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0956 - Die Todeszone

0956 - Die Todeszone

Titel: 0956 - Die Todeszone
Autoren: Andreas Balzer
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Höflichkeitsfloskeln auf.
    »Was gibt es Neues, Dick?«
    Diesmal widersprach Devaine nicht. Tatsächlich war sein Freund und Mentor der einzige Mensch auf der Welt, der ihn so nennen durfte.
    »Es ist schlimmer, als wir befürchtet hatten.«
    In knappen Worten berichtete Devaine von Jesús Perditos Verwandlung in ein mordgieriges Monstrum.
    »Also ist es ansteckend. Was immer es ist, womit wir es hier zu tun haben, es breitet sich aus.«
    »Es sieht ganz danach aus.«
    »Gottverdammt!« Einen Moment schwieg Cummings, um das Gehörte zu überdenken, dann sagte er: »Sie wissen, was das bedeutet. Wir dürfen kein Risiko eingehen.«
    Eine unsichtbare Schlinge schien sich um Devaines Hals zu legen. Seine Stimme klang belegt, als er seinem Vorgesetzten antwortete: »Glauben Sie wirklich, dass das nötig ist, Will? Das ist eine sehr extreme Maßnahme.«
    »Es ist auch eine sehr extreme Situation, Dick. Wir wussten, dass dieser Moment eines Tages kommen würde. Wenn wir jetzt nicht handeln, kann es zu spät sein. Denken Sie an Gabun.«
    »Ehrlich gesagt versuche ich, das zu vermeiden, Sir. Aber Sie können sich auf mich verlassen.«
    »Gut. Was ist mit diesem Zamorra? Wird er Schwierigkeiten machen?«
    Cummings war skeptisch gewesen, als Devaine vorgeschlagen hatte, den Parapsychologen einzuweihen, aber er hatte sich überzeugen lassen. Schließlich gab es weltweit keinen größeren Experten auf diesem Gebiet. Es wäre fahrlässig gewesen, auf seine Hilfe zu verzichten. Aber es war tatsächlich fraglich, ob der Franzose auch den nächsten Schritt mittragen würde. Denn Devaine hatte nicht untertrieben. Es war eine extreme Maßnahme.
    »Ich kümmere mich darum, Will. Es wird keine Probleme geben.«
    »Halten Sie mich auf dem Laufenden. Alles Gute, Dick!«
    »Danke, Sir.«
    Richard Devaine unterbrach die Verbindung und nahm einen großen Schluck Whiskey. Er fühlte sich wie betäubt. Alte, tief in seinem Innersten vergrabene Erinnerungen drängten an die Oberfläche. Er sah schrecklich entstellte Leiber. Männer, Frauen, Kinder, noch nicht alle von ihnen tot. Er sah, wie die unermüdlichen Flammenwerfer ihre Arbeit taten, konnte den von menschlichem Fett gesättigten schwarzen Rauch fast riechen. Cummings hatte recht, es gab keine andere Möglichkeit.
    Er entsicherte seine Waffe, steckte sie zurück ins Holster und verließ den Raum. Er hatte eine Verabredung mit Professor Zamorra.
    ***
    »Sie wollen was?«
    Zamorra konnte kaum glauben, was er gerade gehört hatte. Richard Devaine zündete sich eine Zigarette an, ignorierte Nicoles missbilligenden Blick und nahm einen tiefen Zug. Dann wiederholte er seinen ungeheuerlichen Plan. Er klang dabei so ruhig und sachlich, als erkläre er die Funktionsweise der büroeigenen Kaffeeautomaten.
    »Sobald die Sonne aufgegangen ist, stelle ich ein Team zusammen. Dann werden wir mit einem gepanzerten Fahrzeug so weit es geht in die Anomalie eindringen und eine Atombombe zünden.«
    »Das ist völliger Irrsinn!«, sagte Nicole.
    »Wir haben keine andere Wahl.«
    »Natürlich haben Sie die«, fuhr Nicole den CIA-Mann aufgebracht an. »Da draußen leben Menschen!«
    »Der Kollateralschaden wäre minimal«, sagte Devaine. Nur ein leichtes Zittern seiner Hand verriet, dass die Nerven des Amerikaners zum Zerreißen gespannt waren. »Es ist nur eine kleine Bombe, 25 Kilotonnen, das ist gerade mal das Doppelte von Hiroshima, kaum mehr als Nagasaki.«
    »Und da ist ja bekanntlich auch nicht viel passiert«, giftete Nicole.
    »Das Gebiet, mit dem wir es hier zu tun haben, ist sehr viel größer, die nächsten Städte werden so weit vom Ground Zero entfernt sein, dass sie nicht in Gefahr sind.« Devaine nahm einen weiteren Zug. Er starrte einen Moment stumm auf den Boden, doch als er weitersprach, sah er Nicole direkt in die Augen. »Was das Gebiet innerhalb der Sphäre betrifft: Wir gehen davon aus, dass dort sowieso niemand mehr lebt.«
    »Aber Sie wissen es nicht. Und was ist mit den Spätschäden? Die Strahlung und der Fallout könnten auch die Menschen außerhalb der Todeszone bedrohen. Einschließlich Ihrer eigenen Leute.«
    »Das müssen wir riskieren, Miss Duval. Was immer sich da draußen eingenistet hat, wir müssen es aufhalten, bevor wir völlig die Kontrolle verlieren. Wenn wir ein paar Opfer in Kauf nehmen müssen, damit sich so etwas wie bei Jesús Perdito nicht tausendfach wiederholt, kann ich damit leben.«
    Ein weiteres Beben erschütterte den kleinen Besprechungsraum, in dem sie
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