. Sinclair. Ich hätte Ihnen den Namen sofort genannt, aber es ist leider nicht möglich. Wie gesagt, nehmen Sie meinen Vorschlag an, ziehen Sie sich zurück. Ich werde mit der Oberin sprechen.«
    »Wie heißt die Frau?«
    »Es ist Schwester Anna. Eine weise Frau, die das Leben kennt, obwohl sie in einem Kloster lebt. Sie nimmt die Dinge so, wie sie sind. Sie weiß, daß ihr und ihren Schwestern von einer anderen Macht eine schwere Prüfung auferlegt wurde. Da müssen die frommen Frauen durch. Der Fallbeil-Mann will es so.«
    Ich kam mit dieser Folgerung nicht zurecht. Sie war nichts für einen Mann wie mich, der es gewohnt war, gegen die Feinde zu kämpfen.
    Deshalb schüttelte ich auch den Kopf, obwohl ich Sir Vincent Mosley zustimmte. »Ich werde mich zurückziehen, aber nicht in mein Zimmer, sondern mich außerhalb des Schlosses aufhalten.«
    »Das bleibt Ihnen überlassen, Mr. Sinclair. Wenn es Ihnen nicht zu kalt ist, bitte. Ich muß telefonieren.«
    »Tun Sie das.«
    »Der Lord wählte die Nummer, während ich an den Kamin herantrat und mir noch einmal den dort liegenden Kopf anschaute. Er war noch immer von einer Rußschicht und von Blut an den Schnittstellen bedeckt. Das Gesicht war noch nicht sehr alt. Soviel ich erkennen konnte, zeigte die Haut keine Falten, aber der Blick dieser starren Augen traf mich schon hart. Es sah für mich so aus, als wollte mir die Tote einen Vorwurf machen, daß ich sie nicht gerettet hatte. Ich wandte mich wieder ab und spürte den Schauer auf meiner Haut. Der Lord hatte einige Male von einem Kloster gesprochen. Ich erinnerte mich daran, es auf der Herfahrt gesehen zu haben. Zwar nur aus der Ferne, und ich hatte auch ein Hinweisschild entdeckt, aber ich wußte, wie ich es erreichen konnte, wenn nötig. Und wahrscheinlich würde ich das noch in dieser Nacht tun.«
    Sir Vincent Mosley hatte wieder aufgelegt. Er blieb neben dem Telefon stehen und schaute mich an. »So, Mr. Sinclair, aus meiner Seite ist alles erledigt.«
    »Sehr gut«, sagte ich.
    »Und wie haben Sie sich entschieden?«
    »Es bleibt dabei. Ich werde nicht hier im Schloß bleiben und mich draußen umsehen.«
    »Das ist mir auch recht.«
    »Eine Frage hätte ich noch«, sagte ich beim Gehen. »Dauert es lange bis die Nonnen hier sind?«
    Der Lord schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht. Die Oberin will sofort losfahren.«
    »Und wie hat sie reagiert, als sie hörte, was in dieser Nacht passiert ist?«
    Sir Vincent überlegte nicht lange. »Sehr gut, würde ich sagen. Sie hat es aufgenommen wie immer. Was hätte sie auch tun können?«
    »Sich wehren, Sir. Oder will sie so lange warten, bis alle ihre Schwestern ermordet worden sind?«
    »Das glaube ich nun doch nicht.«
    »Ich werde mit ihr reden.«
    »Das dachte ich mir. Aber lassen Sie die Frauen erst einmal die sterblichen Überreste holen. Sprechen können Sie später mît ihnen.«
    »Mal sehen«, sagte ich nur und verließ das Schloß.
    ***
    Es war eine Nacht, in der sich die feuchten Tücher gebildet hatten, die nun über den Wiesen, Hügeln und Wäldern hingen, als wollten sie die gesamte Landschaft umschmeicheln und umfangen. Es wäre romantisch gewesen, hätte ich dies alles am Tage sehen können, so aber kam die Dunkelheit der Nacht hinzu und sorgte dafür, daß ein menschliches Auge seine Grenzen aufgezeigt bekam.
    Ich hatte meinen Wagen zwar vor dem Schloß abgestellt, aber er stand so, daß er nicht sofort entdeckt werden konnte, denn eine Buschgruppe deckte ihn zu einer Seite hin ab. Und den anderen Schutz gab ihm die Finsternis.
    Ich passierte ihn und fand einen sehr schmalen Weg, der mich um den Bau herum zur Rückseite führte, wo auch der Teich lag und die Trauerweiden standen.
    Das kleine Gewässer selbst wurde von einer dichten Rasenfläche umschlossen, auf der Laubbäume wuchsen, die zu dieser Jahreszeit wie nackte Figuren wirkten, die in der Kälte erstarrt waren.
    Die Luft war kalt. Knapp über dem Gefrierpunkt lagen die Temperaturen.
    Der Frühling, der zwar angesagt war, ließ sich Zeit bei seinem Kommen.
    Sicherlich würde es noch Wochen dauern, bis wir ihn begrüßen konnten.
    Meine Füße bewegten sich über den Rasen hinweg. Selbst in der Dunkelheit warfen die Bäume Schatten, und den
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