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0957 - Der schwarze See

0957 - Der schwarze See

Titel: 0957 - Der schwarze See
Autoren: Andreas Balzer
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ganz so, wie Sie sich das vorgestellt hatten, was?«, ätzte Nicole. »Lassen Sie mich da runter. Ich bin die Einzige, die wenigstens den Hauch einer Chance hat, diese Bestie aufzuhalten.«
    Antonio Álvarez sah sie skeptisch an. »Ihr Mut ehrt Sie, aber wir wollen doch die Reihenfolge einhalten. Zuerst ist es an Señorita Vásquez, das Publikum zu erfreuen. Domingo, Esteban!«
    Die Angesprochenen packten Paula und schoben sie zu der Luke. Entsetzt sah die Reporterin Nicole an.
    »Los, runter mit der Schlampe!«, schrie Antonio Álvarez.
    Mit höhnischem Gelächter stießen Domingo und Esteban die junge Reporterin durch die Luke und warfen Schild und Schwert hinterher. Hart kam Paula auf dem Boden auf, nur wenige Meter von der dämonischen Kreatur entfernt, die sie neugierig ansah. Panisch griff die Reporterin nach den Waffen, die ihr doch keinen Schutz bieten würden.
    Und dann wusste Nicole, was zu tun war. Es war ein verzweifelter Plan, und die Chance, dass er aufging, lag fast bei null. Aber immerhin war es ein Plan. Álvarez und seine Schergen waren so abgelenkt von dem sadistischen Schauspiel, dass für einen Moment niemand auf sie achtete.
    Nicole spannte die Muskeln an und warf sich auf Álvarez, der mit breitem Grinsen vor der Luke stand und auf die Journalistin herabsah. Der Zuckerbaron war viel zu überrascht, um reagieren zu können. Der Schwung beförderte sie beide geradewegs durch die geöffnete Luke.
    Der Aufprall jagte Schockwellen durch Nicoles Körper, deutlich spürte sie, wie die gerade wieder zugewachsene Wunde aufriss und warmes Blut ihre Kleidung durchtränkte. Doch das Adrenalin trieb sie vorwärts, ließ sie den Schmerz kaum wahrnehmen.
    Die Dämonenjägerin stieß Álvarez von sich und kam taumelnd auf die Beine. Der Zuckerbaron spuckte Dreck aus und sah sich verstört um. »Mein Gott, was haben Sie getan?«, fragte er. »Was haben Sie getan?«
    »Ich mache das, wovon Sie die ganze Zeit faseln«, erwiderte die Dämonenjägerin ungerührt. »Ich gebe den Leuten eine gute Show.«
    Verängstigt sah der Patriarch auf die versammelte Menge, die nun ein ganz besonders Spektakel geboten bekommen würde. Das Ende ihres Arbeitgebers.
    »Domingo, Esteban!«, schrie der alte Mann. Seine Stimme klang dünn und unnatürlich hoch. »Holt mich hier raus! Bei allen Heiligen, holt mich raus!«
    Hilflos starrten die Männer auf ihren Boss herab. Selbst wenn sie sich getraut hätten, durch die Öffnung nach unten zu greifen, waren sie viel zu hoch, um Álvarez nach oben zu ziehen.
    »Ein Seil«, keuchte Esteban. »Wir brauchen ein Seil.«
    »Dann hol eins, um Gottes willen. Aber schnell, sonst lernst du meinen Ochsenziemer kennen.«
    »Sie sollten etwas netter zu Ihren Leuten sein. Sonst überlegen die sich das und lassen Sie hier unten«, sagte Nicole. »Nur ein kleiner Rat.«
    »Was um Gottes willen soll das?«, fragte Paula. Die Reporterin hatte sich einigermaßen gefangen und wirkte jetzt ruhiger als Álvarez. »Was tust du hier?«
    »Dich retten - hoffe ich.«
    »Hoffst du?«, fragte Paula. Sie deutete auf die Kreatur an, die sie nun lauernd umkreiste. »Warum greift sie nicht an?«
    »Keine Sorge, das wird sie. Aber ihr erster Blutdurst ist gestillt, und wir haben sie neugierig gemacht. Sie will erst wissen, womit sie es zu tun hat.«
    Paula warf einen hasserfüllten Seitenblick auf Álvarez. »Warum werfen wir ihr nicht diesen Drecksack zum Fraß vor und verschaffen uns damit ein bisschen Zeit?«
    Nicole grinste. »Glaub mir, der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Aber dann wären wir keinen Deut besser als er.«
    In diesem Moment kam Esteban zurück. Er hatte eine Strickleiter bei sich, die er eilig an der Luke befestigte und hinunterließ, während die anderen Männer ihre Waffen auf Nicole und Paula richteten.
    »Nur Don Antonio!«, schrie Esteban. »Die anderen bleiben unten, sonst durchsieben wir euch.«
    »Tja, meine Damen, ich fürchte, das war es dann. Viel Spaß noch!«
    Mit einem hysterischen Lachen griff Álvarez nach der Strickleiter und kletterte die ersten Sprossen hoch. Für ein paar Sekunden achtete niemand auf die Bestie - und das erwies sich als fataler Fehler. Mit einem Riesensatz sprang die Gottesanbeterin auf Álvarez zu. Der Zuckerbaron bemerkte die Attacke gerade noch rechtzeitig, um die Leiter loszulassen und sich fallen zu lassen. Die Kreatur verfehlte den Patriarchen um wenige Zentimeter und krachte gegen die Arenawand, die so heftig erzitterte, dass die Menge panisch
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