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0956 - Die Todeszone

0956 - Die Todeszone

Titel: 0956 - Die Todeszone
Autoren: Andreas Balzer
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»Warum tue ich mir das nur immer wieder an? Ich bin definitiv zu alt für diesen Scheiß!«
    Unwillkürlich musste Paula grinsen. Fernando war gerade mal Mitte 30, nicht einmal zehn Jahre älter als sie. Er war ein brillanter Fotograf, aber ihm fehlte der brennende Ehrgeiz, der die junge Reporterin antrieb. Dabei ging es Paula Vásquez am wenigsten darum, möglichst schnell die Karriereleiter hinaufzusteigen, obwohl sie sich für ihr junges Alter schon einen beachtlichen Namen - und nicht wenige Feinde - gemacht hatte. Paula war Journalistin mit Leib und Seele, und nichts trieb sie mehr an als eine Geschichte, die die Mächtigen des Landes um jeden Preis zu unterdrücken versuchten.
    La Voz , die Zeitung, für die Paula und Fernando arbeiteten, gehörte zu den wenigen Presseorganen des Landes, die sich nicht einschüchtern ließen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten wenigstens ab und zu Geschichten veröffentlichten, die die Regierung in Bedrängnis brachten.
    Die junge Reporterin hörte, wie Fernando die Wand neben der Tür abtastete, und dann flammte grelles Neonlicht auf und enthüllte ihre Umgebung. Sie befanden sich in einem etwa 15 Quadratmeter großen, völlig fensterlosen Raum, der offenbar als eine Art Kontrollstation diente. An zwei Wänden standen lange Tische, die mit Tastaturen und Monitoren bedeckt waren.
    »Na sieh mal einer an«, sagte Fernando, und stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Wo sind wir denn hier gelandet?«
    »In einem Hobbykeller für Computerfreaks?«, fragte Paula. Sie setzte die Schirmmütze ab, die ihre rotbraunen Locken mehr schlecht als recht verdeckte, und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Auch an ihr war die Aufregung der letzten Stunden nicht spurlos vorübergegangen. »Bringt uns das irgendwie weiter?«
    »Das werden wir gleich sehen.« Paula war die journalistische Spürnase der beiden, aber Fernando besaß ein fast traumwandlerisches Gespür für Technik. Grinsend ließ sich der große Fotograf auf einem Bürostuhl nieder und betätigte ein paar Knöpfe und Regler. Sofort erwachte ein halbes Dutzend Bildschirme zum Leben. Sie zeigten leere Räume und verschiedene Außenbereiche der Anlage, wo Soldaten in der prallen Mittagssonne Lkws entluden oder das automatische Tor am Eingang des Militärkomplexes bewachten.
    Aber nichts, was ihnen verriet, was hier draußen im Dschungel wirklich vor sich ging. Es hatte für einige Aufregung gesorgt, als das Innenministerium einen Reaktorzwischenfall in Amazonien eingestanden hatte. Die meisten Medien hatten sich jedoch mit den offiziellen Verlautbarungen zufrieden gegeben, dass eine große Katastrophe wie in Tschernobyl gerade noch hatte verhindert werden können und die vorübergehende Absperrung eines größeren Dschungelgebiets eine reine Vorsichtsmaßnahme sei, die voraussichtlich in wenigen Tagen wieder aufgehoben werden konnte. Niemand war auf die Idee gekommen, sich über die Warnungen der Regierung hinwegzusetzen und selbst in ein Gebiet zu fahren, das weit außerhalb dessen lag, was die meisten Reporter unter Zivilisation verstanden und außerdem als extrem gefährlich galt.
    Bis auf Paula. Es hatte sie einige Mühe gekostet, Fernando zu überreden mitzukommen. Und auch ihr Chefredakteur war zunächst alles andere als begeistert gewesen, hatte ihr aber schließlich jede Unterstützung zugesagt. Schon die ersten Eindrücke vom Krisengebiet hatten Paulas Misstrauen erregt. Die Militärpräsenz war überwältigend, aber nichts deutete wirklich auf eine Nuklearkatastrophe hin. Vielmehr sah es so aus, als bereiteten sich die Streitkräfte auf eine Invasion vor.
    Sie entdeckten bei ihren Erkundungen weder Männer in Schutzanzügen oder improvisierte Krankenlager, noch zeigte ihr selbst mitgebrachter Geigerzähler ungewöhnliche Werte. Dafür waren die Soldaten, denen sie begegneten, bis an die Zähne bewaffnet, und der Strom der Einsatzkräfte, die ins Krisengebiet verlegt wurden, schien nicht abzureißen. Zentrum des geheimnisvollen Aufmarsches war offenbar eine in aller Eile errichtete Militärbasis unmittelbar am Rand der abgeriegelten Zone.
    Also hatte Paula beschlossen, diesem Hauptquartier einen Besuch abzustatten. Die Menschen in dieser Gegend waren selbst für kolumbianische Verhältnisse arm. Und so hatte sich ein Bauer, der die Basis mit Obst und Gemüse belieferte, schließlich bereit erklärt, die beiden Journalisten für ein Mehrfaches seines Jahresverdienstes mit seinem Lkw hineinzuschmuggeln.
    Paula konnte immer
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